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Flossbach von Storch Warum die Nachrichtenflut Anlegern zu schaffen macht

Die US-Oppositionsführerin Nancy Pelosi zerreißt Trumps „State-of-the-Union“-Rede: Über die täglichen „Breaking News“ hinaus sollten Anleger langfristige ökonomische Fakten im Blick behalten.
Die US-Oppositionsführerin Nancy Pelosi zerreißt Trumps „State-of-the-Union“-Rede: Über die täglichen „Breaking News“ hinaus sollten Anleger langfristige ökonomische Fakten im Blick behalten. | Foto: imago images / ZUMA Press

„Einigung im Handelskrieg“, „Zölle auf europäische Waren“ oder „Konflikt in Nahost“ für Anleger stellt sich bei solchen „Breaking News“ immer die Frage: Handelt es sich um ein „Signal“, das ernsthaft Auswirkungen auf die Märkte haben wird und mit dem sich Anleger näher beschäftigen sollten? Oder ist es „Noise“, also Geräusch, das die Märkte höchstens kurzzeitig beeinflusst? Dafür liefert der Konflikt in Nahost ein gutes Beispiel. So tragisch die Ereignisse und die damit verbundenen Schicksale sind: Wir glauben , dass das aktuelle Geschehen den Markt nicht langfristig beeinflussen wird.

Die Bewertung von Nachrichten ist wichtig

Für Anleger ist es bei jeder Nachricht demnach wichtig, abzuschätzen, wie sie den fairen Wert der Unternehmen, in die sie investiert sind, beeinflussen können. Wie wirken sich also politische oder wirtschaftliche Ereignisse auf Gewinn, Umsatz oder Marge aus? Ob in einigen Monaten die Kurse tatsächlich höher oder niedriger liegen, kann niemand seriös prognostizieren. Warum nicht? Aktienkurse spiegeln wider, was der Markt befürchtet oder erhofft. Und das wird, zumindest kurzfristig, nicht immer mit den Tatsachen übereinstimmen. Bei längeren Zeiträumen reduziert sich der Noise-Effekt und die ökonomischen Fakten haben mehr Gewicht. Und diese sind deutlich berechenbarer als Schlagzeilen.

Auf die wirklich wichtigen Entwicklungen achten

Einige wirklich wichtige Entwicklungen haben wir vor 18 Monaten richtig analysiert: Dass die Zinsen nicht (wie am Markt erwartet) steigen werden. Dass wir keine globale Rezession bekommen werden. Dass der Brexit wenig Relevanz für die Märkte haben wird. Dennoch konnten wir nicht wissen, dass der weltweite Aktienmarkt für Euro-Anleger im vergangenen Jahr um 30 Prozent zulegen würde.

Kurzfristige Kursprognosen sind unzuverlässig

Auf längere Sicht, also beispielsweise für einen Fünf-Jahres-Zeitraum, sind Prognosen hingegen deutlich verlässlicher. Denn dann werden die Erwartungs- und Hoffnungswerte wieder geglättet. Was langfristig wichtig ist, sind wirtschaftliche Daten, also beispielsweise die Gewinnentwicklung. Und viele „News“ haben auf die Margen von Unternehmen auf Sicht von mindestens fünf Jahren kaum Auswirkungen. Die Zinsentwicklung ist hingegen wichtig und ein Signal. Doch die Wahrscheinlichkeit für eine Zinswende ist etwa durch den Konflikt im Nahen Osten kaum gestiegen. Der Konflikt dürfte die Wirtschaft nicht gerade stimulieren. Die Zinsen müssten also niedrig bleiben oder sogar noch tiefer fallen. Andererseits verstärkt ein Anstieg des Ölpreises die Inflation, weshalb manche Marktteilnehmer einen Zinsanstieg erwarten könnten.

Notenbanken am Point of no return

Hinzu kommt: Wir haben ein Jahrzehnt der tiefen Inflation erlebt. Wir wären nicht überrascht, wenn in der vor uns stehenden Zehn-Jahres-Periode die durchschnittliche Inflation höher liegen würde. Dennoch glauben wir nicht, dass die Zinsen steigen werden. Denn bei der Europäischen Zentralbank (EZB) ist ähnlich wie bei der Bank of Japan der „Point of no return“ erreicht. Die Piloten an der Spitze dieser Notenbanken können nicht mehr umkehren, da Japan, aber auch manche Schuldnerländer im Euroraum eine nennenswerte Zinserhöhung nicht verkraften könnten.

Weltzins bleibt tief

Der Weltzins wird also niedrig bleiben. Denn unserer Ansicht nach wird er derzeit vor allem in Frankfurt und Tokio gemacht. Und da sich hier kaum etwas verändern wird, wird sich der US-Zins auf lange Sicht an diese Entwicklung ankoppeln und nachziehen.

Anlegen statt sparen

Was bedeutet das für Investoren? 2019 war für Anleger ein Jahr, in dem mit Aktien, Gold und Anleihen Gewinne möglich waren. Anleger konnten also kaum etwas falsch machen, so scheint es. Allerdings war der Großteil der Deutschen nicht investiert. Große Vermögen waren auf Tages- oder Festgeldkonten geparkt. Somit gingen die meisten leer aus. Denn die Nullzinspolitik der EZB ließ die Einlagenzinsen mehr und mehr zusammenschmelzen (wenn es sie überhaupt noch gab).

Die Null für klassische Sparprodukte steht

Dabei half es wenig, dass die Inflation in den vergangenen zehn Jahren meist unter dem Zwei-Prozent-Ziel der EZB blieb. Anleger konnten mit Banksparprodukten den Kaufkraftverlust in der Regel nicht ausgleichen. Und ob die Inflation so niedrig bleiben wird, ist nicht sicher. Fest steht aber: Die Null als Ergebnis für klassische Sparprodukte steht auch in der Zukunft! Wenn man sie überhaupt noch ergattern kann. Und in den nächsten Jahren dürften in Deutschland auch noch die Bankgebühren steigen.

Was, wenn die Strafzinsen flächendeckend kommen?

Wenn es künftig auch bei Sparern mit Guthaben von weniger als 100.000 Euro regelmäßig negative Zinsen geben sollte, könnte sich der Aggregatzustand der Anleger ändern. Diese These stellte Bert Flossbach bereits vor einigen Jahren auf. Sie bedeutet nichts anderes, als dass Negativzinsen Anleger (endlich) dazu motivieren dürften, umzudenken und ihr Geld lieber in rentierliche Anlagen zu stecken, auch wenn derzeit noch nicht viel davon zu bemerken ist.

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