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Aufnahme in die EU-Taxonomie EU-Parlament segnet Atom- und Gaskraft als nachhaltig ab

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Für eine Aufnahme von Atomkraft in den Nachhaltigkeitskatalog hat sich in der Vergangenheit unter anderem Frankreich ausgesprochen. Dort gilt Atomkraft als erwünschte emissionsarme Alternative zu fossilen Brennstoffen. Für die Aufnahme von Gaskraft hatte sich unter anderem Deutschland eingesetzt. Dagegen war man gegenüber Atomkraft hierzulande mehrheitlich skeptisch: Auch die Bundesregierung hatte sich Anfang Februar gegen eine Aufnahme von Atomkraft, jedoch für eine Aufnahme von Gaskraft in die EU-Taxonomie ausgesprochen.

Angesichts der Entscheidung des EU-Parlaments zeigt man sich laut „Handelsblatt“ in der Versorgerbranche erleichtert. „Das Ergebnis der heutigen Abstimmung ist ein wichtiges Zeichen für die Rolle von Erdgas als Brücke hin zur Erreichung der Klimaziele“, wird dort Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), zitiert.

 

 

Von vielen anderen Seiten hagelt es jedoch Kritik. „„Die Taxonomie hat heue enormen Schaden genommen“, sagt etwa EU-Parlamentarier und CSU-Politiker Markus Ferber. Durch die Aufnahme von Gas und Atomkraft könnten Investoren an ihrer Glaubwürdigkeit zweifeln. Tillmann Lang, Gründer und Chef der Impact-Investing-Plattform Inyova gibt zu bedenken: „Erdgas ist und bleibt problematisch für den Klimawandel. Zudem befinden sich unter den weltweit zehn größten Gasproduzenten etliche diktatorische Regime.“ Bei der Kernenergie hapere es an der Wirtschaftlichkeit. „Mit dem Atommüll hinterlässt sie ein schweres Erbe für nachfolgende Generationen.“

Ablehnend zeigt man sich auch beim Bundesverband Finanzdienstleistung, Interessenvertretung für den freien Finanzvertrieb in Deutschland: „Wir halten das für einen indiskutablen Schritt in die völlig falsche Richtung und kontraproduktiv für die Akzeptanz regulatorischer Schritte hin zu mehr Nachhaltigkeit“, heißt es in einer spontanen Stellungnahme. Ebenso wie auch in diversen Häusern der deutschen Asset-Management-Industrie befürchtet man beim AfW: „Die Taxonomie verliert nachhaltig an Glaubwürdigkeit.“

Um den fraglichen Rechtsakt zur EU-Taxonomie zu verhindern, könnten sich nun einzig noch die Mitgliedstaaten dem Vorhaben in den Weg stellen – doch das gilt als unwahrscheinlich. Österreich und Luxemburg haben jedoch angekündigt, im Zweifel dagegen auch vor den Europäischen Gerichtshof zu ziehen.

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