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Aktualisiert am 10.02.2021 - 17:21 UhrLesedauer: 7 Minuten
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Inflationsrisiko Drohen 2021 Verwerfungen am Anleihemarkt?

Auch auf Fed-Chef Jerome Powell wird es 2021 ankommen
Auch auf Fed-Chef Jerome Powell wird es 2021 ankommen: Das Finanzsystem ist anfälliger für einen plötzlichen Anstieg der Anleiherenditen geworden | Foto: imago images / UPI Photo
Steve Ellis, Portfoliomanager bei Fidelity

Die Notenbanken standen in der Corona-Krise an vorderster Front und werden der maßgebliche konjunkturstützende Faktor bleiben, wenn sich die fiskalpolitischen Hilfen in den USA als begrenzt erweisen. Es gibt kaum Anzeichen dafür, dass sie ihre Anleihekäufe am Markt reduzieren oder die Zinsen erhöhen werden. Die Möglichkeit der umfassenden Bereitstellung von Corona-Impfstoffen im Jahr 2021 und die enorme geld- und fiskalpolitische Reaktion auf die Krise in einer Ära extrem niedriger Zinsen bedeutet jedoch, dass das Risiko eines sprunghaften Renditeanstiegs bei Anleihen mit längerer Laufzeit fortbesteht.

Konjunkturhilfen wirken sich auf die Preise von Risikoanlagen aus

Die Notenbanken der G6-Länder haben seit Beginn der Corona-Viruskrise ihre Bilanzsummen durch Anleihekäufe fast verdoppelt. Zwar könnte das Ausbleiben einer umfassenden Mehrheit für die Demokraten im US-Kongress zu einem geringeren fiskalpolitischen Maßnahmenpaket in den Vereinigten Staaten führen als erwartet. Wir gehen aber davon aus, dass diejenigen Hilfsmaßnahmen, die von beiden Parteien befürwortet werden, auch zustande kommen. Die verstärkte Ausweitung der Geldmenge im Jahr 2020 hat bereits die Preise riskanter Vermögenswerte steigen lassen – und dies könnte sich bis 2021 fortsetzen. Die Bonitätsspreads nicht-staatlicher Anleihen haben sich in vielen Bereichen eingeengt. In bestimmten, von der Krise am stärksten betroffenen Branchen wie dem Energiesektor bleiben sie jedoch erhöht.

Im Gegensatz zur Zeit der Finanzkrise vor über einem Jahrzehnt legt die Wachstumsrate der Geldmenge in den USA zu. Das könnte auch auf die Entwicklung der Verbraucherpreise durchschlagen. Im Jahr 2008 befanden sich die Banken in einem so schlechten Zustand, dass sie fast so schnell Reserven bei der US-Notenbank deponierten, wie Geld für sie zur Kreditvergabe an die Realwirtschaft geschaffen wurde. Diesmal befinden sich die Bankbilanzen in einem besseren Zustand, die beispiellosen geldpolitischen Schritte könnten die Inflation anheizen.

Die Geldmenge (M2) in den USA ist über mehrere Jahre hinweg im Durchschnitt weitgehend stabil um rund 7 Prozent pro Jahr gestiegen. Gegenwärtig liegt das Geldmengenwachstum bei etwa 23 Prozent – ein Niveau, das seit den 1960er Jahren nicht mehr erreicht wurde. Zwar hat die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes noch nicht zugenommen, doch befindet sich der Umlauf seit mehreren Jahren in einem strukturellen Abwärtstrend. Dieser könnte sich nun umkehren, wenn es zu weiteren – wenn auch eventuell nur moderaten – fiskalpolitischen Maßnahmen kommt.

Das Problem der hohen Verschuldung

Ein wichtiger Aspekt für Anleger besteht darin, dass die Geldpolitik zwar locker, zugleich aber auch die Verschuldung hoch ist – und aufgrund der Hilfen während der Pandemie immer höher wird. Der Internationale Währungsfonds schätzt die globale Staatsverschuldung zu Beginn des Jahres 2021 auf fast 100 Prozent der Wirtschaftsleistung. Die Gesamtverschuldung des öffentlichen und privaten Sektors beträgt laut Schätzungen von JPMorgan 280 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts. Ende 2020 werden die Haushaltsdefizite in den entwickelten Volkswirtschaften voraussichtlich fünfmal so hoch sein wie im Jahr zuvor.

