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Fintech-Chef Stephan Schug „Ein Berater für alle Vermögensfragen“

Stephan Schug: Der Co-Chef beim Fintech Wealthpilot erklärt im Interview die sogenannte hybride Vermögensberatung.
Stephan Schug: Der Co-Chef beim Fintech Wealthpilot erklärt im Interview die sogenannte hybride Vermögensberatung. | Foto: wealthpilot GmbH

DAS INVESTMENT: Was sind die Gründe für die aktuelle Kooperation mit der Helvetia?

Stephan Schug: Kern unseres Angebots ist eine zentrale Lösung für den hybriden Beratungsprozess, also für eine Kombination aus digitaler und persönlicher Vermögensberatung. Das passt gut zur Digitalisierungsstrategie der Helvetia Leben: Wealthpilot ist bereits mittels einer eigens programmierten Live-Schnittstelle an die Versicherung angedockt. So machen wir die Werte der Leben-Fondspolicen für Versicherungskunden transparent und er kann die Entwicklung der Versicherungssumme, ähnlich wie in einem Depot, mitverfolgen. Und im Sinne von Multibanking steht Vertriebspartnern damit sowohl ein attraktives Echtzeit-Reporting der Lebensversicherungsverträge ihrer Kunden als auch die Erfassung der aktuellen Gesamtvermögen über eine Web-App zur Verfügung. So können sie die Kunden mit Blick auf das komplette Vermögen noch besser ganzheitlich betreuen und ihnen weitere passende Produkte zur Abrundung der Anlagestrategie anbieten. Diese erstmalige Kooperation mit einem Versicherer bedeutet für uns selbst den nächsten Schritt auf dem Weg zu unserer Vision einer automatisierten Vermögensbilanz mit allen Assetklassen.

Wie sehen Ihre geplanten Kooperationen im Bankenbereich aus?

Mit der Bafin-Zulassung als Kontoinformationsdienst im Rahmen der europäischen PSD2-Richtlinie haben wir 2019 einen wichtigen Meilenstein erreicht, denn dies bestätigt, dass wir die strengen Auflagen der Richtlinie auf Bankenniveau erfüllen. Das Alleinstellungsmerkmal von Wealthpilot geht allerdings darüber hinaus: Über eigens programmierte Schnittstellen können wir unsere Software-Plattform für jede Bank oder Versicherung nutzbar machen. Diese Direktschnittstellen bauen wir sukzessive aus. Das gibt uns die Möglichkeit, einen Großteil der deutschen Banken- und Versicherungslandschaft direkt an unsere Plattform anzudocken, von Genossenschafts- über Privatbanken bis hin zu Sparkassen. Unser aktueller Fokus im Bankenbereich liegt auf dem genossenschaftlichen und dem Sparkassen-Sektor. Hier sind wir in den vergangenen Jahren stark gewachsen, und bei Volksbanken aller Größenordnungen vertreten: Das zeigen die Volksbanken unter anderem in Berlin, Münster und Bocholt, mit denen wir bereits kooperieren. Wir arbeiten aktuell an weiteren Kooperationen mit Banken in diesem Bereich.

Was unterscheidet Ihr Angebot von dem anderer Robo-Advisors?

Wir sehen unsere Rolle darin, die hybride Vermögensberatung einer breiten Anlegerschaft zugänglich zu machen. Das schätzen auch unsere Bankkunden, denn ihnen geht es nicht um die Ersetzung von Beratern, sondern um Effizienz- und Qualitätssteigerung, gebündelt mit dem persönlichen Beratungsaspekt. Wealthpilot setzt schon vor der reinen Anlage am Kapitalmarkt an – wir wollen, dass Endkunden jederzeit volle Kontrolle über all ihre Finanzen haben und dadurch ihre finanziellen Lebensziele schneller oder überhaupt erreichen. Diese Möglichkeiten kamen bisher allerdings nur für sehr vermögende Kunden in Frage. Um diese Vermögenssteuerung breit zugänglich zu machen, aggregieren, planen und reporten wir automatisiert liquide Vermögenswerte ebenso wie illiquide Vermögenswerte aller Anlageklassen. Im nächsten Schritt setzt dann wieder der menschliche Vermögensberater an und kann entscheiden, in welchem Kundensegment er wann aktiv wird. So ermöglichen wir dem Vermögensberater eine Kombination aus digitaler und persönlicher Vermögensberatung.

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Welche Kunden sind die Zielgruppe des hybriden Vermögensmanagements?

Wealthpilot ist in allen drei Säulen der deutschen Bankenbranche vertreten sowie bei Vermögensberatern und -verwaltern. Wir können überall helfen, wo persönliche Vermögensberatung stattfindet und auch in Zukunft stattfinden soll, obwohl der Kostendruck dafür steigt. Wer mit uns hybrides Vermögensmanagement betreibt, hebt sich vom Wettbewerb ab und positioniert sich bei Endkunden als primärer Vermögensberater für alle Vermögensfragen. Dies ermöglicht Beratern nahtloses Cross-Selling zwischen allen Anlagebereichen und Kundensegmenten. Wealthpilot löst also auch interne Silos zum Beispiel innerhalb einer Bank auf, falls es diese gibt. Und dank Skaleneffekten sinken die Kosten für die Software natürlich auch mit steigender Zahl an Endkundennutzern.

Wie dürfte sich die digitale Beratung nach der Corona-Krise entwickeln?

Wir sehen derzeit durch Corona bei den Banken eine Beschleunigung, sowohl in der Digitalisierung als auch in den Plänen zur hybriden Beratung. Gerade zweiteres liefert die Antwort für die Schwierigkeiten durch Corona in der Finanzbranche. Der Endkunde will gerade in Krisenzeiten einen persönlichen Coach an seiner Seite wissen, der ihn in allen Vermögensfragen transparent und ganzheitlich berät. Die hybride Beratung ermöglicht diesen persönlichen, mehr coaching-basierten Beratungsansatz, da sowohl Kunde als auch Berater automatisiert alle Vermögenswerte jederzeit einsehen, virtuell besprechen und daraus Handlungsempfehlungen ableiten können. So nähern wir uns immer mehr unserer Vision der Demokratisierung von professionellem Wealth Management für den Endkunden.


Über den Interviewten:

Stephan Schug ist Mitgründer und Co-Geschäftsführer des Münchener Fintech-Unternehmens Wealthpilot. Der Anbieter cloud-basierter Software für die hybride Vermögensberatung ist seit 2017 am Markt und richtet sich unter anderem an Kreditinstitute, Versicherungen und Vermögensverwalter. Aktuell hat das Technologieunternehmen die Volksbank Mittelhessen und den Versicherer Helvetia als Kunden gewonnen.

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