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Stimmen zur US-Zinssenkung „Die Panik hat die Fed selbst erreicht“

Sitz der Federal Reserve in Washington: Die US-Notenbank hat den Leitzins unerwartet angepasst. Das soll die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus abfedern.
Sitz der Federal Reserve in Washington: Die US-Notenbank hat den Leitzins unerwartet angepasst. Das soll die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus abfedern. | Foto: imago images / Xinhua

Die Federal Reserve (Fed) hat den Leitzins unerwartet – zwei Wochen vor ihrem nächsten regulären Zinsentscheid – um 50 Basispunkte auf eine Spanne von 1,0 bis 1,25 Prozent gesenkt. Die Ausbreitung des Coronavirus hätte „neue Herausforderungen und Risiken mit sich gebracht“, begründete Notenbank-Chef Jerome Powell den Schritt.

Viele Finanzprofis äußern sich überrascht. „Während wir uns eine Zinssenkung um 50 Basispunkte bei der nächsten Sitzung im März gut hätten vorstellen können, stimmt uns die Aktion etwas bedenklich“, sagt Christian Scherrmann, als USA-Volkswirt für die DWS tätig. Die Märkte könnten den Glauben an die Unabhängigkeit der Fed verlieren, da einige Marktteilnehmer und US-Präsident Donald Trump zuvor stark auf eine Zinssenkung gedrängt haben, befürchtet Scherrmann. Zudem sei möglich, dass die Fed mehr Risiken sehe als die Märkte. Das würde die Unsicherheit verstärken.

Michael Metcalfe, Analyst bei State Street Global Markets, glaubt die Zinssenkung könne „eine möglicherweise negative Spirale zwischen der Realwirtschaft, den Finanzmärkten und zurück in die Realwirtschaft mildern“. Die Rohstoffmärkte hätten schon seit einiger Zeit darauf hingedeutet, dass eine globale Rezession bevorstehe. Das bestätige sich nun. Das klare Signal des jüngsten Schrittes der Fed sei aber, dass mit einer weiteren aggressiven Lockerung der Geldpolitik gerechnet werden könne. „Die Fed hat die Führung übernommen, aber wir bezweifeln, dass dies die einzige politische Unterstützung sein wird, die die Märkte in diesem Monat erhalten“, so Metcalfe.

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„Andere Zentralbanken werden wahrscheinlich folgen“, sagt auch Paul Brain, Fondsmanager und Anleihechef bei Newton. Dabei könne die Fed allerdings freier agieren als andere Notenbanken, da sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch die japanische Zentralbank aufgrund des bereits negativen Zinsniveaus nur einen begrenzten Spielraum für Zinssenkungen hätten. „Andere Maßnahmen wie die Bereitstellung von Liquidität für das Bankensystem und eine gewisse fiskalische Unterstützung werden wohl ebenfalls folgen“, so Brain. So habe Italien bereits eine Erhöhung seiner Staatsausgaben angekündigt.

Der US-Anleihemarkt habe bereits Zinssenkungen von 100 Basispunkten eingepreist. Das gehe nun weiter, so der Anleiheexperte. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen bewege sich auf 1 Prozent zu. „Diese Kursreaktion könnte allerdings kurzlebig sein, wenn Risikoanlagen den Zinsschritt gut aufnehmen oder der Markt erkennt, dass die Zentralbanken langsamer reagieren“, sagt Brain. Die Suche nach dem sicheren Hafen könne sich aber auch wieder entschärfen, wenn der Schwerpunkt zukünftig nicht auf weiteren Zinssenkungen, sondern auf anderen Maßnahmen liege.

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