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Konjunkturausblick von Pimco Inflationsziele nach wie vor in weiter Ferne

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Fürs Erste bietet die Fiskalpolitik Unterstützung

Neben der Viruseindämmung durch den Einsatz von Impfstoffen bleibt die Fiskalpolitik der wichtigste ausschlaggebende Faktor für die konjunkturelle Entwicklung. Mithilfe der Geldpolitik, die für anhaltend niedrige Finanzierungskosten sorgt, dürften die meisten Regierungen die Einkommen der privaten Haushalte auch weiterhin über Transferzahlungen unterstützen und Unternehmen mit Darlehensgarantien, Beihilfen und Steuerentlastungen unter die Arme greifen.

Welche Risiken bestehen für den Ausblick?

Risiko Nr. 1: Ermüdung der Fiskalpolitik. Zunächst sieht unser Basisszenario die Verabschiedung weiterer Konjunkturpakete vor, unterstützt durch eine Politik des lockeren Geldes. Eine beginnende Ermüdung der Fiskalpolitik würde ein erhebliches Risiko für die erwartete Konjunkturbelebung darstellen, vor allem in der zweiten Jahreshälfte und mehr noch im Jahr 2022.

In den USA ist im laufenden Jahr zwar mit weiteren Hilfsmaßnahmen zu rechnen, da sich die Demokraten bei der Stichwahl in Georgia eine knappe Mehrheit im Senat sichern konnten; dennoch könnte sich der Fokus im weiteren Jahresverlauf auf mögliche Steueranhebungen für Unternehmen und Spitzenverdiener ab 2022 verlagern.

Risiko Nr. 2: Rückbesinnung Chinas auf den Schuldenabbau. Da sich die chinesische Wirtschaft deutlich von der Covid-19-bedingten Rezession des Vorjahres erholt hat und mit einer starken Wachstumsdynamik ins Jahr 2021 gestartet ist, erwarten wir, dass sich die politischen Entscheider im Lauf dieses Jahres wieder dem Schuldenabbau zuwenden werden, um Preisblasen zu vermeiden und die langfristige Nachhaltigkeit des Wachstums sicherzustellen.

Folglich geht unser China-Team davon aus, dass sich das Kreditwachstum im laufenden Jahr verlangsamen wird. Den richtigen Grad der Kreditlockerung oder -verknappung in einer hochgradig fremdfinanzierten 14-Billionen-US-Dollar-Wirtschaft zu finden, ist mit Schwierigkeiten verbunden und birgt das reale Risiko, eine zu restriktive Politik zu verfolgen, die eine stärkere Wachstumsverlangsamung als erwartet verursacht und sich damit negativ auf Volkswirtschaften und Sektoren in aller Welt auswirkt.

Risiko Nr. 3: Wirtschaftliche Narben. Die größte Unsicherheit für die Wirtschaftsaussichten geht von den möglichen Folgen einer Narbenbildung aus, die eine schnelle Rückkehr der Verbraucherausgaben sowie der unternehmerischen Investitions- und Einstellungsentscheidungen auf das Niveau vor der Pandemie bremsen oder sogar verhindern könnten. Aufgrund des beispiellosen Charakters und Ausmaßes des Covid-19-Schocks ist es schwierig, mögliche Verhaltensänderungen der privaten Haushalte und Unternehmen zu antizipieren. Auch die Erwerbsquote, die im vergangenen Jahr in vielen Ländern zurückgegangen ist, wird womöglich nur allmählich auf ihr vorheriges Niveau zurückkehren.

Bleibende Schäden in den Unternehmensbilanzen und Geschäftsmodellen könnten erst während des Aufschwungs sichtbar werden, wenn die staatlichen Hilfsmaßnahmen mit der Zeit auslaufen.

Anlagekonsequenzen

Wie können sich Anleger in diesem Umfeld positionieren? Die Entwicklung der Staatsanleiherenditen ist in naher Zukunft sowohl mit Aufwärts- als auch mit Abwärtsrisiken behaftet. Darin spiegelt sich das Hin und Her zwischen Lockdowns, eingeschränktem Wirtschaftsleben und Impfstart wider. In den meisten unserer Portfolios beabsichtigen wir, in Bezug auf die Gesamtduration eine recht neutrale Haltung einzunehmen. In unseren Kernanleiheportfolios setzen wir unter Umständen Positionen ein, die von einer Versteilerung der Zinskurve profitieren können. Grund dafür ist unsere Einschätzung, dass die Zentralbanken zwar die kurzfristigen Zinsen verankern, die Märkte im Lauf der Zeit aber eine stärkere Reflation am langen Ende der Kurve einpreisen dürften.

Auch wenn das Inflationsrisiko aktuell eher gering ist, stufen wir inflationsindexierte US-Staatsanleihen (TIPS) nach wie vor als preisgünstige Absicherung gegen einen möglichen langfristigen Inflationsanstieg in den USA ein.

Zu den von uns bevorzugten Investments dürften weiterhin Agency- sowie Non-Agency-Hypothekenpapiere und andere strukturierten Produkte ebenso gehören wie Schwellenländer-Staatsanleihen in Hartwährung und sorgfältig ausgewählte Unternehmensanleihen. Wir achten darauf, allgemeine Engagements in Unternehmensanleihen mit engen Spreads zu meiden und uns eher auf die aktive Auswahl unserer Anleiheteams verlassen. Im Währungsbereich dürften wir eine leichte Untergewichtung des US-Dollar beibehalten.

Kein Grund für übermäßige Zuversicht

Während es denkbar ist, dass die Risikomärkte in den kommenden Monaten dank der großflächigen Impfkampagnen und Konjunkturprogramme weiterhin gut abschneiden, sind die Anleger in Anbetracht der Risiken womöglich zu leichtsinnig geworden. In unseren Augen ist es an der Zeit für eine umsichtige Portfolio-Positionierung und nicht für übermäßige Zuversicht oder Risikobereitschaft. In Anbetracht des allgemein niedrigen Renditeniveaus, der engen Spreads und der geringen Schwankungen beabsichtigen wir, einen deutlichen Schwerpunkt auf den Kapitalerhalt und ein sorgfältiges Liquiditätsmanagement zu legen.

Das Marktumfeld dürfte sich schwierig gestalten, sobald die offensichtlichen erholungsbezogenen Investments getätigt sind. Als aktive Manager wollen wir Mehrwert durch die Wertpapierauswahl in diversen Anleihemarktsektoren generieren und einen Fokus auf qualitativ hochwertige Ertragsquellen legen, um die weltweit größten Investmentchancen ausfindig zu machen.

Hier geht es zum vollständigen Konjunkturausblick

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