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Berufsunfähigkeitsversicherungen So stabil sind deutsche BU-Versicherer

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Differenz: Netto- und Bruttoprämie

Eine große Differenz zwischen Netto- und Bruttoprämie in der Berufsunfähigkeitsversicherung kann für Kunden unter Umständen stark steigende Beiträge zur Folge haben. Gemeinhin gilt: Je größer der Abstand zwischen Netto- und Bruttoprämie, umso größer ist das Risiko, dass die Prämien steigen. Solche Beitragsanpassungen hat es in den vergangenen Jahren bereits bei mehreren Gesellschaften gegeben. Dieses Thema wird in der Öffentlichkeit sehr sensibel verfolgt, beobachtet Franke.

Grafik: Franke und Bornberg >>Vergrößern!

Daher sei eigentlich davon auszugehen, dass sich der Preiswettbewerb in der derzeitigen Form nicht weiterentwickelt und die Gesellschaften verstärkt auf Nachhaltigkeit setzen. Davon sei bisher jedoch nichts zu spüren. Auffällig sei hingegen, dass der Brutto-Netto-Spread im Marktdurchschnitt sinkt: Die Differenz lag 2016 im Durchschnitt noch bei 36,1 Prozent. In der Folge sank sie von 33,9 Prozent 2019 auf 29,6 Prozent im aktuellen Geschäftsjahr. Die Differenz zwischen den Brutto- und Nettoprämien wird vom Überschusssatz geprägt. Insofern unterscheiden sich die Abweichungen zwischen den Musterbeispielen nur gering.

Schwerpunkt: Schäden und Überschüsse

Im Zentrum der aktuellen Untersuchung stehen zusammen mit der Schadenquote die BU-Überschüsse der Versicherer und deren Stabilität. Risikoüberschüsse entstehen, wenn das tatsächliche Risiko unterhalb der kalkulierten Wahrscheinlichkeit einer Invalidität liegt. Sinkende Überschussanteile sind ein Anzeichen dafür, dass die Kalkulation schon in der Vergangenheit nur teilweise aufgegangen ist. Leidtragende sind die Kunden: Je nach Überschusssystem steigt ihr Beitrag bei gleichbleibenden Leistungen oder sinken ihre Leistungen. Das Rating berücksichtigt Höhe und Zeitpunkt von Überschussabsenkungen.

Finanzstärke als Stabilitätsfaktor

Um den wirtschaftlichen Erfolg des BU-Geschäfts zu messen, biete sich laut Franke die Schadenquote an: Je erfolgreicher ein Versicherer das BU-Geschäft betreibt, desto geringer ist diese Kennzahl. Ziel der Studie sei es jedoch nicht, den Versicherer mit der geringsten Schadenquote als Benchmark anzusehen. Das wäre „fahrlässig, weil die Schadenquote auch durch eine abweisende Leistungspraxis gesenkt werden kann“. Stattdessen gehe es darum, „Abschläge vorzunehmen, wenn auffällig hohe Schadenquoten oder nachhaltige Tendenzen dorthin festgestellt werden“. Hierbei seien einzelne Jahre kaum aussagekräftig.

Im Bereich „Finanzstärke“ wurden ein Dutzend Unternehmenskennzahlen bewertet. Fünf Gesellschaften erreichten mindestens 85 Prozent, weitere 14 mindestens 75 Prozent. Die Bilanzwertung konnte die Allianz mit herausragenden 91,3 Prozent für sich entscheiden. Die bilanzielle Stärke muss dabei aber nicht zwangsweise größenabhängig sein. Die Silbermedaille geht an die Hannoversche, Bronze an die Europa, die nach verdienten Bruttobeiträgen 2020 auf den Plätzen 24 und 42 rangieren und auf Marktanteile von 1,1 Prozent beziehungsweise 0,4 Prozent kommen.

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