Vor Gericht und auf hoher See sind wir in Gottes Hand, sagt ein altes Sprichwort. Aber auch heutzutage haben viele Menschen hierzulande ein unsicheres Gefühl, wenn es um rechtliche Streitigkeiten geht. Sie werden oft als langwierig angesehen und auch die Angst vor hohen Kosten eines Rechtsstreits bereitet Verbrauchern Sorge. Das zeigt eine Online-Umfrage der Meinungsforscher von Yougov, die repräsentativ für die Bevölkerung ab 18 Jahren hierzulande ist. Im Auftrag des deutschen Gesamtverbands der Versicherer (GDV) interviewten sie Mitte Oktober rund 2.000 Erwachsene. 

 

An eine Rechtsschutzversicherung haben die Verbraucher demnach konkrete Erwartungen: Vier von fünf Befragten ist ein schneller und einfacher Zugang zur Rechtsberatung (86 Prozent) und die Empfehlung von spezialisierten Anwälten vor Ort (82 Prozent) wichtig. Für knapp 80 Prozent ist auch eine direkte rechtliche Beratung und außergerichtliche Vertretung beim Kontakt mit dem Versicherer durch dessen Mitarbeiter wichtig. Eine persönliche individuelle Beratung bei einem Rechtsproblem ist älteren Verbrauchern/-innen wichtiger als jüngeren (18-24-jährige: 68 Prozent, 55-jährige und älter: 89 Prozent). 

Auch der Wunsch, das bestmögliche wirtschaftliche Ergebnis zu erzielen, selbst wenn die Lösung etwas länger dauert, ist bei älteren stärker ausgeprägt. Erste Anlaufstelle bei einem rechtlichen Streit ist bei über drei Viertel der Befragten entweder der Konfliktgegner selbst oder sie recherchieren erst einmal im Internet nach einer Lösung ihres Problems. Freunde oder Bekannte, aber auch Rechtsanwälte sind somit nicht die erste Wahl (55 Prozent). Wer eine Rechtsschutzversicherung hat, wendet sich mit seinem Problem gleich an diese (82 Prozent). 

Kosten eines Rechtsstreits wenig überschaubar  

Bei der Lösung von rechtlichen Problemen wird Digitalisierung immer wichtiger. Die Arbeit von Anwälten und Gerichten wird zwar von der Mehrheit als kompetent und gerecht eingeschätzt, aber weniger als die Hälfte meint, dass sie bürgernah, modern und digital genug ist.  Auch bei der ersten Kontaktaufnahme bei einem rechtlichen Problem wünschen sich Verbraucher eine stärkere Digitalisierung. Erste Wahl ist zwar noch der Kontakt von Angesicht zu Angesicht, die zweite Wahl ist jedoch bereits, nur noch auf digitalem Weg zu kommunizieren. Der klassische Griff zum Telefon ist nur noch die drittliebste Wahl. 

Die Kosten eines Rechtsstreits sind für die Verbraucher nicht immer überschaubar. Rund 70 Prozent der Befragten ohne Rechtsschutzversicherung befürchten, dass sie mehr Geld investieren müssen, als wirtschaftlich sinnvoll ist und rund 64 Prozent, dass sie keine Klage finanzieren können. Rund 60 Prozent haben Angst, dass sie sich keinen Anwalt leisten können und sie während des Rechtsstreits aufgeben müssen. Bei Jüngeren ist die Angst vor den Kosten noch größer als bei Älteren. 

 

Die Bereitschaft zu klagen oder auf seinen Anspruch zu verzichten, hängt vor allem von der Höhe des Streitwertes und dem damit verbundenen Kostenrisiko ab. Je höher der Streitwert ist, desto höher sind auch die Kosten, die bei einem Misserfolg auf Rechtsuchende zukommen. Allerdings ist das Kostenrisiko bei einem geringeren Streitwert vergleichsweise höher. Bei einem Streitwert von 5.000 Euro (Kosten 2.800 Euro) würden nur 44 Prozent der Befragten ohne Rechtsschutzversicherung überhaupt Klage einreichen. Fast jeder Fünfte gibt an, auf die Klage lieber zu verzichten und seinen Anspruch aufzugeben. Bei einem niedrigeren Streitwert von 1.000 Euro (Kosten 830 Euro) wären nur 34 Prozent bereit Klage zu erheben, gleichzeitig würde fast jeder Dritte (29 Prozent) auf eine Klage und auf seinen Anspruch verzichten.