Stolls Fonds der Woche Von riesigen Gewinnen und der Kammer des Schreckens
Er war einer der größten Kaufleute des Mittelalters. Francesco di Marco Datini handelte mit Waffen, finanzierte den Papst und vererbte sein Vermögen den Armen seiner Heimatstadt. Heute dient der italienische Kaufmann als Namenspate und Inspirator für einen Fonds, der dem Wunschdenken vieler Anleger nahekommt. Schon Datini nutzte damals alle möglichen Informationen und scheute keine Mühen und Gefahren, um höchstmöglichen Gewinn zu erzielen. Ebenso Leber: Er investiert völlig frei und flexibel und darf alle Chancen nutzen, die sich bieten.
Aktien, Bitcoin und Derivate
In seinem Mischfonds Acatis Datini Value Flex genießt er Freiheiten, die andere Manager so nicht haben. Er muss nicht an einem Index kleben, darf die Aktienquote nach Belieben hoch- und runterfahren, Positionen komplett absichern oder größere Barreserven halten. Sein Horizont endet jedoch nicht bei Aktien und Anleihen, so wie das bei vielen Mischfonds der Fall ist. Der 65-jährige scheut sich nicht vor Außergewöhnlichem. So investiert er gezielt in Kryptowährungen, spezielle Optionsscheine und Zertifikate, um daraus Kapital zu schlagen.
Im Blick hat er stets innovative Trends und neue Technologien. Das aktuelle Marktumfeld schaut er sich dabei genau an und richtet den Fonds entsprechend aus. Ohne Risiko ist das nicht. Als alleiniger Entscheidungsträger setzt er immerhin seine ureigenen Ideen um. In vielen Fällen lag er damit goldrichtig, allerdings nicht immer. In seiner „Kammer des Schreckens“, wie er sie nennt, listet er seine schlechtesten Investments auf. Die Spanne zwischen Gewinn und Verlust reicht von mehreren 1000 Prozent Plus bis hin zum totalen Verlust. Anleger mit schwachen Nerven rät Leber deshalb vom Fonds ab. Den Datini-Fonds empfiehlt er grundsätzlich als Beimischung in einem breit gestreuten Portfolio.
Im laufenden Jahr profitierte Leber mit einem bis zu 50-fach gehebelten Derivat von den steigenden Inflationsraten. Der Gewinn der Call-Option: 242 Prozent allein im Jahr 2022! Kurstreiber der letzten Zeit waren ein Zertifikat auf EU-Emmisionsrechte und die Beteiligungen am Impfstoffhersteller Biontech, dem australischen Bergbaukonzern Fortescue Metals und dem Grafikchip-Primus Nvidia. „Wir denken, an Nvidia kommt niemand mehr vorbei. Schon heute ist viel mehr möglich als reine Gesichtserkennung. Roboter sehen besser als das menschliche Auge. Mit Nvidia-Technologie ist ein Auto in der Lage, zwischen Ball, Kind und Hund zu unterscheiden und gleichzeitig anhand der Umgebung die ideale Streckenführung zu berechnen“, sagte Leber gegenüber Börse Online.
Auch profane Investments sind eine Option für Leber. So beteiligt er sich an schnöden Holzpaletten, die weltweit für den Transport gebraucht werden. Er finanziert die DPL Deutsche Paletten Logistik aus Soest und streicht damit 5,5 Prozent Zinsen im Jahr ein. Der Schwerpunkt im Datini-Fonds liegt auf internationalen Aktien, die derzeit rund 65 Prozent des Portfolios ausmachen. Auf Rentenpapiere entfallen 15 Prozent, auf Derivate und Optionsscheine insgesamt 16 Prozent. Geografische Schwerpunkte sind die USA (30 Prozent), Deutschland (10 Prozent) und die Schweiz (4 Prozent).
Eindrucksvolle Wertentwicklung
Die Gesamtbilanz seiner universellen Value-Alleskönner-Strategie ist bislang hervorragend. Das einst für eine vermögende Familie aufgelegte Anlagevehikel stieg seit Auflage im Dezember 2008 um fast 700 Prozent. Seit 2011 ist Privatanlegern der Zugang in der dafür geschaffenen B-Tranche möglich. In den vergangenen 5 Jahren erzielte Leber mit dem Fonds ein Plus von 115 Prozent.
In der Klickstrecke zeigen wir euch die besten und schlechtesten Datini-Fonds-Investments von Hendrik Leber. Stand der Performance-Daten: 02.05.2022