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Geldwäsche und Compliance Warum Kontrollsysteme im Finanzsektor wichtiger werden

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Wie hoch sind die Kosten für Geldwäsche-Compliance?

Um diese Fragen zu beantworten, hat LexisNexis Risk Solutions, ein globaler Datenanbieter, im vergangenen Jahr eine Umfrage unter 250 AML-, Compliance- und Risk-Management-Verantwortlichen in fünf Ländern in Europa durchgeführt – darunter Frankreich, die Schweiz, Deutschland, Italien und die Niederlande. Die Studie konzentrierte sich stark auf den Bankensektor, schloss aber auch Versicherer, Vermögensverwalter und Gelddienstleistungsunternehmen mit ein. Ziel der Umfrage war es, die tatsächlichen Kosten für die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben und die dafür zugrunde liegenden Faktoren zu ermitteln.

Ausgaben für AML-Compliance variieren in Europa

Finanzunternehmen wurden gebeten, die jährlichen Kosten ihrer AML-Compliance zu schätzen, einschließlich Personal/Ressourcen, Systeme/Daten, Kunden-Due-Diligence, Sanktionsprüfungen, Transaktionsüberwachungen, Untersuchungen, Berichterstattung, Analytik/Risikobewertung, Auditierung und Schulungen. Betrachtet man die Ergebnisse nach Ländern, so liegen die durchschnittlichen AML-Compliance-Kosten pro Finanzinstitut zwischen 14,8 Millionen Euro in der Schweiz und 20,6 Millionen Euro in Deutschland.

Die Unterschiede sind stark auf die Verteilung der Unternehmensgrößen in den einzelnen Ländern zurückzuführen; so hat die Schweiz den höchsten Anteil an sehr kleinen Unternehmen (weniger als eine Milliarde Euro an Vermögenswerten), während Deutschland den höchsten Anteil an sehr großen Unternehmen (mehr als 100 Milliarden Euro an Vermögenswerten) aufweist.

Die Studie hat gezeigt, dass Finanzdienstleistungsinstitute in Deutschland für ihre Prozesse im Bereich Anti-Geldwäsche-Compliance insgesamt mehr als 40 Milliarden Euro jährlich aufwenden. Zwischen 2015 und 2017 sind die Kosten der Geldwäsche-Compliance bei Banken, Asset Managern und anderen Finanzdienstleistern in Deutschland zudem um durchschnittlich 22 Prozent gestiegen. Allein im vergangenen Jahr legten die Kosten um 15 Prozent bei kleineren und um bis zu 23 Prozent bei größeren Unternehmen zu.

KYC-Programme stellen Löwenanteil der AML-Ausgaben

Insgesamt verteilen sich die Kosten der Geldwäsche-Compliance laut der Studie zu 75 Prozent auf Personal- und zu 25 Prozent auf Technologie-Kosten. Mit 40 Prozent machen Know Your Customer (KYC)-Programme den größten Teil der Kosten für AML-Compliance aus. Dabei ist KYC aufgrund der Arbeitsstunden, die für Informationserfassung und – im Falle fehlender Screening- und Risikobewertungs-Tools – Informationsverarbeitung aufgewendet werden müssen, nicht nur kosten-, sondern auch zeitintensiv.

Dies ist insofern auffällig, als sich gerade diese Prozesse gut für Automatisierung und Outsourcing eignen – doch nur 44 Prozent der Befragten gaben an, dass diese Tätigkeiten in ihren Häusern bereits ausgelagert sind. Auch für andere Vorgänge der Geldwäsche-Compliance wie zum Beispiel die Überwachung von Sanktionslisten besteht noch großes Potenzial, Effizienzen zu realisieren.

Da Finanzdienstleister beispielsweise in Deutschland noch sehr stark auf Personaleinsatz bei Vorgängen im Bereich Geldwäsche-Compliance setzen und weniger auf die Unterstützung entsprechender Technologie, steigen die Kosten der Compliance deutlich mit den steigenden gesetzlichen Anforderungen, während technologische Lösungen entsprechend skalierbar wären. Insbesondere in den KYC-Prozessen (Sammeln von Informationen, Überwachung, Analyse, Risikoeinschätzung) kann Personal mit entsprechender Technologie entlastet und besser an anderer Stelle eingesetzt werden.

Davon würden Unternehmen und Kunden gleichermaßen profitieren, da insbesondere der Prüfungsprozess bei der Eröffnung von Geschäftskonten – sei es durch internationale oder inländische Unternehmen – nach Aussage der Befragten noch immer im Schnitt bis zu 24 Stunden in Anspruch nimmt. Dass es in Einzelfällen sogar deutlich mehr sein kann, haben bereits frühere Studien von Lexis Nexis Risk Solutions ergeben.

Compliance-Ausgaben schlagen bei kleineren Unternehmen härter zu Buche

Daher macht es Sinn, Ausgaben für AML-Compliance als Funktion des Gesamtvermögens einer Bank zu betrachten: Je höher das Eigenkapital der Banken, desto höher sind auch die Ausgaben für Compliance. Doch während die Compliance-Kosten für kleinere Unternehmen geringer ausfallen, sind die prozentualen Auswirkungen auf das Gesamtvermögen unter dem Strich härter. So geben kleinere Unternehmen (weniger als 0.86 Milliarde Euro an Gesamtvermögen) im Schnitt bis zu 1,77 Prozent ihres Vermögens für Compliance aus, verglichen der Anteil bei größeren Unternehmen (43 Milliarden Euro an Vermögenswerten) bei 0,08 Prozent liegt. Die höheren Ausgaben in Prozent des Gesamtvermögens kleinerer Unternehmen werden wahrscheinlich zum Teil durch Gemeinkosten verursacht, die – unabhängig von der Größe des jeweiligen Unternehmens – für den Aufbau und die Entwicklung von Compliance-Prozessen erforderlich sind.

Wie hoch sind die Gesamtkosten für AML-Compliance in den Regionen?

Insgesamt liegen die Kosten für Anti-Geldwäsche-Maßnahmen für Finanzinstitute in den untersuchten Studienmärkten bei 71,8 Milliarden Euro. Bei der Aufteilung nach Ländern ergeben sich regionale Unterschiede, die mit der Größe der Unternehmen und der Anzahl der Finanzinstitute insgesamt zusammenhängen.

Unter allen Studienregionen sind die Compliance-Kosten in Deutschland am höchsten. Der Hauptgrund dafür liegt in der Anzahl an Finanzinstituten, die im Vergleich zu Frankreich, Italien, der Schweiz und den Niederlanden deutlicher höher ist. So befinden sich 49 Prozent von Finanzunternehmen in Deutschland, gefolgt von 23 Prozent in Frankreich und knapp einem Fünftel (17 Prozent) in Italien. Die Schweiz und die Niederlande weisen nicht nur erheblich weniger, sondern auch deutlich kleinere Finanzinstitute auf.

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