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PKV-Anbieter wachsen mit gut verdienenden Angestellten

Mit der im Oktober von der Bundesregierung beschlossenen Verordnung über maßgebende Rechengrößen der Sozialversicherung für 2024 steigt auch die sogenannte Jahresarbeitsentgeltgrenze in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Dieser auch als Versicherungspflichtgrenze bezeichnete Schwellenwert erhöht sich im kommenden Jahr um 4,1 Prozent von 66.600 auf 69.300 Euro. Erst ab diesem Jahresgehalt können Arbeitnehmer in eine private Krankenversicherung (PKV) wechseln. Die im PKV-Verband zusammengeschlossenen Anbieter kritisieren diese politisch gewollte und jährlich immer weiter erhöhte Hürde für den Wechsel vom Kassensystem in die Private.
Doch die von der Versicherungspflicht befreiten Arbeitnehmer dürften aktuell umso stärker über eine PKV nachdenken. Denn neben der Jahresarbeitsentgeltgrenze steigt im kommenden Jahr auch die Beitragsbemessungsgrenze von 59.850 auf 62.100 Euro pro Jahr. Bis zu dieser Höhe werden Beiträge zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung als Prozentsatz des Einkommens berechnet. Wer freiwillig Kassenpatient bleibt, bezahlt deshalb ab Januar mit bis zu 1.051 Euro monatlich erstmals einen vierstelligen Betrag. Hiermit dürfte für so manchen GKV-Kunden eine Schmerzgrenze überschritten werden, erwartet Christoph Bohn, Vorstandsvorsitzender der ALH Gruppe.

Der konzernzugehörige Krankenversicherer Hallesche setze genau auf diese Zielgruppe, berichtete Bohn jetzt bei einem Pressegespräch. Demnach verzeichnete das Unternehmen aus Stuttgart laut aktuellen Hochrechnungen 2023 ein Rekordjahr im Neugeschäft mit der privaten Krankenvollversicherung. Allein in diesem Geschäftsbereich wachse man voraussichtlich um 47 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Von den neuen PKV-Kunden sind knapp zwei Drittel Männer. Für die Kundengruppe der gut verdienenden Angestellten sollten die Wechselhürden in die PKV zukünftig sinken, „damit mehr Alterungsrückstellungen aufgebaut werden“, betont er das Ziel, auch Gesundheitskosten zukünftig stärker kapitalgedeckt zu finanzieren.
Fokus auf Wechsler aus den Krankenkassen

Außerdem fordert der Hallesche-Chef, die Politik müsse der PKV-Branche „mehr Handlungsspielraum bei der Gestaltung der Beitragsanpassungen zugestehen“. Bislang gibt es hierfür strenge Voraussetzungen: Erst wenn die tatsächlichen Kosten oder die Lebenserwartung mindestens 5 Prozent höher liegen als kalkuliert, darf der private Krankenversicherer seine Beiträge ändern. Diese Schwellenwerte führen dazu, dass die Beiträge oft nicht jährlich steigen, später dann aber umso deutlicher ausfallen. Das führt regelmäßig zu negativen Medienberichten über die privaten Krankenversicherer, ärgert sich Bohn. Dabei zeigt ein langfristiger Vergleich mit der GKV, dass die PKV-Beiträge seit 2004 unterdurchschnittlich gestiegen sind.

Hallo, Herr Kaiser!

Kritik an mangelnder Offenheit und Transparenz
Im langfristigen Durchschnitt liegen die jährlichen Beitragsanpassungen durchschnittlich bei 2,8 Prozent, berichten die Studienautoren des aktuellen Map-Reports. Diese Kennzahl auf Basis von Daten der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht sei zwar etwas mehr als im Jahr 2022 (2,6 Prozent), aber deutlich weniger als 2021 (6,3). „Diese Beispielrechnung halten wir für besonders wertvoll“, kommentiert Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter der Ratingagentur Franke und Bornberg und Herausgeber des Map-Reports. Mit ihnen könne man „die Beitragsentwicklungen in der PKV deutlich besser darstellen als konstruierte Fallbeispiele mit fiktiven Versicherten“.
Solche Musterfälle haben die Studienautoren in diesem Jahr zwar für 30 Unternehmen angefragt. Doch nur 13 Gesellschaften mit einem gemeinsamen Marktanteil von rund 47 Prozent lieferten alle für das Rating erforderlichen Daten. „Für manche Versicherer sind diese Informationen offensichtlich zu heikel, um sie für ein Rating zu veröffentlichen. Gut vorstellbar ist auch, dass mit der Abfrage dieser Daten potenzielle neue Teilnehmer abgeschreckt werden“, erklärt Rating-Chef Reinhard Klages. „Viele Anbieter kapitalgedeckter Gesundheitsvorsorge sind weiterhin keine Paradebeispiele für Offenheit und Transparenz.“

Höhere Beitragsanpassungen als im Vorjahr
Aus den Daten der 13 Teilnehmer am PKV-Rating geht jedoch hervor, dass sie ihre Beiträge im Jahr 2023 stärker erhöht haben als im Vorjahr. Zum Jahresbeginn 2023 lag die durchschnittliche Beitragserhöhung für Angestellte bei knapp 3,5 Prozent. Zum Vergleich: Für Bundesbeamte wurde der Beitrag durchschnittlich um 1,0 Prozent erhöht. Ein anderes Bild zeigte sich in der stationären Krankenzusatzversicherung. Zu Beginn dieses Jahres 2023 lag das Plus in diesem Musterfall durchschnittlich bei 0,3 Prozent (Vorjahr: -0,7). Im langfristigen Mittel sei der Trend der Beiträge für diese privaten Zusatz-Policen jedoch nur marginal steigend.