5 Fakten zur neuen EU-Verordnung 10 Top-Lebensversicherer im Transparenz-Check
Die EU-Transparenzverordnung (TVO) ist am 10. März in Kraft getreten. Sie verpflichtet Finanzmarktteilnehmer und Finanzberater, ihren Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit auf ihren Internetseiten darzustellen. Das gilt einerseits unter anderem für Wertpapierfirmen und Kreditinstitute sowie auch Versicherer. Andererseits sind mit den erwähnten Finanzberatern Vermittler gemeint, die kunden zu Versicherungsanlageprodukten beraten.
Die Veröffentlichungspflicht umfasst eine Reihe von Mindestangaben zum nachhaltigen Verhalten der Unternehmen. Dazu zählen beispielsweise:
Regel | Veröffentlichungspflicht zu ... |
Artikel 3 TVO |
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Artikel 4 TVO |
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Artikel 5 TVO |
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Die oben genannten Pflichten für Finanzmarktteilnehmer gelten auch für die Anbieter von Versicherungsanlageprodukten. Doch wie setzen Lebensversicherer die Pflichten aus der TVO gut zwei Wochen nach ihrem Inkrafttreten um? Um das zu beantworten, hat das Team Nachhaltigkeit von Franke und Bornberg in einer Stichprobe die Internetauftritte der zehn größten Lebensversicherer unter die Lupe genommen.
5 Fakten zur TVO-Umsetzung
Die Experten des seit 1994 Versicherungsprodukte und -unternehmen spezialisierte Analysehauses aus Hannover bewerteten jetzt die Internetseiten der Lebensversicherer Allianz, Axa, Debeka, Ergo, Generali, HDI, Huk-Coburg, R+V, Versicherungskammer Bayern (VKB) und Zurich. Ergebnis der Untersuchung sind die folgenden fünf Fakten zum aktuellen Stand der TVO-Umsetzung hierzulande:
- Alle zehn Versicherer informieren zu den Artikeln 3, 4 und 5 der TVO, aber mit unterschiedlichem Umfang. Denn der Gesetzgeber macht weder Mindest- noch Maximalvorgaben zu den offenzulegenden Informationen. Einige Gesellschaften setzen offenbar auf Menge. Im Durchschnitt aller Gesellschaften hätten die Informationen je Unternehmen immerhin sieben Blätter Papier verbraucht. Nicht immer besteht aber ein Zusammenhang zwischen Länge und Informationsgehalt.
- Alle untersuchten Versicherer stellen die Informationen zur TVO auf einer gesonderten Seite in ihrem Internetauftritt bereit. Der Weg zu dieser Seite gestaltet sich jedoch höchst unterschiedlich. Ist diese Seite nicht verlinkt, wird die Suche für Vermittler und Kunden aufwendig. In einem Fall der Stichprobe musste bei der Gesellschaft angefragt werden, wo sie die Informationen platziert hat. Manche Versicherer wie beispielsweise die Allianz, Ergo, VKB und Zurich informieren zusätzlich auf den jeweiligen Produktseiten, beispielsweise durch Verlinkung auf die zentrale Seite.
- Die zehn größten Lebensversicherer erfüllen allesamt das Pflichtprogramm, einige auch die Kür. Alle haben Ausschlusskriterien definiert, zum Beispiel Waffen und Kohle-Industrie. Drei Versicherer gehen noch einen Schritt weiter und orientieren sich zusätzlich an einer Positivliste.
- Die Mehrheit verpflichte sich auf Konventionen zur Nachhaltigkeit. Sechs von zehn Versicherern haben die UN-Konvention Principles for Responsible Investment (PRI) unterzeichnet, eine Investoreninitiative der Vereinten Nationen, die Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage fördert. Drei von ihnen verpflichten sich zusätzlich auf die UN-Principles for Sustainable Insurance (PSI), also UN-Prinzipien für nachhaltige Versicherungen.
- Einige untersuchten Versicherer präsentieren sich schlechter oder weniger nachhaltig als sie sind. Sie verzichten, wissentlich oder unbeabsichtigt, auf Angaben, beispielsweise beim Ausschlusskriterium Waffen oder der Unterzeichnung der PRI.
Hallo, Herr Kaiser!
Michael Franke, Gründer und Geschäftsführer von Franke und Bornberg, bewertet den Status quo zur Umsetzung der TVO positiv: „Nachhaltigkeit ist längst kein Exotenthema mehr. Nach einigem Zögern nimmt die Versicherungswirtschaft in Sachen Nachhaltigkeit jetzt deutlich Fahrt auf.“ Es stimme ihn optimistisch, dass die größten Gesellschaften nicht nur ihren Informationspflichten nachkommen, sondern mittlerweile eigene Bewertungsmaßstäbe für nachhaltiges Handeln entwickelt haben.
10 Lebensversicherer analysiert
Unbefriedigend sei hingegen, dass gesetzliche Vorschriften zur TVO-Umsetzung bislang unbestimmt blieben. Das erschwere Vermittlern und Verbrauchern, sich zu orientieren, ganz erheblich. „Unser Ziel ist es, praktikable Standards für die Veröffentlichung von Informationen zur Nachhaltigkeit zu entwickeln. Dazu arbeiten wir bereits an einer detaillierten Analyse aller Lebensversicherer in Deutschland“, erläutert Franke.
Das Unternehmen führt aktuell auch eine Vermittlerbefragung mit dem Schwerpunkt „ESG und TVO aus der Perspektive der Beratenden“ durch. Für jeden Teilnehmenden werde Franke und Bornberg einen Baum pflanzen