Zinswende in England M&G zweifelt an weiteren Schritten
Die britische Notenbank hat den Zinssatz, zu dem sich Banken Geld beschaffen können, auf 0,5 Prozent angehoben. M&G-Investmentdirektor Anthony Doyle zweifelt dennoch an weiteren Zinsschritten: „Die aktuelle politische Unsicherheit mitten in den schleppenden Brexit-Verhandlungen lässt Zinssteigerungen kaum als gerechtfertigt erscheinen.“
Brexit droht Konjunktur zu bremsen
Doyle erwartet künftig mehr Anzeichen für eine sinkende Investitionsneigung, ein sich abkühlendes Konsumklima sowie eine schwache Konjunktur, „falls nicht ein substantieller Deal oder zumindest eine Übergangslösung für die Handelbeziehungen zwischen Großbritannien und der EU gefunden werden“. Doch die Bank of England sei offensichtlich anderer Ansicht und sorge sich um mangelnde Kapazitäten in der Wirtschaft, die zu höheren Löhnen und zu einer Inflation über dem Zielkorridor der Notenbanker führen könnten.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Der M&G-Experte sieht aber auch eine gute Nachricht: „Die heutige Zinserhöhung wird nur begrenzte Auswirkungen auf die Realwirtschaft haben. Die Geldpolitik bleibt sehr locker, die realen Zinsen sind negativ, und die Notenbank verfügt weiterhin über eine große Bilanzsumme.“ Durch die Anhebung der Zinsen habe das für Geldpolitik zuständige Komitee (Monetary Policy Committee) einen Warnschuss in Richtung der Verbraucher abgegeben, so Boyle. Denn diese hätten auf das geringe Lohnwachstum und die hohe Inflation reagiert, indem sie weniger sparen und dafür mehr Kredite aufnehmen.
Der Markt wird seine Aufmerksamkeit laut Doyle nun wahrscheinlich wieder auf die Brexit-Verhandlungen im Vorfeld des EU-Gipfels der Staats- und Regierungschefs im Dezember verlagern. Das britische Pfund dürfte die Auswirkungen geopolitischer Entwicklungen am stärksten spüren, so der Experte: „Ob die Bank of England gezwungen sein wird, ihre derzeitige Prognose zu überprüfen, ‚dass private Haushalte und Unternehmen ihre Entscheidungen auf der Erwartung einer reibungslosen Anpassung‘ an die Handelsvereinbarungen mit der EU nach dem Gipfel gründen, bleibt abzuwarten.“