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Aktualisiert am 17.12.2020 - 12:16 Uhrin MärkteLesedauer: 7 Minuten

IKB-Volkswirt Klaus Bauknecht So wichtig ist die US-Wahl für die Wirtschaft

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Grundsätzlich nimmt die Quote der Essensmarkenempfänger in Krisen zu, erholt sich dann aber nur moderat. Dies war auch unter den demokratischen Präsidenten Clinton sowie Obama der Fall. Keiner der beiden hat in seinen acht Jahren Präsidentschaft eine spürbare Entlastung für die unteren Einkommensschichten erreicht. Zwar hat sich die US-amerikanische Volkswirtschaft nach einer Rezession oder Krise wieder relativ schnell erholt, dennoch blieben permanente Effekte: So erhöhte sich der Anteil der Haushalte mit einem niedrigen Einkommen stetig.

Auch in den nächsten beiden Jahren sollte sich die Konjunktur erholen, die Quote der bedürftigen Menschen wird sich allerdings zunächst noch weiter erhöhen. Sie ist von Januar bis Mai 2020 bereits von rund 37 Millionen auf 43 Millionen Personen gestiegen. Nach der Ölkrise hatte sich das Niveau auf rund 8 Prozent erhöht, seit der Finanzkrise auf etwa 12 Prozent. Eine Ausweitung auf 16 Prozent in den nächsten beiden Jahren ist nicht auszuschließen. Zwar dürfte die Arbeitslosenquote sinken, die Anzahl bedürftiger Menschen wird jedoch weiter deutlich zulegen.

Ist es denn dann für untere Einkommensschichten überhaupt von Bedeutung, wer im Weißen Haus regiert? Empirische Analysen bestätigen, dass auch hier vielmehr das BIP-Wachstum der entscheidende Treiber ist. Dies ist nicht überraschend und bestätigt die Bedeutung des Trickle-down-Effektes, der verkürzt besagt, dass Wohlstand von oberen Einkommensschichten nach unten durchsickert. Allerdings verdeutlichen die Zahlen, dass die Quote der Essensmarkenempfänger nur mit längerem Verzug auf Wirtschaftswachstum reagiert.

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Der Anteil unterer Einkommensschichten wird also auch nächsten Jahr zunehmen – und dies unabhängig davon, wer im Weißen Haus sitzt. Besorgniserregend ist vor allem die Tatsache, dass die Quote tendenziell weiter steigt. Nach einer deutlichen Erhöhung durch Rezessionen oder Krisen bleiben also permanente Folgen für die US-Einkommensverteilung bzw. Narben in der US-Gesellschaft. Auch dies scheint nicht davon abzuhängen, ob Demokraten oder Republikaner den Präsidenten stellen.

Die Ölkrise in den 70er Jahren, die schwere Rezession Anfang der 90er Jahre und vor allem die Finanzkrise 2008 haben die Quote der unteren Einkommensschicht deutlich ansteigen lassen. Ein Rückgang war zwar vor allem unter Clinton in der zweiten Hälfte der 90er Jahre zu erkennen, ebenso seit 2012. Eine empirische Erklärung für die Verbesserung bietet aber in erster Linie das BIP-Wachstum.

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