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Gesundheitswesen Healthcare-Aktien – schwaches Jahr, starker Ausblick

Ultraschall-Scan auf dem Smartphone
Ultraschall-Scan auf dem Smartphone: Während der Corona-Pandemie wurde deutlich, dass viele „Arztbesuche“ online erfolgen können. Das ist in vielen Bereichen von Vorteil. | Foto: imago images / Cover-Images
Jon Stephenson, BNP Paribas AM

Am Beginn der Corona-Pandemie zeigten Aktien aus dem Pharmasektor eine Outperformance. Als schließlich Tests zur Verfügung standen, eine Behandlungsinfrastruktur eingerichtet war und die Entwicklung von Impfstoffen begonnen hatte, nahmen die Sorgen wieder ein Stück weit ab.

Die Marktteilnehmer gingen bald gelassener mit der Pandemie um, verlagerten ihre Aufmerksamkeit auf andere Branchen und wendeten sich von Pharmawerten ab. Vom April vergangenen Jahres an wurde der „Reopening Trade“ immer populärer: Es rückten Branchen stärker in den Fokus, die in besonders hohem Maße von der Wiedereröffnung der Volkwirtschaften profitieren sollten. Gleichzeitig nahmen die Diskussionen über eine verschärfte Regulatorik etwa hinsichtlich der Arzneimittelpreise wieder zu. Dazu muss gesagt werden, dass die Outperformance der Biotechnologie-Werte auch in diesem Zeitraum anhielt.

Wie erging es der Healthcare-Branche während der Pandemie?

Als das Corona-Virus um sich griff, war der Gesundheitssektor ebenfalls von Lockdowns betroffen. Viele nicht unbedingt notwendige medizinische Eingriffe wurden zunächst zurückgestellt. Arztpraxen und sogar Notaufnahmen meldeten deutlich weniger Patienten. Währenddessen übertrafen Gesundheitsaktien den breiten Markt.

Doch die Aussetzung von Behandlungen ohne Zusammenhang mit Covid-19 während der Pandemie hat für Beunruhigung gesorgt. Für Patienten mit Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann der Aufschub dazu führen, dass ihre Krankheit erst später diagnostiziert wird, was die Therapie komplizierter macht und ihre langfristigen Erfolgsaussichten verringert.

Die Investitionen in Patientenüberwachungsgeräte, Schutzausrüstung und die Erweiterung der Kapazität von Intensivstationen hingegen stiegen. Zudem wurden Testmethoden gefördert, um Covid-19-Erkrankte schneller zu identifizieren und zu isolieren. Doch die Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen verdeutlichte die großen globalen Ungleichheiten in der Gesundheitsversorgung, unter anderem in Bezug auf Verfügbarkeit und Zugang.

Langfristige Covid-19-Auswirkungen auf das Gesundheitssystem

Es werden auch mehrere langfristige Auswirkungen deutlich. Das Gesundheitswesen macht sich die virtuelle Welt zunutze: Es zeigte sich, dass viele Konsultationen und Interaktionen mit Medizinern online erfolgen können. Das ist in vielen Bereichen von Vorteil, besonders in der Verhaltensmedizin, Ernährungsberatung und in bestimmten Bereichen der Grundversorgung. Die Konnektivität zwischen Patienten und Ärzten hat zugenommen und letztere können sich jetzt virtuell rasch ein ganzheitlicheres Bild von ihren Patienten machen. Das ermöglicht die bessere persönliche Versorgung von Patienten mit komplexeren Problemen.

Die hohen Investitionen in die Behandlungskapazität von Covid-19-Stationen bedeuten, dass die Ausrüstung an allgemeine oder postoperative Stationen weitergegeben werden kann. Überwachungsgeräte können die Versorgung von Patienten verbessern und beispielsweise die Betäubung mit Opioiden verringern, sodass die damit verbundenen Fälle von Atemdepression oder Todesfällen möglicherweise abnehmen.

Aufgrund der Ungleichheiten, die zutage getreten sind oder deren man sich stärker bewusst wurde, haben sich Regierungen schließlich bemüht, den Anteil der krankenversicherten Bevölkerung zu erhöhen. Eine andere langfristige Herausforderung, die es zu lösen gilt, ist die Skepsis gegenüber Impfungen. Dazu kommt die Frage, ob in Impfkampagnen für Schwellenländer investiert werden sollte, um Virus-Pools und damit das Risiko resistenter Varianten zu verringern. Ebenfalls zu thematisieren gilt es den Widerstand der Bevölkerung gegenüber nicht-pharmakologischen Maßnahmen wie dem Tragen von Masken.

