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Aktualisiert am 04.03.2021 - 17:21 Uhrin AnalysenLesedauer: 8 Minuten

Carmignacs Schwellenländerchef kommentiert „Der Anstieg der Fallzahlen ist ziemlich beunruhigend“

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In den kommenden Wochen und Monaten erwarten wir von den politischen Entscheidungsträgern in den Schwellenländern jedoch sowohl in fiskalpolitischer als auch in geldpolitischer Hinsicht weitere Impulse, da die langfristigen Auswirkungen dieser Krise auf die Wirtschaft noch nicht absehbar sind und die Infektionsfälle in jüngster Zeit zugenommen haben.

Welche Schwellenländer waren der Corona-Virus-Kurve voraus?

Hovasse: Wie bereits erwähnt, sticht China deutlich heraus und geht als Gewinner aus der Krise hervor. Deshalb haben wir in unserem Multi-Asset-Fonds mit Schwellenländerfokus unser Exposure in chinesischen Aktien schrittweise auf ca. 45 Prozent des Aktienexposures des Fonds erhöht (Stand: Ende Mai 2020). Unsere optimistische Einstellung gegenüber China hängt nicht nur mit dessen gutem Umgang mit der Krise zusammen, sondern ist das Ergebnis einer Kombination unserer makroökonomischen Überlegungen mit attraktiven Bottom-up-Gelegenheiten, die wir heute an den chinesischen Märkten sehen.

Top-down betrachtet ist es dem Land gelungen, seine Wirtschaft relativ schnell wieder auf Kurs zu bringen – im Gegensatz zu den Industrieländern, die unserer Ansicht nach mehr Zeit brauchen, um wieder voll in Schwung zu kommen. Darüber hinaus ist der Dienstleistungssektor viel stärker von der Corona- Krise betroffen, und in China ist der Anteil der Dienstleistungen im Vergleich zu anderen Ländern viel geringer (die Industrie macht mehr als 40 Prozent des chinesischen BIP aus, gegenüber lediglich 15 Prozent in den USA, 20 Prozent in Deutschland und rund 10 Prozent in Frankreich). Dementsprechend kommt die Wachstumslücke zwischen China und der übrigen Welt China zugute und wird sich weiter zu seinen Gunsten vergrößern. Daneben hat China mit einem gezielteren Ansatz bisher groß angelegte staatliche Unterstützungsmaßnahmen vermieden. Anstatt wahllos Kredite in die Wirtschaft zu pumpen, bewirkte China ein Herunterfahren der Wirtschaftsaktivität und vergab Kredite an die Schlüsselsektoren der Wirtschaft (Technologie, Künstliche Intelligenz, Gesundheit, Elektrofahrzeuge).

Die Sektoren der chinesischen New Economy, die als die großen Gewinner aus der Krise hervorgegangen sind, werden daher in den kommenden Jahren von einem anhaltenden Wachstum profitieren. Und schließlich erscheint die Bewertung chinesischer Aktien heutzutage im Vergleich zu globalen Indizes, insbesondere gegenüber zu historisch hohen Kennzahlen gehandelten US-Aktien, relativ attraktiv. Genau in diesem Bereich halten wir in unseren Schwellenländerfonds Positionen: Wir investieren in Unternehmen mit annehmbaren Bewertungen, die gut positioniert sind, um sowohl von der politischen Unterstützung als auch vom langfristigen Trend der chinesischen New Economy zu profitieren (eCommerce, Gesundheit, Technologie, Rechenzentren).

Insgesamt bevorzugen wir bei den Allokationen in unseren Schwellenländerfonds Länder mit soliden makroökonomischen Fundamentaldaten und sich verbessernden Leistungsbilanzen. Gleichzeitig meiden wir rohstoffexportierende Länder mit Außenfinanzierungsbedarf. In dieser Hinsicht heben sich die asiatischen Länder ab. Deshalb halten wir beträchtliche Positionen in asiatischen Ländern, wobei wir von China, Südkorea und Indien am meisten überzeugt sind.

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