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Schlimme Finger im September 2022 Vor diesen Finanzdienstleistern warnt aktuell die Bafin

Porsche-Logo
Porsche-Logo: Betrüger nutzten den Börsengang des Sportwagenherstellers, um vermeintlich Aktien zu vertreiben. | Foto: Imago Images / NurPhoto

Im September musste die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) wieder einmal diverse Finanzmarktteilnehmer verwarnen und Ermittlungen einleiten. Besonders häufig ging es um Bankgeschäfte oder Finanzdienstleistungen ohne die dafür nötige Erlaubnis nach deutschem Kreditwesengesetz (KWG) oder Wertpapierinstitutsgesetz (WpIG). Auch gegen Betrug mit Aktien, Identitätsdiebstahl und fehlende Wertpapierprospekte schritten die Finanzaufseher ein. Hier kommt der Überblick:

Finanzdienstleistungen ohne Erlaubnis

Um in Deutschland Bankgeschäfte zu betreiben, benötigen Unternehmen eine Erlaubnis der Bafin. Immer wieder bieten Firmen ohne Zulassung Geldanlage-Produkte im Internet an. Die Finanzaufsicht, das Bundeskriminalamt und die Landeskriminalämter raten, bei Finanzdienstleistungen im Internet äußerst vorsichtig zu sein und vorab gründlich zu recherchieren, um Betrugsversuche rechtzeitig zu erkennen. Oft fehlen auf kriminellen Internetseiten etwa Angaben zum Firmensitz und Impressum. Ob ein Unternehmen von der Bafin zugelassen ist, lässt sich in der Unternehmensdatenbank der Finanzaufsicht nachschauen.

In diesem Monat hat die Bafin Ermittlungen gegen folgende Firmen aufgenommen, die Finanzdienstleistungen ohne Erlaubnis angeboten haben:

  • Ether Arena LTD, Betreiber der Plattform vineab.com, und Teil der Exinity Gruppe (zuvor vineabnk.com),
  • TraderX Markets, Betreiber der Website traderx-markets.com (identisch mit der Handelsplattform tradercryptox.com),
  • Betreiber der Plattform bit-times.net,
  • Betreiber der Plattform uniglobal-invest.com/de,
  • Smart Trade Group, Betreiber der Website smart-trade-group.com/de,
  • „HansaSpar“, mit angeblichem Sitz in Hamburg,
  • AAAIntergalactic HochschildCapital Corp & Co. KG,
  • Ithaca Asset Management,
  • GTS Financial LLC, Betreiber der Handelsplattform gtsfinancial.net,
  • Betreiber der Plattform pilotgain.com,
  • Betreiber der Plattform crypto-coin.global,
  • PrimeFinanz Inc, mit angeblichem Sitz in London,
  • Betreiber der Plattformen bitcode-prime.de und investkingdom.co,
  • Betreiber der Handelsplattform librapros.com,
  • Digital Currency Group, Betreiber der Website pioneer-tradeltd.com,
  • Betreiber der Handelsplattform deutschtrader.com/de/,
  • DeutscheBit, mit angeblichem Geschäftssitz in Kingstown im Inselstaat St. Vincent und die Grenadinen,
  • Archax LTD, das die Website europemarket.io betreibt und zuvor auch die Plattform economix.io,
  • Betreiber der Plattform tradelix.de,
  • sowie Binance Deutschland GmbH & Co. KG, die auch unter Binance.GmbH, Binance-de.com oder Binance.com auftreten.

Vorsicht ist laut der Bafin auch bei der BvB Consulting GmbH angebracht. Das Unternehmen besitze keine Erlaubnis für Bankgeschäfte und Finanzdienstleistungen in Deutschland. Kunden bietet die Firma Festgeldverträge an. Logos bekannter Banken sollen Seriosität vermitteln. Es sei jedoch davon auszugehen, dass es sich bei diesen Verträgen um Fälschungen handele, schreibt die Bafin. Laut Handelsregister sei die Firma im Juli 2022 aufgelöst worden. Vermutlich würden unbekannte Dritte die Unternehmensangaben missbräuchlich verwenden, heißt es.

Auch „Auto-Schnellefinanz“, Betreiber der Website auto-schnellefinanz.com, darf seine Geschäfte nicht in Deutschland anbieten. Der Inhalt auf der Website rechtfertige die Annahme, dass die Betreiber Kredite zu einem garantierten Zinssatz von 2 Prozent offerieren. Dieselbe Firmenadresse ist auch auf der Website finanzschnell.com zu finden. „Finanzschnell“ bietet – ebenfalls unerlaubt – Darlehen zu 2 Prozent Zinsen an. Gleiches gilt für „Ermittlungsdienst“, Betreiber der Website service-investigations.com. Vom Kreditnehmer wird eine Geldzahlung verlangt.

