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2 Szenarien Risiken drücken Renditen – aber stärken den Goldpreis

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Ähnliches gilt hinsichtlich einer Überreaktion beziehungsweise eines „Herdenverhaltens“ an den Märkten infolge von Panik. Da jedoch aktuell von keiner mit 2008/09 vergleichbaren Finanzkrise auszugehen ist, spielen diese Aspekte eine untergeordnete Rolle. In Abb. 2 wird deutlich, dass der Goldpreis in jüngster Zeit kaum von der Modellschätzung abweicht:

Quelle: Bloomberg/IKB-Berechnung

Auf Basis des aktuellen Niveaus von US-Dollar, US-Renditen sowie US-Inflation (Dezember-Wert 2018: 1,95 Prozent) liegt der fundamentale Goldpreis gemäß IKB-Modell derzeit bei rund 1.280 US-Dollar je Feinunze. Hauptreiber des jüngsten Anstiegs ist der Rückgang der US-Renditen, der für eine Erhöhung des Goldpreises um fast 70 US-Dollar je Feinunze verantwortlich ist. Das Sinken der Inflationsrate von 2,5 Prozent im Oktober auf 1,95 Prozent im Dezember würde hingegen für eine Verringerung des Fundamentalwertes des Goldpreises von circa 10 US-Dollar je Feinunze sprechen.

2 Szenarien für 2019

Kurzfristig scheint das Konjunkturrisiko eher nach unten gerichtet zu sein, was dem Goldpreis bei erneut und weiter sinkenden US-Renditen kurzfristig weiteren Auftrieb geben könnte. Allerdings sollte die US-Inflation, die 2018 bei 2,4 Prozent lag und die sich 2019 auf 2,1 Prozent reduzieren dürfte, auf den Goldpreis dämpfend wirken. Stabile Lohnstückkosten dürften dafür sorgen, dass sich trotz niedriger Arbeitslosenquote keine Lohn-/Inflationsspirale in der Euro-Zone oder in den USA bildet. Zudem mindert die sich abkühlende globale Konjunktur weltweit den Druck auf Erzeugerpreise. Auch dürften hohe Schuldenquoten und eine sich daraus ergebende schwächere Nachfrage auf Sicht zu keinem bedeutenden Inflationsanstieg führen.

Zwei Szenarien zieht die IKB für dieses Jahr in Betracht:

  • Szenario 1: Die US-Konjunktur erweist sich als relativ stabil, und die Fed hebt die Zinsen ein weiteres Mal an. US-Renditen steigen im Verlauf von 2019 wieder an und erreichen zum Jahresende ein Niveau von ca. 3 Prozent. Die Inflationsrate beträgt 2,1 Prozent im Jahr 2019, und der US-Dollar erweist sich als relativ stabil.
  • Szenario 2: Die US-Konjunktur enttäuscht. Zinssenkungen der Fed sind dann nicht auszuschließen. US-Renditen sinken auf ca. 2 Prozent zum Jahresende 2019. Die Inflationsrate beträgt im Schnitt nur 1,8 Prozent, und der US-Dollar wertet im Verlauf des Jahres um rund 5 Prozent ab.

Der Goldpreis würde nur bei stark fallenden US-Renditen und einem abwertenden US-Dollar deutlich ansteigen. Diese Konstellation ist nicht völlig unplausibel, vor allem, wenn die Fed eine frühe Zinssenkung in Betracht zieht. Das Zinsdifferenzial zur Euro-Zone und anderen Ländern würde sich dann schneller einengen und den US-Dollar unter Druck setzen. Eine Eskalation der Unsicherheit wie in der Finanzkrise 2008/09 wird allerdings selbst im Falle einer konjunkturellen Eintrübung nicht erwartet. Im Szenario 2 könnte der Goldpreis um weitere 200 US-Dollar pro Feinunze ansteigen, während im Szenario 1 das Aufwertungspotenzial weitgehend ausgeschöpft ist.

Quelle: Bloomberg/IKB-Berechnung

Fazit

Aktuell sind es nicht Inflationssorgen, die den Goldpreis nach oben treiben. Vielmehr sind es Konjunkturrisiken, die wiederum die Renditen negativ beeinflussen. Enttäuscht die US-Konjunktur im Jahr 2019 und sieht sich die Fed nicht in der Lage, die Zinsen weiter anzuheben, wird dies den Goldpreis weiter stützen, auch wenn die Inflationsrate eher nach unten überraschen sollte.

Ein eskalierender Anstieg des Goldpreises ist im aktuellen Umfeld eher nicht zu erwarten. Erweist sich die US-Konjunktur zudem als relativ stabil, ist das Aufwertungspotenzial des Goldpreises bereits ausgeschöpft.

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