Allein gegen alle Wie Rentenfondsmanager mit Inflation und Niedrigzins fertig werden wollen
Doch das versuchen Zentralbanken zu verhindern, indem sie weiter Staatsanleihen kaufen und somit die Renditen dauerhaft unter ein wirtschaftlich vernünftiges Maß drücken. Damit bleibt nicht nur die Frage, wie sich die Inflation weiterbewegt, sondern auch, wie die Zentralbanken darauf reagieren. Falls sich die Engpässe auflösen und der Schweinezyklus bei den Rohstoffen Fahrt aufnimmt, könnten – nicht zuletzt durch den Basiseffekt – die Inflationsraten bald wieder sinken. „Der Konsens deutet zurzeit auf ein gleichbleibend hohes Niveau hin, von dem es in der zweiten Hälfte 2022 wieder abwärts geht“, meint das Anleiheteam von Morgan Stanley Investment Management.
Es könnte aber auch anders laufen: Schlagen die erhöhten Preise auf den Arbeitsmarkt durch und erzeugen eine Lohn-Preis-Spirale, könnte Inflation ein Dauerthema werden und Zentralbanken zum Handeln zwingen, wenn sie halbwegs glaubwürdig bleiben wollen. Aber selbst dann müssen sie erst einmal die Corona-bezogenen Sonderkäufe...
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Doch das versuchen Zentralbanken zu verhindern, indem sie weiter Staatsanleihen kaufen und somit die Renditen dauerhaft unter ein wirtschaftlich vernünftiges Maß drücken. Damit bleibt nicht nur die Frage, wie sich die Inflation weiterbewegt, sondern auch, wie die Zentralbanken darauf reagieren. Falls sich die Engpässe auflösen und der Schweinezyklus bei den Rohstoffen Fahrt aufnimmt, könnten – nicht zuletzt durch den Basiseffekt – die Inflationsraten bald wieder sinken. „Der Konsens deutet zurzeit auf ein gleichbleibend hohes Niveau hin, von dem es in der zweiten Hälfte 2022 wieder abwärts geht“, meint das Anleiheteam von Morgan Stanley Investment Management.
Es könnte aber auch anders laufen: Schlagen die erhöhten Preise auf den Arbeitsmarkt durch und erzeugen eine Lohn-Preis-Spirale, könnte Inflation ein Dauerthema werden und Zentralbanken zum Handeln zwingen, wenn sie halbwegs glaubwürdig bleiben wollen. Aber selbst dann müssen sie erst einmal die Corona-bezogenen Sonderkäufe zurückfahren. In Europa wäre das das Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP). Anschließend geht es um die schon vor der Pandemie gestarteten Anleihekäufe und dann, erst dann, reden wir von steigenden Leitzinsen.
Fed geht den ersten Schritt, die EZB lässt sich Zeit
Von den beiden großen Zentralbanken dürfte die Fed den ersten Schritt gehen. „Sie wird ihr Pandemie-bezogenes Programm wohl im Juni 2022 beendet haben“, meint Monica Defend, die bei Amundi die globale Analyseabteilung leitet. Sollte die Inflation nicht gerade böse überraschen, könnte die Fed Ende 2022 oder Anfang 2023 erstmalig die Zinsen erhöhen.
Inflation im Teufelskreis
Weil die Preise steigen, fordern Angestellte und Arbeiter stärker steigende Löhne. Das erhöht die Kosten für Unternehmen, weshalb sie wiederum die Preise stärker erhöhen. Diese in der Wirtschaft gefürchtete Lohn-Preis-Spirale ist ein Beispiel für das, was man gemeinhin einen Teufelskreis nennt. Und den gibt es auch in der menschlichen Psyche, wie der Therapeut Paul Watzlawick herausfand. Sein Ur-Beispiel geht wie folgt: Eine Frau stellt fest, dass ihr Ehemann sich von ihr entfernt. Sie beschwert sich bei ihm, woraufhin er sich unter Druck gesetzt fühlt und noch weiter zurückzieht. Der Kreislauf aus Ursache und Wirkung ist nur schwer zu durchbrechen – in der Wirtschaft übrigens auch.
Bei der EZB wird das länger dauern. Sie muss hoch verschuldete Länder wie Italien im Spiel halten und braucht deshalb Wirtschaftswachstum und hohe Inflation, damit der stets anhand der Wirtschaftskraft gemessene Schuldenberg relativ gesehen schrumpft. Selbst wenn das PEPP-Programm auslaufen sollte, wird die EZB also an anderer Stelle unter anderem Namen weiterkaufen. Auch Defend erwartet erst einmal keine wirklich straffere Geldpolitik der EZB. Trotzdem dürften die Renditen in den längeren Laufzeiten mit denen aus den USA zu einem guten Teil mit nach oben ziehen. Was im Gegenzug die Kurse drückt.