Umfrage unter Verbrauchern Altersvorsorge: „Aufkeimender Renten-Optimismus ist jung, männlich, westdeutsch“
Die geopolitischen Risiken nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat auch vielen Verbrauchern hierzulande Zukunftsangst bereitet. So hat auch das Vertrauen der Bürger in ihre Altersvorsorge im Herbst vorigen Jahres seinen bisherigen Tiefstand erreicht. Doch inzwischen nimmt es wieder zu, zeigt der Deutsche Altersvorsorge-Index (Divax-AV): Nach einem Wert von -5,4 zum Ende des dritten Quartals ist es ein halbes Jahr später mit 1,2 in den positiven Bereich zurückgekehrt.
Für die Berechnung des Index befragten die Meinungsforscher von Insa-Consulere etwa 2.000 Männern und Frauen in Deutschland im Auftrag des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (Diva). Die Frankfurter veröffentlichen halbjährlich ihre repräsentativ erhobene Kennzahl. Der Divax-AV soll demnach das „Meinungsklima zur Altersvorsorge in Deutschland“ messen und kann Werte zwischen -100 und +100 annehmen.
Skepsis bei Frauen, den Älteren, Ostdeutschen
Der Index setzt sich aus zwei Teilindizes zusammen: Während die aktuelle Lage mit -3,3 weiter skeptisch bewertet wird, sorgen die deutlich positiveren künftigen Erwartungen mit +5,8 für die Trendwende beim Gesamtindex. „Schaut man sich den Indizes differenziert an, ist interessant, dass bei Frauen, den Älteren und in Ostdeutschland die Skepsis weiter groß ist. Der aufkeimende Renten-Optimismus ist also jung, männlich, westlich“, erläutert Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des Diva.
Hallo, Herr Kaiser!
Auf die Frage, wie sich das Versorgungsniveau der gesetzlichen Rente in den nächsten zehn bis 20 Jahren entwickeln wird, geht weiterhin eine Mehrheit der Befragten von einer Verschlechterung aus. Allerdings ist der Anteil der Pessimisten von 61 Prozent im Herbst vorigen jahres auf 53 Prozent in der aktuellen Umfrage etwas geschrumpft. Die Menschen trauen der gesetzlichen Rentenversicherung also wieder mehr zu, erklärt Heuser.
„Reform der Riester-Rente seit Jahren überfällig“
Trotzdem planen 51,8 Prozent der Teilnehmer, ihre private Altersvorsorge in den nächsten drei Jahren entweder auf dem aktuellen Niveau zu halten. 40,3 Prozent von ihnen möchten sogar mehr tun. „Die Einsicht, dass die gesetzliche Rente allein nicht reicht und ergänzende private Vorsorge wichtig ist, scheint sich bei den Menschen im Land durchzusetzen“, kommentiert Martin Klein. Er ist Chef des Vermittlerverbands Votum, einem der vier Diva-Träger.
„Umso mehr ist zu hoffen und zu wünschen, dass die aktuell tagende Fokusgruppe private Altersvorsorge der Bundesregierung endlich Vorschläge für eine Verbesserung dieser dritten Säule bringt“, so Votum-Chef Klein weiter. „Eine Reform des Riester-Sparens ist seit Jahren überfällig.“ Die Mitglieder seines Verbandes, besonders die in den östlichen Bundesländern, forderten schon lange einen Umbau der staatlich geförderten Zusatzrente.
Doch: Aufgrund des immer noch unterschiedlichen Lohnniveaus nach 33 Jahren Wiedervereinigung bliebe der arbeitenden Bevölkerung in den neuen Bundesländern weniger Einkommen, um zusätzlich Geld für ihre private Altersvorsorge zurückzulegen. Und weiter: Die nicht flächendeckende betriebliche Altersvorsorge käme erschwerend hinzu, ergänzt der Rechtsanwalt und Geschäftsführende Vorstand des Vermittlerverbands Votum.