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DAS-INVESTMENT-Experte Ausblick und Tipps: Was man dieses Jahr zur PKV wissen muss

Tim Bökemeier
Tim Bökemeier: Er ist der neue Experte für die Private Krankenversicherung bei DAS INVESTMENT. | Foto: Tim Bökemeier / Jessica Hunold mit Canva

Im Jahr 2024 stehen die Privaten Krankenversicherer vor der Herausforderung, in einem sich stetig entwickelnden Gesundheitssektor einen weiterhin angemessenen Versicherungsschutz anzubieten. Eine zentrale Frage ist dabei, wie die PKV mit den kontinuierlich steigenden Kosten im Medizinsektor umgeht und gleichzeitig qualitativ hochwertige Leistungen für die Versicherten sicherstellt.

Wie die Prämienanpassungen funktionieren

Neue Technologien, innovative Therapien und das Personal sind nur einige Faktoren, die steigende medizinische Kosten verursachen. Die Branche reagiert darauf üblicherweise mit einer angepassten Beitragsgestaltung. Dabei ist ohnehin jeder Anbieter verpflichtet, die Berechnungsgrundlagen seiner Tarife jährlich daraufhin zu überprüfen, ob die ursprüngliche Kalkulation für die Versicherungsleistungen immer noch zutrifft. Weichen die notwendigen Ausgaben von den ursprünglich kalkulierten Ausgaben um einen bestimmten Prozentsatz ab, kann der Versicherer eine Beitragserhöhung vornehmen. Man spricht hierbei von den auslösenden Faktoren.

Nur geringe Auswirkungen auf die Beitragsentwicklung

Gerade die Auswirkungen der Inflation machen sich für Bestandsversicherte ab 2024 bemerkbar, wobei die hieraus resultierenden Beitragsanpassungen als vorerst moderat zu bezeichnen sind. Vorübergehende Effekte sind aus der Berechnung der auslösenden Faktoren zu eliminieren. Als solch ein vorübergehender Effekt wurde die Corona-Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 aus der damaligen Perspektive bewertet.

Mittlerweile haben die Auswirkungen der Pandemie auf einem niedrigeren Niveau einen dauerhaften Charakter bekommen und sind daher bereits in die Kalkulationen und Anpassungen im Jahr 2023 und zu Beginn des Jahres 2024 eingegangen. Unter der Voraussetzung eines gleichbleibenden oder abschwächenden Pandemieverlaufs, erwarte ich keine größeren Auswirkungen mehr auf die Beiträge.

Auch neue Tarifkollektive müssen erst einmal wachsen und der Beitrag muss sich im Marktdurchschnitt einpendeln, so meine Einschätzung.

Jüngere Kunden mit wachsenden Ansprüchen

Wenn man über die Kostenstruktur im Gesundheitswesen spricht, darf man das Anspruchsverhalten der Kunden an ihre Krankenversicherer nicht außer Acht lassen. Hier hat sich ein starker Wandel vollzogen. Die Erwartungen der jüngeren Kunden, insbesondere der Generation Y, unterscheiden sich von den Erwartungen älterer Kunden immer deutlicher.

Früher war es üblich, dass die Kunden einen bestimmten Kostenanteil selbst trugen. Die neue Generation strebt eher nach einem umfassenden Sorglos-Paket, das sämtliche Ausgaben abdeckt, auch bei Themen wie künstlicher Befruchtung, Zahnprophylaxe oder Lasik. In der Elternzeit und beim Bezug von Elterngeld wird eine Beitragsfreistellung erwartet. Auch sind familienfreundliche Tarife immer stärker nachgefragt.

Aufpassen bei Beitragsfreistellung bei Bezug von Elterngeld

Durch die neue Gesetzesänderung beim Elterngeld, müssen viele Versicherungsnehmer darauf achten, ob die Regelung bezüglich der Beitragsfreistellung bei Bezug von Elterngeld in Ihren Tarifen noch greift.
Für Geburten ab dem 1. April 2024 wird die Grenze des zu versteuernden Jahreseinkommens, ab der der Anspruch auf Elterngeld entfällt, für gemeinsam Elterngeldberechtigte von 300.000 Euro auf 200.000 Euro gesenkt. Zum 1. April 2025 wird sie für Paare nochmals moderat auf 175.000 Euro abgesenkt. Für Alleinerziehende wird ab dem 1. April 2024 eine Einkommensgrenze von 150.000 Euro gelten.

