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Robert Halver über die dramatischen Preisanstiege Warum die Währungshüter die Inflation nicht bekämpfen

Konsumenten in den USA
Konsumenten in den USA: Die Preise vieler Güter steigen rasant an | Foto: Imago Images / ZUMA Press

Ist die Fed tatsächlich von der vorübergehenden Inflationsthese überzeugt? Oder braucht sie diese nur als Notlüge, als Alibi, um ihre geldpolitische Freizügigkeit fortzusetzen?    

Nirgendwo ist die Inflations-Fratze hässlicher als in den USA

Die post-coronalen Nachholeffekte und die üppigen staatlichen Konjunkturprogramme haben der Inflation viel Schubkraft beschert. Ebenso wirken die Angebotsverknappungen und Lieferengpässe als Turbo. So sind in den USA zum Beispiel die Preise von Gebrauchtwagen um circa 30 Prozent zum Vorjahr angestiegen, da Neuwagen wegen fehlender Computerchips nicht ausreichend verfügbar sind. Auch Airline-Tickets haben sich im flugfreudigen Amerika extrem verteuert.

Dann die Rohstoffpreise: China bunkert Öl und Industriemetalle wie Eichhörnchen Nüsse für den Winter. Und für die lange Zeit explodierenden Baukosten zum Beispiel bei Holz ist die Biden-Regierung verantwortlich. Die Sozialschecks haben viele Amerikaner für den Traum vom Eigenheim genutzt. Nicht zuletzt fürchten sie böse Reaktionen der Fed auf die Inflationsbeschleunigung und wollen noch vor vermeintlich steigenden Bauzinsen zuschlagen.

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Daher müssten die Inflations-Warnsirenen der Fed rund um die Uhr heulen. Doch verharmlost sie das Inflations-Thema wie eine Gewitterfront, die zwar für Unwetter sorgt, aber auch wieder vorüberzieht.

Was ist dran am Narrativ der transitorischen Inflation?

Da sich die schlimme konjunkturelle Not in Amerika abschwächt, werden auch die fiskalischen Ausgabeimpulse zurückgefahren. Tatsächlich basierte das bisherige Wirtschaftswachstum zu vier Teilen auf staatlichen Stimuli und nur zu einem auf wirtschaftlicher Wiedereröffnung. Selbst wenn Amerika also statt jetzt 80 zu 100 Prozent reaktiviert ist, wird zusammengenommen die weitere Wachstums- und damit konjunkturelle Inflationsdynamik abnehmen.   

Die Corona-Zeit und die staatlichen Wirtschaftshilfen haben die US-Unternehmen für die Verbesserung ihrer Produktivität genutzt. Und diese ist ein Inflationskiller. Ohnehin werden teure Arbeitnehmer immer mehr durch vergleichsweise günstige Roboter ersetzt.

So liegt die Beschäftigung in den USA immer noch sieben Millionen unter dem vor-coronalen Konjunkturhöhepunkt. Dieses Überangebot an Arbeitskräften wirkt nicht in-, sondern deflationär: Wo sollen denn die Lohnbeschleunigungen herkommen, die früher eine Lohn/Preis-Spirale, eine galoppierende Inflation auslösten?

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