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Aegon Asset Management Keine Lust auf Banken, Immobilien und Öl: So managt Jacob Vijverberg seinen Mischfonds

Jacob Vijverberg ist Portfoliomanager bei Aegon Asset Management
Jacob Vijverberg ist Portfoliomanager bei Aegon Asset Management | Foto: Christoph Fröhlich

DAS INVESTMENT: Herr Vijverberg, Sie managen einen Multi-Asset-Fonds. Die Zinsen sind nach 15 Jahren wieder da, auf der Aktienseite sind gute Unternehmen etwas billiger geworden, auf der Anleihenseite können wieder vernünftige Renditen erzielt werden. Macht ein Multi-Asset-Fonds nun wieder mehr Spaß?

Jacob Vijverberg: Das Fonds-Management hat mir immer Spaß gemacht. Und die Märkte sind heute wieder normaler bewertet. Nach der Pandemie gab es eine Blase in allen möglichen Anlageklassen, vor allem bei den Wachstumsaktien. Nun haben wir wieder mehr Möglichkeiten: Festverzinsliche Anlagen sind wieder eine normale Anlageklasse mit normalen Renditeerwartungen, man kann sogar mit Staatsanleihen wieder Geld verdienen. Und wie Sie schon sagten: Einige gute Unternehmen sind nun günstiger bewertet. Natürlich gibt es eine große Streuung zwischen Gewinnern und Verlierern. Das macht es für aktive Manager aber umso interessanter, die zukünftigen Gewinner zu finden.

Das niederländische Unternehmen Aegon ist eines der weltweit führenden Unternehmen im Lebensversicherungsbereich. Wie funktioniert Ihr Investmentprozess? Wie groß ist das Team?

Vijverberg: Wir haben Teams in jeder Anlageklasse, insgesamt fast 400 Investment-Profis. Wir können also auf eine Menge Ressourcen zurückgreifen. Unser Multi-Asset-Fonds ist das Flaggschiff. Unser Anlageprozess basiert auf mehreren Schritten, wo wir zunächst die allgemeine Asset Allocation bestimmen und dann filigran bis in die Tiefe gehen. Wir nutzen das gesamte investment-Team, um die besten Ideen für den Fonds zu finden. 

Am Ende entscheiden aber nur Sie und Ihr Co-Manager Vincent McEntegart, welche Werte es in das Portfolio schaffen.

Vijverberg: Wir haben das letzte Wort. Aber natürlich verlassen wir uns bei vielen Dingen auf das Investment-Team. 

Bei einem Multi-Asset-Fonds steuert man viele Assetklassen durch unruhige Zeiten, da sind doch irgendwann Meinungsverschiedenheiten vorprogrammiert. Läuft so eine Zusammenarbeit immer harmonisch ab?

Vijverberg: Wir haben beide die gleiche Anlagephilosophie, die fundamental und mittel- bis langfristig ausgerichtet ist. Aber natürlich habe ich mit Vincent wie mit jedem anderen auch gelegentlich unterschiedliche Meinungen zu Beteiligungen und Unternehmen. Aber wir steuern den Fonds seit 2014 gemeinsam. Und das Schöne daran, einen Co-Manager an der Seite zu haben, ist die Tatsache, dass man sich gegenseitig korrigiert. Denn manchmal ist man voreingenommen oder berücksichtigt nicht genug Informationen, und dann springt der andere ein. Auf lange Sicht bringt die Arbeit im Team bessere Ergebnisse.

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Kommen wir zurück zu den Finanzmärkten. Anlageklassen, die sich in einem inflationären Umfeld gut entwickeln, unterscheiden sich in der Regel von denen, die sich gut entwickeln, wenn die Inflation zurückgeht. Wie schätzen Sie die Entwicklung der Inflation ein und welche Folgen hat dies für Ihr Portfolio?

Vijverberg: Die Inflation geht allmählich zurück. Aber die Lohninflation hinkt noch hinterher, das sehen wir ja gerade in Deutschland. Hier wird häufig für Lohnerhöhungen von 5 bis 10 Prozent gestreikt. Wenn die Erfolg haben, wird sich die hohe Lohninflation nach einer gewissen Zeit in den Inflationsraten niederschlagen. Die Kerninflation wird also noch lange Zeit auf höherem Niveau bleiben. Wahrscheinlich wird sie sich noch in diesem Jahr um die 5-Prozent-Marke bewegen und dann langsam nach unten gehen. Für das nächste Jahr erwarten wir, dass die Gesamtinflation weitgehend eingedämmt wird und die Märkte ein freundlicheres Umfeld bieten.

Sie haben im Jahr 2022 einen großen Betrag an Bargeld und bargeldähnlichen Beständen aufgebaut, um Risiken zu kontrollieren. Wurde das Geld in der Zwischenzeit wieder ausgegeben?

Vijverberg: Nicht komplett. Wir halten immer noch rund 7 bis 8 Prozent Staatsanleihen, die wir auch als eine Art Cash-Proxy sehen. Wir erwarten, dass die Märkte volatil bleiben.

Wie blicken Sie auf Bank-Aktien?

Vijverberg: Um ehrlich zu sein: Wir mögen Bankaktien nicht besonders. Denn in einem rezessiven Umfeld kommt es wahrscheinlich zu größeren Wertminderungen und zu Verlusten bei Immobilienportfolios. Das langfristige Ertragsprofil der Banken ist meiner Meinung nach in Frage zu stellen, da gibt es bessere Alternativen.