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Fidelity-Marketing-Chef Alexander Barion „Die Fonds-Branche hat noch einen weiten Weg zu gehen“

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Nehmen Sie eine Covid-Marotte mit?

Barion: Ich habe in der Pandemie zunächst heftig zugenommen und dann heftig abgenommen. Wäre gut, ich könnte mein neues Gewicht ansatzweise behalten…

Welche neuen und frischen Persönlichkeiten hat diese Zeit Ihnen gebracht?

Barion: Sehr persönlich: Der Pfarrer, der die Beerdigung meines Vaters begleitete. Mein Vater starb im Dezember letzten Jahres – mitten im Lockdown. Die Art und Weise, wie dieser Geistliche im Sinne eines würdigen Abschieds restriktive Vorschriften interpretiert hat, war für unsere Familie ein Lichtblick in einer schwierigen Zeit. Beruflich darf ich sagen, wie sehr ich beeindruckt bin von meinem Team, das sehr schnell vieles möglich gemacht hat. Und dabei die Homeoffice-Situation hervorragend gemeistert hat.  

Die Schnittstellen zwischen Verwaltung, Politik, Wissenschaft und auch Medien sind mitunter katastrophal – Was denkt ein Marketing-Mann da?

Barion: Ganz offensichtlich ist unser Land in der öffentlichen Verwaltung nicht ausgerichtet auf schnelles Reagieren, Handeln mit Augenmaß und Eigenverantwortung. Changemanagement ist für alle Institutionen, Firmen und Teams eine Herausforderung – nicht nur für Regierungen. Keiner mag Veränderung wirklich gerne. Umso wichtiger ist eine gelungene Kommunikation. In den letzten 20 Monaten konnten wir hautnah miterleben, was man in dieser Hinsicht alles falsch machen kann. Dabei kann man mit einer guten Kommunikationsstrategie sehr viel erreichen.

Fidelity International hat beispielsweise sehr frühzeitig auf das Sentiment der Zielgruppen reagiert und wurde als einziges Finanzunternehmen in diesem Jahr mit dem German Brand Award ausgezeichnet. Auch ist es uns gelungen noch mehr Kunden für unsere Kommunikationskanäle zu begeistern – sei es über Newsletter, Podcasts oder Webinare.  

Natürlich sind Abstimmungsprozesse in einem Asset Manager tendenziell einfacher als in einem föderalen Staat, der demokratischen Prinzipien folgt. Trotzdem bleibe ich bei meinem Urteil: Gerade bei mannigfaltigen Schnittstellen ist eine abgestimmte Kommunikation der Erfolgsfaktor, um Change-Prozesse zu meistern. 

Worauf freuen Sie sich?

Barion: Die Kollegen nach Monaten im Homeoffice wieder persönlich zu sehen.

Darf man dieser Zeit etwas Positives abgewinnen?

Barion: Als Familienmensch freut mich, dass ich mehr Zeit mit meiner Familie verbracht habe. Wir haben privat versucht, das Beste aus der Zeit zu machen. Als Marketingmann freut es mich, dass es gerade in der Finanzbranche vielen klar wurde, welchen Mehrwert Marketing leistet. Beispielsweise bei der Ausgestaltung digitaler Vermarktungskonzepte, diverser virtueller Touchpoints, der Vermarktung von relevanten Inhalten und nicht zu vergessen dem Formen einer starken Marke, die gerade in schwierigen Zeiten ein Orientierungsanker für unsere Zielgruppen sein kann.

Zum daily Business: Haben die Vertriebskollegen von Fidelity in den vergangenen 18 Monaten mehr Kunden „digital gesehen“ als zuvor persönlich?

Barion: Der ein oder andere Kollege vielleicht. Generell glaube ich, dass in unserem Haus sehr schnell reagiert wurde, um in allen Teams eine herausragende Kundenerfahrung sicherzustellen. Die Interaktion mit unseren Kunden hat sich deutlich erhöht und natürlich mehr aufs Digitale verlagert. Dabei bleibt der menschliche Kontakt nach wie vor wichtig. 

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