Makroökonomischer Ausblick von Edmond de Rothschild Deutschland, China und USA kämpfen um Vorherrschaft
Die Weltwirtschaft dürfte sich nach einer Schrumpfung um 3,5 Prozent im Jahr 2020 allmählich erholen und 2021 um 4,4 Prozent wachsen. Doch auch dann dürften die Folgen der Krise noch immer zu spüren sein. Die Schwellenländer werden voraussichtlich weiterhin unter den niedrigen Rohstoffpreisen, der Zurückhaltung Chinas im Vorfeld der US-Wahlen und der nur zaghaften Erholung des Tourismus leiden. Die USA dürften von einem Konjunkturpaket in Höhe von 14,3 Prozent des BIP und einem durch die fiskalischen Maßnahmen erneuerten Kapitalstock profitieren. Die Wahlen und die Spannungen zwischen den USA und China belasten jedoch die privaten und öffentlichen Investitionen.
Strukturelle Probleme in Frankreich, Spanien und Italien
Der europäische Wiederaufbaufonds „Next Generation EU“ könnte eine Wende einleiten. Indem die europäischen Staats- und Regierungschefs auf Investitionen setzen, statt sich auf die Verwaltung der Schulden zu konzentrieren, verhindern sie einen weiteren Niedergang und möglichen Zusammenbruch der Eurozone. Doch steigende Arbeitslosigkeit, Lohndruck und sinkende Investitionen werden die Erholung in Frankreich, Italien und Spanien dämpfen.
Deutschlands Vorsprung wächst
Deutschland setzt sich weiter von den übrigen EU-Staaten ab: Die Bundesregierung will nach den Hilfsmaßnahmen ein Konjunkturprogramm auf den Weg bringen, während Frankreich noch abwartet. Ein massives Konjunkturpaket soll Konsum und Investitionen ankurbeln und über die Unterstützung einzelner Sektoren hinausgehen. Kanzlerin Angela Merkel tritt damit wieder ein in den globalen Wettbewerb gegen Donald Trump, dessen Konjunkturprogramm von beiden Kammern verabschiedet wurde, und gegen Xi Jinping, der die US-Wahlen abwarten dürfte, bevor er seine finanzielle Bazooka abfeuert.
Das Jahr 2021 könnte die Rückkehr Deutschlands in den Wettkampf um die globale wirtschaftliche Vorherrschaft mit China und den USA markieren, da es sich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern schneller von der Krise erholen wird.
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Neue Ungleichgewichte drohen
Der Analyse zufolge ist das Risiko einer Deflation weiterhin höher als das einer Inflation. Zudem schaffen die Stützungsmaßnahmen und Interventionen der Zentralbanken neue Ungleichgewichte:
- Risiko einer Bankenkrise, insbesondere in der Eurozone
- Rückgang der Investitionen mit deflationärer Wirkung auf mittlere Sicht, außer in Deutschland und den USA, die umfangreiche Maßnahmen zur Stützung der Gesamtnachfrage ergreifen
- Wettbewerbsverzerrungen mit nicht absehbaren Folgen für die Inflation
- Wachsende Ungleichheit zwischen den asiatischen Schwellenländern und anderen Schwellenländern, zwischen Deutschland und den anderen Ländern der Eurozone, zwischen Arbeitnehmern, die vom technologischen Fortschritt profitieren, und anderen.
Vor diesem Hintergrund rechnet Edmond de Rothschild mit einer verhaltenen Erholung, die je nach Region und Land unterschiedlich ausfällt: +2,2 Prozent in den USA 2021 nach einem Rückgang von -3,7 Prozent 2020; +4,5 Prozent in der Eurozone 2021 nach -7 Prozent 2020; +11,2 Prozent in China 2021 nach +2 Prozent 2020; +2,8 Prozent in Brasilien 2021 nach -7,2 Prozent 2020.