Damit diese Schulden durch neue Anleihen refinanziert werden können und eine Abwärtsspirale aus Zahlungsausfällen vermieden wird, müssen die Notenbanken die Refinanzierungskosten niedrig halten. Bislang ist ihnen das gelungen: Die reale Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen betrug 2019 noch 50 Basispunkte, jetzt liegt sie bei rund -110 Basispunkten. Dadurch ist das Finanzsystem jedoch anfälliger für einen plötzlichen Renditeanstieg geworden – sei es durch Anzeichen von Inflation, bessere Wachstumsaussichten oder einen Fehler der Geldpolitik wie die Verringerung des Anleihebestands der US-Notenbank Ende 2018, die einen Kurseinbruch an den Märkten auslöste.

Risiko steigender Langfristrenditen

Das Inflationsrisiko ist zwar nicht so groß, wie es bei einem Sieg der Demokratischen Partei in beiden Häusern des US-Kongresses hätte sein können, aber es ist nicht verschwunden. Zudem kann sich das Risiko erhöhen, wenn ein wirksamer Impfstoff schneller als erwartet eingeführt wird oder die gesamtwirtschaftliche Kreditaufnahme in China sprunghaft ansteigt. Die Notenbanken könnten absichtlich langsam auf Anzeichen beschleunigter Inflation und höhere Renditen reagieren, da sie versuchen, die nominalen Zinssätze niedrig zu halten. Tatsächlich könnten die Renditen um bis zu 150 Basispunkte steigen, bevor die Notenbanken eingreifen, um sie wieder nach unten zu drücken.

Die naheliegendste historische Parallele dazu könnte der Kurseinbruch am Anleihemarkt im Jahr 2013 sein, als die Straffung der US-Geldpolitik zu einem starken Rückzug der Anleger aus bestimmten Vermögenswerten wie Schwellenländeranlagen führte. Diesmal würde es sich eher um einen dauerhaften Kursrückgang handeln, da der „risikofreie“ Zinssatz, der von der Rendite erstklassiger Staatsanleihen repräsentiert wird, plötzlich nach oben springen würde. In einem solchen Umfeld könnte es bei Wachstumsunternehmen (wie den Mega-Caps im Technologiesektor), die 2020 gut abgeschnitten haben, zu einem Trendwechsel zugunsten von Value-Investments kommen.

Ein höherer risikofreier Zinssatz würde auch Anleihen von Schwellenländern und längerlaufenden Wertpapieren im Investment Grade-Bereich schaden, ihre Bonitätsspreads könnten sich ausweiten. Anlagen mit kürzerer Laufzeit in Teilbereichen des Hochzinssegments wären davon vermutlich weniger betroffen; Kurzläuferanleihen mit interessanten Zinserträgen dürften sich dann also besser entwickeln. Solche Verwerfungen könnten auch Chancen in Bereichen schaffen, in denen sich die Bonitätsspreads zu stark eingeengt haben. In den kommenden Monaten wird ein selektiver und flexibler Ansatz, der die Bewertungsniveaus im Blick hat, entscheidend für den Anlageerfolg bleiben.

US-Dollar-Schwäche könnte länger anhalten

Nach einem mehrjährigen Aufwärtstrend gab der Wechselkurs des US-Dollar 2020 infolge der enormen geldpolitischen Maßnahmen durch die Notenbank und allgemein erhöhter US-Dollar-Liquidität gegenüber vielen anderen Währungen nach. Wir gehen davon aus, dass die Schwäche in Verbindung mit einer weiteren Staatsverschuldung zur Finanzierung des Haushaltsdefizits anhalten wird. Wieder hängt viel von der Entwicklung der Pandemie in den kommenden Monaten ab und davon, wie schnell sich das globale Wirtschaftswachstum erholt und die Inflation sich wieder beschleunigt, wenn die Restriktionen im Zusammenhang mit dem Corona-Virus schließlich gelockert werden.

Nachhaltigkeit bei der Auswahl der Emittenten immer wichtiger

Fonds, die Nachhaltigkeits-Faktoren (ESG) und speziell Klimaaspekte berücksichtigen, haben während des gesamten Jahres 2020 besser abgeschnitten als ihre konventionellen Pendants. Dies wird voraussichtlich auch 2021 der Fall bleiben: Der designierte US-Präsident Joseph Biden hat erklärt, dass die USA sich wieder dem Pariser Klimaabkommen anschließen werden – und China hat sich das Ziel gesetzt, seine CO2-Emissionen bis 2060 auf Netto-Null zu senken.

Entsprechend ausgerichtete Fonds können langfristig kalkulierbare Ertragsströme bieten, sodass ihre Sharpe-Ratio höher ist, auch wenn ihr Renditepotential zunächst bescheidener erscheinen mag. Da die Volatilität von nun an auf einem höheren Niveau als im vergangenen Jahrzehnt verharren dürfte, können Emittenten von Qualitätsanleihen mit hohen ESG-Ratings in den kommenden Jahren ein stabileres Renditeprofil bieten als solche mit schlechteren Nachhaltigkeitsbewertungen.

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