Stolls Fondsecke Zweite Reihe schlägt erste Börsenliga
Es ist die bislang größte Reform der Dax-Familie: Die erste deutsche Börsenliga umfasst ab dem 20. September 40 Konzerne – zehn mehr als bislang. Gewichtet werden sie nach ihrer Marktkapitalisierung. Zehn Unternehmen steigen aus dem Segment der mittelgroßen Unternehmen, dem MDax auf. Der verkleinert sich dadurch von 60 auf 50 Werte. Zu den Aufsteigern gehören Sportartikelhersteller Puma, VW-Großaktionär Porsche, Modehändler Zalando und der Lebensmittel-Lieferdienst Hellofresh.
Hauptauslöser für die Änderungen am Regelwerk ist der Skandal um die Milliardenpleite des Zahlungsdienstleisters Wirecard. Künftig müssen Unternehmen, die Teil der ersten Börsenliga sein wollen, nachweisen, dass sie profitabel sind und mindestens in den zurückliegenden beiden Jahren Gewinne gemacht haben. Ohnehin hat der wichtigste deutsche Aktienindex trotz jüngster Rekordstände den Ruf, „Problemunternehmen“ zu beherbergen.
Zweifel an der Reform hingegen kommen ausgerechnet von Frank Mella, der als Erfinder des Dax gilt. Im Interview mit dem Internetportal t-online.de übt der ehemalige Redakteur der Börsen-Zeitung scharfe Kritik: „Der Dax wird instabiler, unruhiger, weil künftig häufiger Firmen ausgetauscht werden müssen. Es ist wirklich schade, dass der Index der mittelgroßen Unternehmen im selben Zuge verkleinert wird. Das macht ihn deutlich weniger attraktiv für Anleger und Investoren. Die Deutsche Börse reißt durch die Vergrößerung der ersten deutschen Börsenliga das gesamte Index-System ein. Das ist bedauerlich.“
Dax verdreifacht seinen Wert in seinen 20 Jahren
Mit Blick in den Rückspiegel war der Dax hinsichtlich seiner Wertentwicklung bislang gar kein so schlechter Index. Er hat sich in den vergangenen 20 Jahren fast verdreifacht. Andere europäische Märkte können hier nicht mithalten. Die Leitindizes CAC 40 aus Frankreich (rund 160 Prozent), FTSE MIB aus Italien (40 Prozent) oder auch der britische FTSE 100 (105 Prozent, jeweils inklusive Dividenden) entwickelten sich deutlich schlechter.
Noch weitaus besser als der Dax hat sich dessen kleiner Bruder geschlagen. Der MDax legte von 2001 bis heute um rund als 800 Prozent zu. Der Index beherbergt zahlreiche sogenannte „Hidden Champions“, also innovative Mittelständler, die in ihrer jeweiligen Branche führend sind. Gute Fondsmanager können jedoch auch diese Index-Bilanz übertreffen. Voraussetzung: Sie betreiben aufwendiges Stockpicking.
Mehr als 1.000 Prozent Rendite
Der erfolgreichste Fonds für deutsche Aktien im Zeitraum über 20 Jahre kommt von der Frankfurter Investmentboutique Lupus alpha: Der Lupus alpha Smaller German Champions (ISIN: LU0129233093). Das aktiv verwaltete Portfolio erzielte seit seiner Auflage im August 2001 eine Wertentwicklung von 1086 Prozent bzw. 13 Prozent pro Jahr. Ihre Benchmark aus je 50 Prozent M- und S-DAX übertrafen die Manager damit um jährlich drei Prozentpunkte.
Um die ertragreichsten Werte aus dem Small-Cap-Universum herauszufiltern, setzen die beiden Portfoliomanager Björn Glück und Jonas Liegl bei ihrer Bottom-Up Analyse vor allem auf persönliche Gespräche mit dem Management und zahlreiche Unternehmensbesuche. „Im Small-Cap-Sektor sind eine große Nähe zu den Unternehmen mit regelmäßigen Besuchen und Gesprächen mit dem Management sowie gründliches Research entscheidende Performance-Treiber“, sagte Björn Glück im Interview mit dem Handelsblatt.
