Euro, Dollar, Zins-Spagat Das Gold-Hoch, das nur ein halbes Hoch ist
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– diese imposante Zahl schwappte am Montag aus der Börse in die Medien. So viel kostete eine Feinunze Gold (31,1 Gramm) kurzzeitig. So viel wie nie zuvor.
Für deutsche Goldbesitzer und alle anderen in der Eurozone ist das eine gute Nachricht. Denn der neue Rekord ist in Euro aufgestellt. Und das ist ja, was hierzulande zählt. Man könnte aber sagen, dass das nicht gerade die Heimatwährung des Goldpreises ist. Denn jener in Zeitung und Internet lautet auf US-Dollar, und da sieht die Welt anders aus. Der bisherige Rekord stammt vom 6. September 2011 und liegt bei 1.895,00 Dollar (London Fixing nachmittags). In Euro lag die Unze damals noch bei 1.350,30. Vergangenen Montag kostet eine Unze 1.527,27 Dollar und liegt damit fast 20 Prozent unter dem Höchststand.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Man ahnt es bereits – der Schlüssel für die Lücke liegt im Wechselkurs zwischen Dollar und Euro. Und der wiederum hängt an der unterschiedlichen Geldpolitik der Wirtschaftsräume und entsprechend am Zinsniveau. Bis 2011 standen Euro-Goldanleger im Vergleich zu ihren Dollar-Mitstreitern nicht gut da, weil Gold zwar teurer wurde, der Dollar aber an Wert verlor, was den Gewinn in Euro auffraß. Was übrigens ein nicht unüblicher Zusammenhang ist. Seit 2011 legte aber der Dollar kräftig zu und bescherte Euro-Anlegern Rückenwind. Das lag unter anderem an der sich umkehrenden Zinsspanne.
2011 lag der Leitzins in der Eurozone in der Spitze bei 1,5 Prozent, dann ging es bis auf 0 Prozent im Frühjahr 2016 abwärts. Im Umkehrschluss stieg in den USA der Leitzins von 0-0,25 Prozent Ende 2015 auf 2,25-2,50 Prozent im Dezember 2018. Die Zinsdifferenz drehte sich also von 1,5 Prozent für die Eurozone auf 2,25 Prozent für die USA. Plus einen respektablen Boom für die Amerikaner und einen So-lala-Aufschwung für die Euros.