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Aktualisiert am 27.01.2020 - 14:29 Uhrin MischfondsLesedauer: 5 Minuten

Starfondsmanager Talib Sheikh „Anleger brauchen flexible Fonds und starke Nerven“

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Womit sollen Ihre Fonds Kunden noch überzeugen?

Sheikh: Aktives Management und klare Überzeugungen gehören zu Jupiters Kernkompetenz. Nehmen Sie nur die Zahl der Wertpapiere, die ins Portfolio kommen. Bei uns sind es rund 450, bei Wettbewerbern oftmals 3.500. Ähnliches gilt für die Allokation. Wenn etwa solide Anleihen mit Investment Grade nach unserer Einschätzung kein hinreichend gutes Verhältnis von Rendite zu Risiko bieten, fahren wir deren Anteil im Portfolio wie aktuell auf null Prozent herunter. Wir konzentrieren uns darauf, mit Zinsen und Dividenden vorzeigbare Renditen zu erzielen. Dafür sind wir auch bereit, dem Wirtschaftszyklus eng zu folgen und entsprechend oft unsere Investments anzupassen. Aktuell kommen wir im Jupiter Flexible Income so allein aus Zinsen und Dividenden auf regelmäßige Erträge in Höhe von 4,7 Prozent jährlich. In den zurückliegenden 12 Monaten haben wir ein Plus von 12,4 Prozent erzielt. Die Volatilität betrug trotzdem nur 6 Prozent.

Was unterscheidet die beiden Fonds?

Sheikh: Der Jupiter Flexible Income soll regelmäßige Erträge plus Kapitalwachstum ermöglichen. Wir erwarten auf längere Sicht 4 bis 6 Prozent Wertzuwachs bei einer Volatilität von 6 bis 8 Prozent. Dafür kombinieren wir eine Makroanalyse mit einem Stockpicking-Ansatz bei Aktien. Der Jupiter Flexible Macro dagegen soll den Geldmarktzins um 5 Prozent übersteigen und eine besonders geringe Korrelation zu den Aktienkursen haben. Die Standardabweichung muss unter 8 Prozent bleiben. Neben thematischen und makroökonomischen Konzepten setzen wir bei diesem Portfolio weit mehr Derivate als Overlay ein.

Und ins neue Börsenjahr gehen Sie ohnehin durchaus zuversichtlich?

Sheikh: Ja, die Rezessionsängste haben eindeutig nachgelassen und es spricht einiges dafür, dass das Wirtschaftswachstum noch eine ganze Weile bei Kräften bleiben kann. Insbesondere ein starker Konsum und eine expansive Geldpolitik können den Aufschwung weiterhin tragen. Euphorisch sind wir deshalb aber nicht, sondern vorsichtig optimistisch. Es gibt aber durchaus Gefahren, die ein solches Szenario verhindern könnten. Insbesondere die relativ hohen Bewertungen lassen erwarten, dass die Renditen künftig niedriger ausfallen werden Das Trendwachstum ist schwach, die Inflation gering und die demografische Entwicklung in fast allen größeren Volkswirtschaften problematisch. Zudem haben diese die in der jüngsten Krise angehäuften Schuldenberge noch nicht annähernd abgetragen.

Apropos Risiken, wo sehen Sie die größten?

Sheikh: Die zyklischen Risiken steigen. Ein US-chinesisches Teilabkommen oder ein kurzfristiger Waffenstillstand im Handelskrieg werden diesen Konflikt oder den langfristigen Kampf um die globale Vormachtstellung noch nicht beenden. Deshalb dürfte weiterhin eine politische Risikoprämie die Märkte belasten. Auch die Lage im verarbeitenden Gewerbe ist fragil und die Geldpolitik kann den Wachstumsmotor nicht alleine am Laufen halten. Fiskalpolitische Impulse sind ebenfalls nötig, vor allem in Europa. Dem stehen aber erhebliche politische Hürden im Weg. Dennoch sehen wir wie gesagt keine Hinweise auf typische Vorboten einer Rezession, wie etwa schwerwiegende Ungleichgewichte oder einen starken Inflationsdruck. Neben dem soliden Konsum sind außerdem auch die Daten vom Arbeits- und Immobilienmarkt positiv und das Kreditwachstum in der Eurozone robust.

 

Talib Sheikh startete im Juni 2018 als Chefstratege (Head of Strategy) Multi Asset bei Jupiter Asset Management. Zudem managt Sheikh die beiden Multi-Asset-Fonds Jupiter Flexible Income und Jupiter Flexible Macro. Vor seinem Wechsel zu Jupiter war Sheikh Geschäftsführer und Portfoliomanager bei JP Morgan Asset Management, wo er fast 20 Jahre tätig war, milliardenschwere Multi-Asset-Fonds lenkte und am Aufbau des Teams Multi Asset Solutions beteiligt war.

 

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