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Roundtable-Gespräch zu Schiffsfonds: „Der Markt wird die Provisionsdiskussion lösen“

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Brandis: Ich erarbeite gerne mit einem Vertriebspartner ein Provisionsmodell, das wir dann gemeinsam umsetzen. Aber einfach eine Struktur auf den Markt zu bringen, wäre mir zu gefährlich.  Zudem ist zu unterscheiden: Wird die Provision nur von vorne nach hinten umverteilt und bleibt letztlich gleich hoch, oder geht der Vertrieb mit ins Risiko und gewinnt und leidet erfolgsabhängig mit dem Anleger? Das Fondshaus Hamburg  plant ein Projekt, bei dem der Vertriebspartner einen bestimmten Prozentsatz gemessen am Auszahlungsbetrag des Anlegers erhält.

Betz: Der Markt wird künftig die Provisions-Diskussion lösen. Wenn der Vertriebspartner seine Provision offenlegen muss, wird er seine Schwierigkeiten haben, 15 Prozent Anfangsprovision dem Kunden zu erklären. Die Weichkosten inklusive Provision werden zurückgehen. Zurzeit regelt der Gesetzgeber den Verkauf eines Produkts. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir künftig auch verstärkt über die laufende Betreuung des Anlegers diskutieren. Die Bestandsprovision würde es dann geben, wenn der Vertriebspartner bestimmte Regeln und Anforderungen erfüllt.

DAS INVESTMENT.com: Wie läuft denn die Platzierung zurzeit?

Arndt: Bei HCI sind Schiffe das Schwerpunktthema, und das war auch im vergangenen Jahr so. 2010 haben wir 125 Millionen Euro platziert, 70 Prozent davon in Schiffsfonds. Wir konnten zwei Schiffsfonds im Jahresendspurt schließen. Den Bulker-Fonds Kilian S. mit 10 Millionen Euro Eigenkapital haben wir im April dieses Jahres voll platziert. Auch in dieser Zeit ist es also möglich, gute Schiffsprojekte zu platzieren, auch wenn es manchmal etwas länger dauert als früher. Das neue Projekt JPO Leo hat 19 Millionen Eigenkapital. Das wollen wir zum Ende des dritten Quartals platziert haben.

Maack: Wir haben im ersten Quartal knapp 45 Millionen Euro eingesammelt, davon einen großen Teil für Schiffsfonds. Seit dem Jahreswechsel denken wieder viele Vertriebspartner über Schiffsfonds nach und werden von ihren Kunden darauf angesprochen. Es ist eine signifikant andere Situation als vor einem Jahr. Jetzt gilt es, diese aufkommende Nachfrage mit wirklich guten Projekten zu bedienen. Gefragt ist viel Sicherheit. Das kann zum Beispiel eine Garantie bei den Betriebskosten bei langfristigen Charterverträgen sein oder eine Eigenbeteiligung des Emissionshauses. In unserem  nächsten Fonds, der ein 13.100-TEU-Containerschiff finanziert, stellt der Bereederer rund ein Drittel seiner Bereederungsgebühr jedes Jahr zusätzlich zu den konservativ angesetzten Schiffsbetriebskosten ins Risiko.  So hat der Anleger neben der langfristigen Einnahmensicherheit zusätzlich einen Puffer auf der Kostenseite.

DAS INVESTMENT.com:
2010 wurde knapp eine Milliarde Euro platziert, davon waren fast 30 Prozent Sanierungskapital. Wird es 2011 wieder besser laufen und die 1,5 Milliarden-Grenze erreicht?

Maack: Ich hätte natürlich nichts dagegen, glaube aber noch nicht daran.

Betz: Ich halte das auch für ambitioniert. Zurzeit überschneiden sich zwei Entwicklungen. Das eine ist der positive Trend im Schiffsmarkt, wir sind mit viel Motivation ins neue Jahr gestartet. Zum anderen gab es in diesem Jahr so viele externe Schocks, seien es die schon angesprochenen Problemfälle in der Schifffahrt oder auch globale Themen. Vor lauter Atomdiskussion hat kaum jemand gemerkt, dass wir nebenbei den Euro mit einigen Milliarden retten müssen. Man hat schon Sorge, dass das zarte Pflänzchen der wieder angezogenen Platzierungen ins Stocken gerät. Bisher sind in diesem Jahr sehr wenige Fonds an den Markt gekommen. Daher ist es für mich noch offen, ob die Platzierungszahlen 2011 wirklich steigen.

Maack: Entscheidend wird es sein, ob das fragile Umfeld weiterhin für einen Anlage-Stillstand sorgt oder es Anleger gerade in Sachwerte treibt.

Arndt: Vor allem Containerschiffe sind wieder gefragt. Ich bin überzeugt, dass wir im Jahr 2011 eine Erholung bei der Platzierung von Schiffsfonds sehen werden.

Brandis: Fondshaus Hamburg hat im vergangenen Jahr kaum Schiffsfonds platziert. Das ist nach dem ersten Quartal nicht viel besser. Aber ich glaube an steigende Platzierungszahlen, wenn jetzt nicht noch eine Katastrophe passiert.  Die Ratenentwicklung in der Containerschifffahrt ist sehr positiv. Wenn der Zug erstmal anfängt zu rollen, springen viele mit auf. Meine Prognose ist, dass wir im zweiten Halbjahr deutlich mehr Containerschiffsfonds, die jetzt noch in der Vorbereitung sind, sehen werden. 2012 und 2013 werden dann wahrscheinlich für alle Beteiligte noch mehr Spaß bringen.


DAS INVESTMENT.com: Zum Schluss mal etwas Privates - wie viel haben Sie selbst in Schiffsfonds investiert?

Maack: Ich habe allein acht Schiffsfonds, natürlich alle von Nordcapital. Und ich habe auch selbst an einer Liquiditätssicherung teilgenommen.

Arndt: Rund 60 Prozent meines Vermögens sind in Schiffsfonds angelegt, alles HCI-Fonds logischerweise. Das sind rund zehn Beteiligungen. Ich glaube ganz stark an die Schifffahrt.

Betz: Ich habe auch ein bis zwei Händevoll Schiffsbeteiligungen, aber natürlich breit diversifiziert über die Anbieterschaft.

Brandis: Rund 70 Prozent meines Vermögens ist in Schiffen investiert – und die restlichen 30 Prozent waren ein Fehler.
Zum Teil 1 des Roundtables kommen Sie hier.

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