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in Die 100 FondsklassikerLesedauer: 3 Minuten

98 plus 2 gleich 106 Hoffnungsfroh im Rentenmarkt – trotz Rückschlägen

Verleihstation von Europcar
Verleihstation von Europcar: Das Portolio des Acatis IFK Value Renten enthält unter anderem Papiere des Autovermieters, der von Volkswagen übernommen werden soll. | Foto: imago images / Pius Koller

Solche Positionen, über die Martin Wilhelm Anfang April in einem Kunden-Webinar spricht, möchte eigentlich niemand im Depot haben. Sie seien viel zu tief gefallen, um sie auf dem aktuellen Stand noch abzustoßen, erläutert der Berater des globalen Anleihefonds Acatis IFK Value Renten (ISIN: DE000A0X7582). Zum Nachkaufen bestehe aber momentan auch kein Anlass: „Den absoluten Panikverkauf haben wir noch nicht gesehen.“

Die Rede ist – man ahnt es bereits – von Anleihen aus Russland und der Ukraine. Ein bis 2031 laufendes, nominal mit 7,487 Prozent verzinstes Papier der Russian Railways etwa gehörte Ende Januar 2022 noch zu Wilhelms fünf größten Positionen. Nach dem von Wladimir Putin befohlenen Überfall auf das westliche Nachbarland fiel es wie ein Stein und besitzt momentan nicht viel mehr als Erinnerungswert. Mit einem Minus von zeitweise mehr als 11 Prozent seit Jahresbeginn brach der Acatis IFK Value Renten denn auch fast doppelt so stark ein wie der Durchschnitt seiner Vergleichsgruppe. Momentan machen alle von dem Einmarsch direkt betroffenen Anleihen noch rund 2 Prozent des Portfolios aus.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Schon zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren erleidet damit der zu den 100 Fondsklassikern von DAS INVESTMENT gehörende Acatis IFK Value Renten einen herben Rückschlag. In den Anfängen der Corona-Pandemie sackte der Anteilspreis in der Spitze sogar um mehr als 18 Prozent ab. Auf Sicht von fünf Jahren steht so zum Stichtag 26. April ein Minus von 3,6 Prozent zu Buche. Dafür allerdings war die Entwicklung bis Anfang 2020 weit überdurchschnittlich: Seit dem Start Ende 2008 betrug der durchschnittliche jährliche Wertzuwachs stattliche 7,4 Prozent.

Noch gibt sich Wilhelm folglich gelassen. „Das sind die Irrungen und Wirrungen der Geopolitik“, kommentiert er den Doppel-Durchhänger und verweist auf ähnliche Situationen wie die erste Russlandkrise 1998, den Absturz brasilianischer Anleihen 2002 oder den Kollaps des griechischen Rentenmarkts 2012. Zwar sei keine dieser Krisen direkt miteinander oder mit dem heutigen Umfeld für russische und ukrainische Titel vergleichbar. Dennoch hätten sich die damals angeschlagenen Märkte relativ rasch vollständig erholt. Darauf hofft Wilhelm auch dieses Mal: „Der aktuell 2-prozentige Anteil würde dann im besten Fall einen Performance-Beitrag von 8 Prozentpunkten leisten.“

In der Zwischenzeit sähe Wilhelm den Blick der Anleger lieber auf die restlichen 98 Prozent seines Portfolios gerichtet – fühlt er sich dort doch bestens aufgestellt, um in den Performance-Ranglisten bald wieder nach oben zu klettern. Im Durchschnitt rentieren die enthaltenen Papiere derzeit mit 5,1 Prozent, bei einem Kurswert von 93. Werden am Ende alle zu 100 zurückgezahlt, bleibt unter dem Strich ein ansehnlicher Kursgewinn. Bei einer Duration von nur 3,5 Jahren scheint zudem der Einfluss weiterer Zinssteigerungen begrenzt.

Im steten Bestreben, den Namensbestandteil „Value“ mit Leben zu füllen und gute Qualität möglichst preiswert einzukaufen, hat der Kieler Vermögensverwalter jüngst eine größere Position in einer bis Mitte Oktober 2026 laufenden und mit 3,5 Prozent verzinsten Anleihe des Autovermieters Europcar aufgebaut. Obwohl das Unternehmen in Kürze wieder mehrheitlich zu VW gehört, rentierte sie zum Kaufzeitpunkt deutlich höher als eine nahezu zeitgleich auslaufende und mit lediglich 2,0 Prozent verzinste VW-Anleihe. Derartige Sondersituationen sollen auch künftig den Unterschied ausmachen – und wenn irgendwann einige nahezu abgeschriebene Papiere die Performance-Bilanz quasi aus dem Nichts noch einmal um einige Punkte erhöhen, umso besser.

Quelle:Morningstar

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