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EZB bremst Anleihekäufe Aktien bleiben die erste Wahl

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Hans-Werner Peters, der Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken, sieht den Einstieg in den Ausstieg als „richtige und längst überfällige Entscheidung“. Die Verlängerung des Kaufprogramms sei ein „milliardenschwerer zusätzlicher geldpolitischer Impuls in einer boomenden Konjunktur“. Nach der Ansicht des Sparkassenpräsidenten Georg Fahrenschon sollte sich eine ultralockere Geldpolitik auf Krisensituationen beschränken. Angesichts der guten Konjunktur im gesamten Euroraum sollte die EZB versuchen, Sparer, Kreditinstitute und andere Akteure aus dieser unnormalen Zinswelt herauszuführen.
Der Chefvolkswirt des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft, Klaus Wiener, sieht die Gefahr eines abrupten Zinsanstiegs, je länger die Kapitalmarktzinsen in einem Umfeld steigender wirtschaftlicher Dynamik künstlich niedrig gehalten werden.

An den Aktienbörsen kam die EZB-Entscheidung sehr gut an, da einige Marktteilnehmer auch eine deutlichere Straffung der Geldpolitik in Betracht gezogen hatten. Die mögliche zeitliche Ausdehnung der Anleihekäufe über den September 2018 hinaus war für die Börsianer der interessantere Punkt als die Rückführung der monatlichen Kaufvolumina.

Der Deutsche Aktienindex stieg am Tag der EZB-Entscheidung mit 13.133 auf den bisher höchsten Stand seiner Geschichte. Die Tatsache, dass die Aktienkurse gestiegen sind, zeigt auch, dass die Europäische Zentralbank in der Vergangenheit ein erfolgreiches Erwartungsmanagement betrieben hat. Die Beibehaltung der im Prinzip freizügigen Geldpolitik der EZB wird auch die Entwicklung des Euros im Zaum halten, der in diesem Jahr zu einer Trendumkehr gegenüber dem US- Dollar angesetzt hatte und mittlerweile von seinem Spitzenkurs von ca. 1,20 auf 1,16 zurückgefallen ist.

Die Verbilligung der heimischen Währung wird der exportorientierten deutschen Wirtschaft gefallen, was wiederum positiv für Dax ist. Auf längere Sicht ist für die Entwicklung der Aktienkurse wichtig, wie die EZB den weiteren Ausstieg aus der immer noch expansiven Geldpolitik gestalten wird, aber der monetäre Liquidität-/Zinsimpuls sollte vom Konjunkturimpuls bzw. von steigenden Unternehmenserträgen ersetzt werden.

Aussichten für die deutschen Sparer

Mit dem aktuellen Beschluss der EZB ist zwar der Einstieg in den Ausstieg eingeläutet worden, aber auf absehbare Zeit noch kein Ende der expansiven Geldpolitik in Sicht. Gerade für die hochverschuldeten südeuropäischen Länder ist der Fortbestand niedriger Zinssatze wichtig.
Prinzipiell sind das eher schlechte Nachrichten für Besitzer von Tages-, Festgeld- oder Sparkonten, da sie noch mehrere Jahre auf eine akzeptable Verzinsung warten müssen. Experten rechnen frühestens ab 2019 mit geringfügigen Zinserhöhungen. Und das auch nur, wenn die Konjunktur weiter so läuft, die Inflationsrate steigt, die Arbeitslosigkeit weiter zurückgeht und die europäischen Staaten auf politischem Gebiet zusammenhalten.

Zur Erzielung von Renditen, die über der Inflationsrate liegen und daher keinen realen Kaufkraftverlust bringen, muss der Investor daher mehr ins Risiko gehen. Ein Dilemma für den börsenscheuen deutschen Sparer, weil bei ihm klassische sicherheitsbetonte Sparprodukte auch nach langer Zeit stetig sinkender Zinsen immer noch hoch im Kurs stehen. Aktien stehen nicht auf der Favoritenliste. Aber gerade im Umfeld niedriger Zinsen und stark steigender Unternehmenserträge sind Aktien die erste Wahl.

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