 

Mit augenscheinlich lukrativen Anlagemöglichkeiten wirbt die Firma „CreditKapital“ auf ihrer Website creditkapital.io. Angeboten wird der Handel mit Differenzkontrakten (Contracts for Difference – CFD) und Devisen (Forex) sowie Geschäfte mit Kryptowerten. Kunden erhalten allerdings zunächst eine Rechnung. Später werden weitere Einzahlungen für eine vorab zu zahlende Kapitalertragsteuer und Bankprovision gefordert. Vermeintliche Gewinne könnten erst nach Bezahlung ausgezahlt werden, heißt es. Zudem wollen die Täter mit Fernwartungssoftware wie etwa Anydesk oder Teamviewer auf die Computer der Verbraucher zugreifen. Das sollten diese auf keinen Fall zulassen, warnt die Bafin.

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Ein Waldinvestment, das eine Rendite von 6,5 Prozent bringen soll, vertreibt die Baum Arche e.G. auf ihrer Website baum-arche.org. Die Genossenschaft mit angeblichem Sitz in Hannover verfügt jedoch nicht über eine Erlaubnis der Bafin. Die Baum Arche e.G. gibt fälschlicherweise an, unter der Aufsicht der Finanzmarktaufsicht in Österreich zu stehen – das treffe allerdings nicht zu, schreibt die Bafin. Ebenso fehle der Eintrag ins deutsche Genossenschaftsregister. Dies rechtfertige die Annahme, dass es sich bei dem Investment um ein betrügerisches Angebot handele.

Private Darlehen

Auch bei privat angebotenen Krediten ist Vorsicht geboten. Hans Jürgen Drexler untersagte die Bafin bereits zum zweiten Mal das Geschäft. Drexler war schon 2018 die Abwicklung des von ihm unerlaubt betriebenen Einlagengeschäfts aufgegeben worden, heißt es. Nun nahm er erneut Gelder mit dem Versprechen der unbedingten Rückzahlung an. Die Einstellungs- und Abwicklungsanordnung der Bafin verpflichtet Drexler, dieses Geschäft sofort einzustellen und die angenommenen Gelder unverzüglich und vollständig an die Anleger zurückzuzahlen.

Gleiches gilt für Thomas Frank Erhardt-Vollet, der auf Grundlage unterschiedlicher Verträge, darunter etwa „Privater Darlehensvertrag“, „Geschäftsbesorgungs- und Betreuungsauftrag“, „Anlagekonzeption“, Anlagekapital eingeworben habe. Auch er muss das unerlaubt betriebene Einlagengeschäft sofort einstellen und das Geld zurückzahlen.

Falsche Hilfsangebote

Mit vermeintlichen Hilfsangeboten wollen die Finance Recovery Limited und Trading Global (Hoxton) LTD Anleger ködern. Versprochen wird, ihnen dabei zu helfen, Geld wiederzubeschaffen, das sie zuvor auf anderen Plattformen verloren haben. Über die Internetseiten financerecovery.co sowie hoxglobal.com wenden sich die Betreiber an Verbraucher in Deutschland. Trading Global (Hoxton) LTD bietet zudem eine Vermögensverwaltung an und verweist auf eine Registrierung durch die zypriotische Finanzmarktaufsicht Cyprus Securities and Exchange Commission. Diese lasse sich jedoch nicht verifizieren.

Die Bafin warnt Verbraucher zudem vor der Website kryptoaufsicht.com. Die unbekannten Betreiber bieten ebenfalls Opfern von Betrug Hilfe an. Dazu sollen Interessenten ihre persönlichen Daten hinterlassen. Es handelt sich hierbei um einen Betrugsversuch, schreibt die Finanzaufsicht. Verbraucher sollten sich keinesfalls auf dieses Hilfsangebot einzulassen und keine Login-Daten, Passwörter, Kreditkartennummern, Kontoverbindungen oder ähnliche Daten herausgeben. Die Betrüger verwenden auch die Domäne boersenaufsicht.net. Die Internetseite sei nicht zu verwechseln mit dem Auftritt der bundesdeutschen Börsenaufsichtsbehörde, die unter www.boersenaufsicht.de abrufbar ist.

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