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Kunden spüren Kostendruck der Versicherer 

Ein Trend, der zu beobachten ist: Bei vielen Gesellschaften ist das Auslegen einer medizinischen Notwendigkeit zu einer gängigen Praxis geworden. In Anbetracht eines zunehmenden Fokus auf Kostenkontrolle und Effizienz sind viele Krankenversicherungen dazu übergegangen, die durchgeführten Leistungen sorgfältig zu begutachten und die Erstattung von Rechnungen genauer zu überprüfen. Kunden sollten sich daher bewusst sein, dass die Überprüfung der medizinischen Notwendigkeit ein wichtiger Faktor bei der Erstattung von Gesundheitsausgaben durch ihre Krankenversicherung ist.

Beispiele zur Kostenregulierung sind begrenzte Gebührensätze, die Abrechnung nach der Bundesbeihilfeverordnung oder begrenzte Erstattungssätze bei bestimmten Hilfsmitteln. Durch die Leistungsregulierung sollen die Kostenstrukturen in den Tarifen niedrig gehalten werden, um eine langfristige Beitragsstabilität zu gewährleisten.

Prävention und Gesundheitsförderung werden immer wichtiger

Ein Ansatz zur Bewältigung steigender Kosten besteht in verstärkten Maßnahmen zur Prävention und Gesundheitsförderung. Private Krankenversicherer setzen vermehrt auf Programme, die einen gesunden Lebensstil fördern und Krankheitsrisiken minimieren sollen. Meine täglichen Erkenntnisse in den Gesprächen mit unseren Kunden zeigen auf, dass sie seit Corona vermehrt mit unterschiedlichsten Krankheitsbildern zu kämpfen haben. Privatversicherte partizipieren hier stärker am medizinischen Fortschritt und erhalten bei Fachärzten schneller einen Termin, was zu einer schnelleren Genesung beiträgt.

 

Tarifauswahl so stark wie möglich individualisieren

Ein wichtiger Tipp: Bei der Selektion eines Tarifs sollte der Fokus nicht primär auf dem monatlichen Beitrag liegen. Der PKV-Markt bietet eine Vielzahl von über 17.000 Tarifen, wodurch die Auswahl schnell zu einer Herausforderung werden kann. Es ist ratsam, bei der Tarifwahl zusätzlich die individuellen Leistungsmerkmale, Selbstbeteiligungen, Deckungsumfänge und etwaige Zusatzleistungen zu berücksichtigen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen, die den persönlichen Anforderungen und Bedürfnissen gerecht wird. Auch, wenn dies einen erheblichen Mehraufwand darstellen kann.

Markt bleibt in Bewegung

Natürlich gibt es zahlreich weitere Themen, die für Versicherungsnehmer in der PKV in Zukunft noch größere Bedeutung bekommen dürften. Hierzu nur eine kurze Übersicht:
 
•    Kein Primärarztprinzip (Hausarztprinzip)
•    Vorsorgeuntersuchungen über dem GKV-Niveau
•    Gezielte Behandlungen im Ausland
•    Mehr Flexibilität in der Tarifgestaltung 
•    Digitalisierung der Kundenbeziehungen
•    Gesundheitscoaching
•    Absicherungskonzepte fürs Alter
•    Regelungen für berufliche Auslandsaufenthalte

Natürlich bieten die Tarifbedingungen der Versicherer nicht auf alle Fragen eine Antwort. Es empfiehlt sich, die individuelle Beratung eines versierten Experten im Bereich der Privaten Krankenversicherung in Anspruch zu nehmen. Dieser empfiehlt Versicherungsunternehmen, die sich besonders kulant in der Abwicklung von Leistungsansprüchen zeigen, und ebenso solche nicht, die hierbei weniger großzügig agieren.  

Über den Autor:

Tim Bökemeier, geboren 1987, betreibt gemeinsam
mit seiner Frau und einigen Geschäftspartnern die Plattform PKV-Welt.de und fungiert als Experte für die Private Krankenversicherung. Bei einer Tätigkeit für ein großes Finanzinstitut hatte er erste Berührungspunkte mit der PKV-Beratung. Im Jahr 2016 machte Bökemeier sich selbstständig und konzentriert sich seitdem auf den Bereich der Gesundheitsvorsorge. In den vergangenen sieben Jahren hat sein Unternehmen nach eigenen Angaben über 1.600 Kunden betreut.

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