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Senior Portfoliomanager von Reyl Diese 3 Themen bestimmen 2019 die Finanzmärkte

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2. Vom politischen Lärm zur Politik als bestimmendem Faktor an den Finanzmärkten

Investoren in europäische Anlagen sind seit langem an den politischen Lärm gewöhnt, der die Unsicherheit erhöht und die Renditen belastet. Wir stellen jedoch fest, dass der politische Faktor in diesem Jahr in Europa an Intensität zugenommen hat, bis hin zu einer Strukturierungskraft auf den Finanzmärkten. Politische Unsicherheiten haben das Vertrauen und die Stimmung geschwächt und die im ersten Quartal 2018 einsetzende Konjunkturabschwächung verschärft. Für das nächste Jahr erwarten wir eine Fortsetzung oder sogar eine Zunahme der politischen Unsicherheit.

Die tatsächliche Scheidung von Großbritannien (29. März) oder die Verlängerung der Übergangszeit wird zweifellos zu Stresssituationen auf den Märkten führen. Was die italienische populistische Regierung betrifft, so ist es wahrscheinlich, dass sie nicht das ganze Jahr über bestehen wird. Bei den Europawahlen (23. bis 26. Mai) besteht erstmals eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Anti-EU-Parteien genügend Sitze gewinnen und den Gesetzgebungsprozess stark stören werden.

Diese Wahlen werden somit bereits als Referendum über das europäische Projekt durchgeführt. Die Auswirkungen könnten weit über die Versammlung hinaus auf die Ebene der europäischen Institutionen und der nationalen Politiken reichen. Schließlich könnte die Ernennung des Nachfolgers von Mario Draghi zum Präsidenten der EZB zu einem für die europäische Geldpolitik entscheidenden Zeitpunkt von entscheidender Bedeutung sein. 

In den USA scheint der stärkste Antrieb von Präsident Trump seine Ambitionen zu sein, die Wahl für eine zweite Amtszeit zu gewinnen. Seine Chancen hängen im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: seiner Beliebtheitsrate und dem Zustand der Wirtschaft zum Zeitpunkt der Wahlen im November 2020. Donald Trump wird das Notwendige tun, um die Wirtschaft zu unterstützen und eine Rezession in der Zwischenzeit zu vermeiden. Wie dieses Ziel die Entwicklung der Handelsbeziehungen mit China beeinflussen wird, bleibt jedoch ungewiss. Auf der einen Seite erlaubt es dem US-Präsidenten, seine Beliebtheit zu erhöhen, wenn er sich weiterhin gegen China behauptet. Auf der anderen Seite will er Kollateralschäden für die Wirtschaft minimieren. 

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