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in DigitalisierungLesedauer: 5 Minuten

Trends im Fondsvertrieb „Private Anleger werden in standardisierten Lösungen gepoolt“

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Wie hat das zweite große Thema, die Regulatorik, den Fondsvertrieb verändert?

Cunha: Leider spüren wir hier nicht nur positive Auswirkungen. Durch die Regulierung entstehen definitiv mehr Kosten. Firmenstrukturen müssen ausgebaut werden, aber auch neue Berichte, rechtliche Dokumente und Datenlieferungen in ganz neuen Formaten sind erforderlich. Zugleich müssen Anleger mehr Hürden bei der Geldanlage überwinden. Einige Datenschutzanforderungen sind nicht mit Compliance-Anforderungen vereinbar. Für unsere Vertriebspartner ist alles viel umständlicher geworden. Ich kann mir daher vorstellen, dass private Anleger zunehmend in standardisierten Lösungen gepoolt werden und künftig, wenn sie nicht genügend Geld mitbringen, ohne individuelle Beratung auskommen müssen.

Sie sprechen das Thema Kosten selbst an. Was müssen aktive Fonds leisten, um sich gegen den stark wachsenden passiven Bereich behaupten zu können?

Cunha: Für ein pseudoaktives Management werden die Kunden nicht bereit sein, mehr zu zahlen als für einen ETF. Aktive Manager müssen vielmehr eine Differenzierung zum herkömmlichen Index bieten. Und eine bessere risikoadjustierte Rendite liefern. Solche Fonds werden auch künftig stark gefragt sein. Es ist ähnlich wie in den Anfängen der Fotografie. Die Nachfrage nach guten Malern ist gestiegen, die schlechten Straßenmaler hingegen sind verschwunden. Passives Investieren wird zwar weiter wachsen, aber die ETF-Branche wird durch den Preiskampf eine Konsolidierung erleben.

Was ist das schlagende Argument für einen Fonds: Strategie oder Performance?

Cunha: Eine Mischung. Die Strategie muss verständlich und transparent sein. Die Performance spielt aber natürlich auch eine große Rolle. Wir beobachten derzeit ein neues Nachfragephänomen für aktive Strategien, das uns in die Karten spielt. Anleger verabschieden sich von einigen Bestseller-Fonds, die im Volumen sehr groß geworden sind. Sie suchen etwas Neues, das gleichzeitig - auch wenn das paradox klingt - alt bewährt ist. Sie suchen eine Lösung, die eine ähnliche oder bessere Leistungsbilanz aufweist, aber nicht das Volumen und den Bekanntheitsgrad des Bestsellers. Dadurch kommen zurzeit viele Kunden zu uns. Unsere Fonds sind noch viel manövrierfähiger. Sie werden nicht an jeder Ecke verkauft und stellen daher etwas Besonderes dar.

Welche großen Vertriebstrends sehen Sie für die nächsten Monate?

Cunha: Trends sind nicht ausschlaggebend für uns. Statt unsere Fondspalette auszubauen, arbeiten wir daran, die bestehende weiter zu optimieren. Ein gute Beispiel hierfür sind Gebührensenkungen. 2017 haben wir die Verwaltungsgebühren unserer Fonds gesenkt, bereits zum dritten Mal seit Auflegung. Zum Ende Juli reduzieren wir die Gebühren nun zum vierten Mal. Wenn wir bessere Konditionen mit unseren Partnern aushandeln können, geben wir diese an unsere Anleger weiter. Ein weiteres Beispiel ist der Ausbau unseres Portfoliomanagement-Teams um zwei Experten zum Jahresende. Zum Jahresanfang haben wir bereits das Kundenbetreuungs-Team erweitert.

Wie schätzen Sie den Trend zur nachhaltigen Geldanlage ein? Ist nachhaltiges Investieren tatsächlich wichtig für die Kunden oder wird es in den Medien gehypt?

Cunha: Es ist auf jeden Fall wichtig, und das ist gut so. Allerdings ist das Thema nicht ganz so stark, wie man denken könnte, wenn man in die Medien schaut. Richtig groß würde es erst werden, wenn die Regulierungsbehörden es entdecken oder es fiskalische Anreize geben würde. Wir sind kein auf Nachhaltigkeit spezialisiertes Haus, aber wir berücksichtigen ESG-Kritierien in der Anlagepolitik. Dazu gehört auch, dass wir schon 2013 die Prinzipien für verantwortliches Investieren der Vereinten Nationen, kurz UN PRI, unterzeichnet haben.

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