Regulierung des Gesundheitswesens in den USA

Die USA sind mit rund 40 Prozent des weltweiten Marktes der größte Gesundheitsmarkt der Welt. Was dort geschieht, ist daher für die Unternehmen des internationalen Healthcare-Sektors von großer Bedeutung. Aus diesem Grund ist es aus unserer Sicht wichtig, auf die dortigen Entwicklungen näher einzugehen. Die Sorge der Anleger betrifft derzeit zwei Bereiche:

  • Das Risiko, dass die US-Regierung in den Krankenversicherungsmarkt einsteigt: Was die Regulierung betrifft, wird wahrscheinlich die Möglichkeit, einen gemeinnützigen Versicherer zu wählen und der Anspruch von mehr Menschen auf Medicare (Krankenversicherung für ältere Bürger) vorgeschlagen. Wir rechnen allerdings damit, dass derartige Pläne im Kongress nur wenig Unterstützung finden. Wahrscheinlicher wären höhere Zuschüsse für Personen, die private Krankenversicherungen abschließen.
  • Das Risiko einer Reform der Pharmaindustrie: Medikamente sind in den USA kostspieliger als in den meisten anderen Ländern. Wir sind davon überzeugt, dass der Anstieg der Arzneimittelpreise per Gesetz auf die allgemeine Verbraucherpreisinflation beschränkt werden könnte, sodass den Verbrauchern geringere Ausgaben entstehen würden. Es könnte von den Versicherern gefordert werden, einen höheren Anteil an den Arzneimittelkosten zu übernehmen. Der Plan würde ein Entgegenkommen von den Pharmaunternehmen bei den Preisen fordern. Eine derartige Entwicklung wäre für alle Beteiligten positiv und würde der Unsicherheit bezüglich der Regulierung der Branche ein Ende setzen. Dadurch dürfte es möglich sein, Gesundheitskosten in Höhe von mehreren Milliarden US-Dollar einzusparen. Diese könnten dazu beitragen, die von der Regierung geplanten Infrastrukturausgaben zu finanzieren.

Aussichten für Aktien aus dem Gesundheitssektor

Aktien des Gesundheitssektors konnten im bisherigen Jahresverlauf 2021 wenig überzeugen. Das ist darauf zurückzuführen, dass derzeit viele Anleger zyklische Anlagen, die von der Erholung nach Covid-19 profitieren, vorziehen. Ebenso gibt es Bedenken im Zusammenhang mit stärkerer staatlicher Regulierung und darüber, dass Fusionen und Übernahmen bei Biopharma-Unternehmen strenger überwacht werden könnten.

Wir sind aber davon überzeugt, dass der Ausblick relativ gut ist. Nicht zuletzt aufgrund des hohen Abschlags, mit dem die Gesundheitswerte derzeit gegenüber dem breiten Markt gehandelt werden und den wir für übertrieben halten. Zudem wird sich an den langfristigen Wachstumsmotoren nichts ändern. Dazu gehören der demografische Wandel, die Notwendigkeit, die Auswirkungen ungesunder Lebensweisen zu verringern und die zunehmende Nachfrage nach Gesundheitsversorgung in Schwellenländern.

Dazu kommt: Die Innovationskraft im Gesundheitswesen ist hoch, wird aber nicht ausreichend gewürdigt. Sie schafft neue Märkte, insbesondere bei Biotechnologie und Pharmazeutika. Die Wissenschaft macht rasche Fortschritte, sodass inzwischen Behandlungen für Krankheiten verfügbar sind, die lange als unheilbar galten.

Wichtige Informationen:

Alle hier geäußerten Ansichten sind die des Autors zum Zeitpunkt der Veröffentlichung, basieren auf den verfügbaren Informationen und können ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Die einzelnen Portfoliomanagementteams können unterschiedliche Ansichten vertreten und für verschiedene Kunden unterschiedliche Anlageentscheidungen treffen. Der Wert von Anlagen und ihrer Erträge kann sowohl steigen als auch fallen und Anleger erhalten ihr Kapital möglicherweise nicht vollständig zurück.

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Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.