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Interview mit Christoph Bergweiler „Megatrends eignen sich als Türöffner“

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Ihr Mutterhaus gibt Milliarden in Zukunftsthemen wie Digitalisierung, Big Data und Künstliche Intelligenz aus. Was haben deutsche Anleger davon?

Bergweiler: Es stimmt, dass unsere Gruppe über die vergangenen Jahre namhafte Beträge investiert hat, um Systeme effektiver miteinander zu vernetzen und mit neuen technologischen Möglichkeiten für unsere Kunden bessere Ergebnisse zu erzielen. Viele der technologischen Veränderungen passieren für die Öffentlichkeit unbemerkt in unseren Back-Office und Fondsmanagement-Systemen.

Weiteres Trendthema ist das nachhaltige Investieren. Nahezu jede Fondsgesellschaft positioniert sich derzeit entsprechend. Was ist der Ansatz Ihres Hauses?

Bergweiler: Wir nehmen dieses Thema sehr ernst und wollen beispielsweise bis Ende des Jahres alle unsere Produkte ESG-konform umstellen. Das ist für uns nicht nur ein Lippenbekenntnis, denn wir haben bereits im Jahr 2007 die UN-Prinzipien für verantwortungsvolles Investment unterzeichnet, und für unsere Luxemburger Fondspalette gilt in der Regel, dass bereits heute ESG-Standards im Investmentprozess beachtet werden. Eine Aufgabe, die wir als Treuhänder unserer Kunden ebenfalls aktiv wahrnehmen, ist die Stimmrechtsvertretung. Und auch die rund 2.000 Unternehmensbesuche jedes Jahr zielen immer stärker auf das Thema Nachhaltigkeit ab.

Die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Umwelt, Soziales und Corporate Governance –  bringt das englische Kürzel ESG zum Ausdruck. Welches Thema liegt dem Asset Management eigentlich, und bei welchem muss die Branche noch deutlich nachlegen?

Bergweiler: Für unsere Branche stand in der Vergangenheit sicherlich stärker das Thema Corporate Governance, das G aus ESG, als der ökologische oder der soziale Aspekt, E und S, im Fokus. Doch da sich gerade diese nichtfinanzielle Aspekte in zunehmendem Maße auf die Aktienpreise und den Ruf eines Unternehmens auswirken können, verbunden mit der stärkeren Nachfrage der Anleger rund um den Globus, lässt auch diese Bereiche stärker in den Fokus rücken.

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Bergweiler: Wichtig ist es, einen einheitlichen Standard in der Industrie zu etablieren. Der weitreichende Regulierungsvorschlag der Europäischen Union zur Umsetzung des Sustainable Finance Action Plan zeigt aber, dass das Thema zunehmend integriert wird.

Die verschiedenen nachhaltigen Investmentansätze, die Frage nach der Datenqualität und das Fehlen einer allgemein anerkannten, vereinfachenden Standard-Kennzahl für ESG-Investments: Überfordert das Thema nicht die Anleger?

Bergweiler: Es stimmt, nach wie vor fehlen einheitliche Begriffe und Definitionen. Für ESG-Anleger kann das eine Herausforderung sein. In umfangreichen Gesprächen mit Anlegern gilt es deshalb zunächst zu klären, was sie wirklich wollen.


Über den Interviewten:
Christoph Bergweiler verantwortet seit April 2012 das Deutschlandgeschäft von J.P. Morgan Asset Management. 2017 kamen noch die Regionen Österreich, Zentral- und Osteuropa sowie Griechenland hinzu. Für die US-Fondsgesellschaft ist er insgesamt seit 2001 tätig.

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