Langfristiger Ausblick von Aegon AM Ab wann die Inflation auf den Zentralbanken-Zielwert sinkt
Eine übermäßige Verbrauchernachfrage, fiskalische und geldpolitische Anreize, gestörte Lieferketten und ein Überdenken der Ressourcensicherheit: In der Zeit des Abklingens der Pandemie hat sich ein starker Preisanstieg für Waren und Dienstleistungen eingestellt. Nach drei Jahrzehnten rückläufiger Inflation sind die Anleger mittlerweile besorgt, dass sich die Märkte ab sofort auf eine Periode strukturell höherer Inflation einstellen müssen.
In den kommenden Quartalen dürfte die Inflation nachlassen
Wir gehen indes davon aus, dass sich einige der Faktoren, die in den vergangenen zwei Jahren zu einem Anstieg der Inflation geführt haben, in den kommenden Quartalen abschwächen werden.
So dürfte die Straffung der Geldpolitik die Verbraucherpreise in Zukunft weiter unter Druck setzen. Die Auswirkungen der höheren Zinsen werden die Hypotheken- und Kreditzinsen erhöhen, aber auch die Sparneigung der Verbraucher anstacheln. Wir erwarten auch, dass die steuerliche Unterstützung für private Verbraucher, an die wir uns während der Pandemie gewöhnt haben, in Zukunft geringer ausfallen wird. Die Drehs an verschiedenen Stellschrauben dürften schließlich zu einem Rückgang der Inflation führen, weil die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen sinkt. Eine entsprechende Verlangsamung der konjunkturellen Entwicklung dürfte schließlich dazu führen, dass die hartnäckigeren Formen der Inflation, wie die Miet- und Lohninflation, zurückgehen.
Die Inflation ist jedoch nach wie vor eine der Wirtschaftsvariablen, die am schwierigsten vorherzusagen ist. Dies liegt zum Teil daran, dass die Höhe der Inflation weitgehend von den Erwartungen über die künftige Inflation bestimmt wird. Erwarten die Menschen einen Anstieg der Inflation, fordern sie von ihren Arbeitgebern mehr Geld, wodurch eine gefährliche Inflationsspirale in Gang gesetzt wird. Die gegenwärtige Lage hoher Inflation könnte sich möglicherweise noch weiter verfestigen, wenn sie als dauerhaft angesehen wird. Künftige Inflationserwartungen werden vom Markt durch die Breakeven-Inflationsraten für Anleihen eingepreist. Derzeit deuten die Breakeven-Inflationsraten darauf hin, dass die hohen Inflationsraten nicht von Dauer sein werden und der Markt davon ausgeht, dass die Inflationsraten in den kommenden Jahren wieder der Politik der Zentralbanken entsprechen.
Für Anleger ist vor allem von Bedeutung, wie sich Anlageklassen in verschiedenen Inflationsregimen verhalten. Daher lohnt ein Blick auf die historischen Renditen für verschiedene wichtige Anlagekategorien in Zeiten rückläufiger und steigender Inflation.
Grafik 1 zeigt die realen Renditen verschiedener Anlageklassen in vier kurzfristigen Perioden mit rückläufiger Inflation. Es überrascht nicht, dass Rohstoffe, die eine hohe Korrelation zur Inflation aufweisen, in jedem dieser Zeiträume mit dem Rückgang der Inflation an Wert verlieren. Die realen Renditen der anderen Anlageklassen sind überwiegend positiv, denn eine sinkende Inflation bedeutet in der Regel eine lockere Geldpolitik, was sich positiv auf Risikoanlagen wie Aktien auswirkt. Im Zeitraum 2008 bis 2009 verzeichneten globale Aktien und REITs aufgrund der wirtschaftlichen Folgen der globalen Finanzkrise stark negative reale Renditen.
Grafik 1: Renditen in Zeiten rückläufiger Inflation
Grafik 2: Renditen in Zeiten steigender Inflation
Grafik 2 zeigt die realen Renditen verschiedener Anlageklassen über fünf kürzere Zeiträume, in denen die Inflation gestiegen ist. Sie zeigt, dass Rohstoffe in Zeiten steigender Inflation in der Vergangenheit die höchsten realen Renditen erzielt haben. Das ist logisch, da die Inflationsschocks in dem untersuchten Zeitraum im Allgemeinen durch höhere Rohstoffpreise ausgelöst wurden, beispielsweise durch die Ölpreisschocks in den 1970er-Jahren.
Die realen Renditen der anderen Anlageklassen sind uneinheitlicher. Anleihen wiesen in allen Teilperioden negative Renditen auf, US-REITs hatten drei positive Perioden, Staatsanleihen hatten eine positive Periode und globale Aktien zwei. Auf eine steigende Inflation, wie sie heute zu beobachten ist, folgen in der Regel steigende Zinssätze, was sich auf die künftigen Cashflows von Aktien auswirkt und die Wahrscheinlichkeit einer Rezession erhöht.
Festverzinsliche Papiere und Aktien könnten bald an Staatsanleihen vorbeiziehen
Derzeit beginnen die Märkte, einen Rückgang der Inflation einzupreisen, was zum Teil auf die Maßnahmen der Zentralbanken zurückzuführen ist. Wir sind ebenfalls der Meinung, dass sich das hohe Inflationsniveau nicht verfestigt und erwarten, dass die Inflation mittelfristig in Richtung der Zielwerte der Zentralbanken zurückgeht. In Anbetracht eines solchen Szenarios sind wir der Ansicht, dass risikoreiche Anlagen wie höher rentierliche festverzinsliche Wertpapiere und Aktien wahrscheinlich besser abschneiden werden als risikoärmere Anlagen wie Staatsanleihen. Gleichzeitig erwarten wir, dass Rohstoffe eine relativ gedämpfte reale Rendite erzielen werden. Diese Erwartungen stehen im Einklang mit der in Grafik 1 dargestellten historischen Analyse.
Den langfristigen Ausblick von Aegon Asset Management können Sie hier herunterladen.