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Vermögensverwalter Joachim Paul Schäfer „Handelskrieg ist nicht das einzige Risiko für die Finanzmärkte“

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Weitere Risiken in Europa

Damit ist die Liste der möglichen Brandherde jedoch leider noch lange nicht beendet. In Großbritannien schickt sich Boris Johnson an, Chef der konservativen Tories und somit britischer Premierminister zu werden. Damit wäre außer in den USA und Italien ein weiterer politischer Irrläufer in einer großen westlichen Industrienation an der Macht. Johnson will zwar einen ungeordneten Brexit möglichst vermeiden, schließt diesen allerdings bislang nicht aus. Außerdem will er nicht mehr unbedingt am 31. Oktober als Austrittsdatum festhalten. Die Hängepartie mit Großbritannien könnte sich also noch länger hinziehen oder mit einem Knall enden. Beides wäre für die Finanzmärkte Gift.

Das gilt auch für die politische Entwicklung in Italien. Dort spielt die Regierung aus rechter Lega und populistischer Fünf-Sterne-Bewegung mit dem Gedanken, sogenannte Mini-Bots einzuführen. Das wären kleine Schuldscheine, die der Staat später gegen Euro tauschen könnte. In der Zwischenzeit sollten Bürger und Unternehmen damit handeln, so die Idee. Im Prinzip würde so eine Zweitwährung entstehen. Dazu sagte EZB-Chef Mario Draghi: „Mini-Bots sind entweder Geld und illegal, oder sie sind neue Schulden und dann steigt der Schuldenstand.“

Nach Schätzungen der EU-Kommission erhöhen sich die Verbindlichkeiten des italienischen Staats im kommenden Jahr auf mehr als 135 Prozent des BIPs, wenn nicht gegengesteuert wird. Da es danach nicht aussieht, hat die Kommission erste Schritte für ein Defizitverfahren eingeleitet. Das hat es in der EU noch nie gegeben, womit Streit vorprogrammiert ist

Wirtschaftswachstum flaut ab

Das größte fundamentale Risiko ist wahrscheinlich die konjunkturelle Abkühlung. Vor allem die Handelsstreitigkeiten und zunehmende Abschottung von Märkten kosten bereits spürbar Wachstum. Dabei haben aufgrund des niedrigen Zinsniveaus und der hohen Schulden die Notenbanken und Staaten nur noch vergleichsweise wenig Spielraum, gegenzusteuern – bis auf die amerikanische Fed.

 

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