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Wirtschaftskrise und Brexit-Chaos Corona-Kollaps im Königreich

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Wenn Corona-Regeln bereits so hart durchschlagen, droht wohl bald ein noch schlimmerer Einschlag. Denn Unternehmen des Vereinigten Königreichs könnten besonders dann leiden, wenn bis zum Ende der Übergangsphase Ende 2020 kein Handelsabkommen steht. Zu diesem Ergebnis kommen auch die Analysten des Ifo-Instituts und des Forschungsnetzes Econpol Europe in einer gemeinsamen aktuellen Studie. „Unsere Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, ein Handelsabkommen zu erreichen, das die Unsicherheit in den Handelsbeziehungen verringert und damit die Kosten für die Beteiligten minimiert“, so Ifo-Expertin Flach.

Denn nicht einmal ein Zehntel der Waren und Vorprodukte, für die es lediglich fünf oder weniger Zulieferer gibt, bezieht die EU der Studie zufolge aus dem Vereinigten Königreich. Umgekehrt importiert Großbritannien aber die Mehrheit solcher Warengruppen aus der Union. Es gebe nur wenige Produkte, bei denen die EU derzeit von Lieferungen aus dem Vereinigten Königreich abhänge, ist Flach überzeugt, und diese Waren könnten die Unternehmen künftig direkt von Produzenten auf dem Kontinent beziehen: „Insgesamt betreffen die Effekte des Brexit die 27 EU-Länder weniger als Großbritannien.“

Das sieht die US-amerikanische Rating-Agentur Moody’s ähnlich und hat bereits die Kreditwürdigkeit Großbritanniens angesichts von Corona-Krise und Brexit um eine Stufe gesenkt. Als Gründe nennen die Analysten von Moody’s neben der nachlassenden wirtschaftlichen Stärke die Unfähigkeit, ein Handelsabkommen mit der EU zu schließen. Zudem habe die Finanzkraft des Staates abgenommen, ebenso wie die Stärke der staatlichen Institutionen und der politischen Führung.

Allerdings bleibt das Königreich mit der aktuell vierthöchsten Bonitätsnote von Moody’s noch immer auf dem Niveau sicherer Anlagen.

Deutlich zuversichtlicher gibt sich Jean-Baptiste Berthon von Lyxor ETF. Der Stratege glaubt trotz des momentanen Ringens um ein Handelsabkommen an einen Abschluss in letzter Sekunde: „Großbritannien hat bereits einige Zugeständnisse bei den Fischereirechten gemacht, und keine der beiden Seiten möchte einen weiteren ökonomischen Schock zusätzlich zur Corona-Krise erleiden“, so seine Hoffnung. Während sich die Beteiligten noch in diesem Jahr über den Warenhandel einigen könnten, dürften sich Gespräche zu Finanzdienstleistungen aber noch bis in das Jahr 2021 ziehen. Die derzeitige Übergangsperiode endet formal bereits am 31. Dezember 2020.

Fragt man Wetherspoon-Chef Tim Martin zur Notwendigkeit eines Brexit-Deals, fällt die Antwort eindeutig aus. Anders als bei der Corona-Politik stärkt der Mittelständler in dieser Frage Premier Johnson weiter den Rücken: „Ich denke, dass wir ohne Abmachung besser dran wären. Sofern wir die Zölle senken und mehr Freihandel anstreben.“

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