Analyse von HQ Trust So stark rappelt es an den Märkten
An den Märkten geht es aktuell auf und ab. Doch sind die Ausschläge an den Börsen derzeit höher als sonst? Das untersuchten Kapitalmarktanalyst Sven Lehmann und Leiter des Portfoliomanagements, Marcel Müller von HQ Trust.
In seiner Berechnung verglich Lehmann die Verteilung der täglichen Rendite des S&P 500 in den Jahren seit 2020 mit den vorangegangenen Jahrzehnten. Dazu teilte der Wirtschaftsmathematiker die Tagesrenditen in sieben Bereiche ein. Die Analyse umfasst den Zeitraum von Dezember 1929 bis Mai 2022.
Lehmann sagt zu den Ergebnissen:
1.200% Rendite in 20 Jahren?
„Pandemie, Inflation und der Krieg in Europa lassen die Börsen aktuell deutlich stärker schwanken als im Schnitt. Diese starken Tagesschwankungen – positiv wie negativ – gab es nur in den 1930ern und im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends. Der Bereich mit Schwankungen zwischen minus 0,5 und plus 0,5 Prozent, in den im Mittel mehr als die Hälfte der Börsentage fallen, liegt derzeit bei weniger als 40 Prozent. An knapp 5 Prozent der Tage gab es seit Anfang 2020 einen Tagesverlust von mehr als 2,5 Prozent. Nur in den 1930er Jahren war diese Zahl höher.“
Bleiben die Kapitalmärkte so volatil? Das meint Müller:
„Die Volatilität wird kurzfristig hoch bleiben. Jedenfalls so lange die aktuellen Unsicherheitsfaktoren – Ukraine-Krieg, Energiepreise und Chinas Lockdown-Maßnahmen – bestehen bleiben. Die daraus resultierende hohe Inflation steht auch weiterhin im Blickpunkt der Kapitalmärkte, da sie ein Belastungsfaktor für die Konjunktur ist. Die Notenbanken befinden sich in einem Dilemma: Falls sie die Inflation bekämpfen wollen, werden sie die Zinsen in einer Phase schwacher Konjunktur anheben müssen, was der Wirtschaft zusätzlich schadet. Trotz der Schwankungen bleiben Aktien eine der vernünftigsten Antworten für langfristig orientierte Investoren auf die aktuelle Situation. Der Realzins von Anleihen ist weiterhin negativ. Auch wenn einige Firmen temporär unter der Konjunktursituation leiden, werden sich gesunde Unternehmen mit soliden Geschäftsmodellen gut entwickeln und einen Großteil der gestiegenen Kosten an ihre Kunden weitergeben können.“