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Comgest-Fondsmanager im Interview Japan-Investments: „Das Gold ist im Dschungel versteckt“

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Sie investieren mit Ihrem Fonds Comgest Growth Japan in den Markt. Was macht Japan für Sie spannend?

Kaye: Japanische Aktien lassen Anleger am Wachstum ganz Asiens teilhaben. Viele japanische Unternehmen produzieren auch für andere asiatische Industrien und Verbraucher – von Maschinen, über Halbleiter bis Robotik. Das macht den Markt siebenmal größer. Japan ist auch ein sehr liquider Markt. In Sachen Governance sind japanische Unternehmen oft gut geführt, gerade im Vergleich zu chinesischen Unternehmen. Zweitens ist Japan stark auf erneuerbare Energien fokussiert. Es hat kein eigenes Öl und Gas, die Regierung unterstützt stark Solarenergie, Erdwärme, Windkraft und Wasserkraft. Das sind wichtige Investitionsfelder für japanische Unternehmen. Wir haben zum Beispiel den größten japanischen Erneuerbare-Energien-Betreiber im Fonds. Der dritte Aspekt sind die gesellschaftlichen Änderungen. Wie schon erwähnt, kommen neuerdings viele Frauen in den Arbeitsmarkt. Wir haben eine der größten japanischen Arbeitsvermittlungen in unserem Fonds. Viele Unternehmen, gerade der japanische Mittelstand, arbeiten außerdem immer effizienter. Die Unternehmen sind oft familiengeführt und agieren sehr traditionell, viele haben beispielsweise lange keine Software von außerhalb genutzt. Auch das ändert sich allmählich. Wir investieren aktuell etwa in den Hersteller einer Buchhaltungs-Software namens OIC. Er arbeitet für japanische Mittelständler und ist mit SAP vergleichbar.         

Besuchen Sie die Unternehmen auch persönlich?

Kaye: Wir haben 41 Unternehmen im Portfolio, von etwa 25 kenne ich die Gründer und treffe ein- bis zweimal im Jahr das Management. Ich sehe sehr auf die Geschäftsführung. Natürlich machen wir auch quantitative Analyse. Aber wenn man den Unternehmensgründern in die Augen sieht, versteht man besser, was sie tun. Wir investieren eigentlich in Menschen. Unsere älteste Portfolio-Position ist 15 Jahre alt.

 

Sie investieren schon sehr lange in Japan und leben in dem Land – machen Sie mal bitte ein bisschen Werbung für Investments in Japan.

Kaye: Ich bin britisch (lacht). Allerdings beschäftige ich mich seit 20 Jahren mit Japan. Man trifft tolle Leute, die tolle Unternehmen leiten. Aber sie sind kaum bekannt. Japanische Unternehmen haben über jetzt rund zehn Jahre den MSCI-All-Country-Index geschlagen. Japanische Aktienfonds zählen schon viele Jahre zu den weltweiten Top-Performern.

Der japanische Nikkei-Index ist 2022 allerdings leicht gefallen.

Kaye: Ich spreche nicht vom Nikkei-Index, sondern von aktiven Aktienfonds. Man kann in Japan Unternehmen kaufen, die so gut wie Apple sind, aber nur halb so viel kosten. Es ist ein El Dorado. Man kann Gold finden, aber es ist im Dschungel versteckt. Und in Japan gibt es wirklich viel Dschungel.

Dschungel – wie meinen Sie das?

Kaye: Japan hat mehr als 4.000 börsengelistete Unternehmen, aber etwa 3.800 von ihnen sind Dschungel: Sie wachsen nicht, respektieren nicht ihre Aktionäre, setzen ihr Kapital ineffizient ein – sind also langweilig für uns. Bleiben etwa 200 Unternehmen übrig, 2 Prozent des gesamten Markts. Wir investieren immer in etwa 40 Firmen. Man kann in Japan goldene Tempel finden, muss aber erst viel Dschungel durchqueren.


Über den Interviewten:
Richard Kaye ist Analyst und Portfoliomanager für den Japan-Aktienfonds Comgest Growth Japan. Kaye kam 2009 zu Comgest. Der Japan-Spezialist war in der Vergangenheit auch für Wellington Management, Merrill Lynch und die Industrial Bank of Japan tätig gewesen. 

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