Horrorszenario für Regierungen Was mit Staatsfinanzen passiert, falls die Zinsen steigen
Seit März steckt Europa ebenso wie andere Teile der Welt in der Corona-Krise. Eine scharfe Rezession, flächendeckende Kurzarbeit und brachliegende Branchen sind die Folge.
Mittendrin die Europäische Zentralbank, die unverdrossen Staatsanleihen kauft und Regierungen so finanziell den Rücken freihalten will. Die können sich weiter verschulden, um ihren Völkern zu helfen. Wenn sie es denn richtig tun.
Michael Heise, Chefvolkswirt von HQ Trust, nennt die in dieser Hinsicht wichtigsten Punkte:
1.200% Rendite in 20 Jahren?
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Angesichts des vom Staat angeordneten Shutdowns und der Rezessionsgefahren war es richtig, die großen Rettungsprogramme aufzusetzen.
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Der Staat sollte sich darauf konzentrieren, den Verlust von Arbeitsplätzen und die Insolvenz wettbewerbsfähiger Unternehmen zu minimieren und nicht die Forderungen durchwinken, die bei Parteien und Verbänden schon lange auf der Agenda stehen.
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Ein weiterer Solidaritätszuschlag, eine Vermögensabgabe oder höhere Mindestlöhne würden genau die mittelständische Wirtschaft schwächen, um deren Erhalt man derzeit bemüht ist.
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Es sollte verhindert werden, dass die 1,9 Billionen Euro, die die Regierung über Kurzarbeitergeld, Überbrückungszuschüsse, Steuerstundungen, Kreditmittel, Beteiligungskapital und Bürgschaften zur Verfügung stellt, haushaltswirksam werden.
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Da Ausgabenkürzungen kaum abzusehen sind, dürfte die Rückführung der Staatsschulden lange dauern. Angesichts voraussichtlich niedriger Zinsen ist das verkraftbar. Es stellt jedoch eine Belastung der zahlenmäßig kleineren zukünftigen Generationen dar.
Ein Gedankenspiel zeigt aber auch, wie dünn das zinstechnische Eis ist, auf dem die Staaten derzeit wandeln. So haben die Spezialisten von HQ Trust ausgerechnet, wie viel Prozent ihrer Einnahmen die Länder bei einem durchschnittlichen Zinsniveau von 1990 bis 2007 nur für die Zinsen zahlen müssten. Nicht gerade wenig, vor allem USA und Griechenland wären übel dran. Aber sehen Sie selbst!