Bei der Bottom-Up Analyse wird zunächst das Wachstumspotenzial einzelner Unternehmen durchleuchtet. Anschließend werden die Chancen in der entsprechenden Branche und im Gesamtmarkt bewertet. Der Fonds ist mit aktuell 75 Unternehmen vergleichsweise breit gestreut. Zu den Top-10-Werten zählen der Flugzeugbauer Airbus und die Jost-Werke. Die Kernmarke Jost produziert Produkte für Truck- und Trailerhersteller wie Sattelkupplungen und Stützwinden und ist in den Bereichen Containertechnik und Achsensysteme tätig.
Der beste Deutschland-Fonds auf Sicht von fünf Jahren
Unter allen Fonds, die mindestens fünf Jahre am Markt sind, schneidet der DWB – Alpha Star Aktien (ISIN: LU1070113235) in diesem Zeitraum mit einem Plus von rund 178 Prozent am besten ab. Gesteuert wird er vom Investmenthaus Alpha Star, das aus einem Aktienclub entstand und von den beiden Brüdern Felix und Gero Gode im Jahr 2006 gegründet wurde.
Auf Basis einer Value-Strategie investiert das Fondsmanagement gezielt in rund 20 Unternehmen aus dem deutschen Mittelstand. Aktien wie Secunet Security, Fabasoft oder Eckert & Ziegler haben in der Vergangenheit für Gewinne im dreistelligen Prozentbereich gesorgt. Der 80 Millionen Euro große Fonds ist aktuell im Soft-Closing. Er kann nur mit vollem Ausgabeaufschlag gekauft werden.
Schwesterfonds mit Fokus auf Dividenden
Alternativ können Anleger in den Schwesterfonds Alpha Star Dividenden (ISIN: LU1673114820) investieren. Die Aktiengesellschaften in den beiden Fonds unterscheiden sich zu etwa 50 Prozent, die Wertentwicklung ist ähnlich. Der Fokus liegt hier auf dividendenstarken Hidden Champions mit konstant hohen Ausschüttungen und überzeugenden Geschäftsmodellen. Angepeilt ist eine Ausschüttungsquote von 4 Prozent pro Jahr.
Kleines Fondsvermögen, großer Erfolg
Der ertragreichste Deutschland-Fonds im laufenden Jahr ist ein – noch – unbekannter Zwerg, dessen Fondsvolumen gerade so die 5 Millionen-Grenze überschreitet: Der Salutaris Multiwert – Superfund (ISIN: LU0208670512). In Sachen Wertentwicklung steht das bei der Fondsgesellschaft Axxion aufgelegte Produkt 2021 bislang an der Spitze. Seit Jahrebeginn summiert sich das Plus auf rund 38 Prozent.
Vor relativ genau einem Jahr übernahm das Münchner Ehepaar Barbara und Michael Kollenda den Fonds und krempelte ihn komplett um. Im Fokus der Anlagestrategie stehen jetzt familiengeführte Unternehmen, die der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt sind und basierend auf 70 verschiedenen Finanzkennzahlen eine attraktive Bewertung aufweisen. Auch die Chemie zwischen Managern und Unternehmenslenkern muss stimmen: „Wir legen großen Wert darauf, das Management persönlich kennenzulernen. Es muss uns menschlich überzeugen“, betont Barbara Kollenda.
Geschafft hat das Ulrich Weitz, CEO der Ibutec Advanced Materials AG aus Weimar, einem Dienstleister für thermische Verfahrenstechnik. Bisher agierten die Thüringer als Zulieferer für Batterietechnik. Jetzt bringt die Gesellschaft ein Produkt aus seinen eigenen Drehöfen für den Einsatz in Lithium-Eisenphosphat Batteriezellen auf den Markt. Die Firma erwartet in den kommenden Jahren ein Wachstum von durchschnittlich 20 bis 25 Prozent jährlich. Der Segel- und Motorboothersteller HanseYachts oder die Wolftank-Adisa Holding AG sind weitere Positionen im insgesamt 30 Werte umfassenden Portfolio.
Klein schlägt groß
Mein Fazit: Klein schlägt groß! Die heimlichen Weltmarktführer im Fonds-Paket schlagen die erste Börsenliga und sind aus meiner Sicht trotz höherer Fondskosten die bessere Wahl als ein preiswerter ETF auf den erweiterten DAX 40.
Hinweis: Es handelt sich hierbei um keine Anlageberatung oder Kaufempfehlung. Die Geldanlage am Kapitalmarkt ist mit Risiken verbunden. Aus Wertentwicklungen in der Vergangenheit lässt sich nicht auf künftige Wertentwicklungen schließen. Stand aller Daten: 17. September 2021.