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Nationalismus statt Integration Warum Europa jetzt unattraktiver für Anleger wird

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„Speerspitze“ der Integration

Eine Rolle spielte auch der Euro. Seine Mitglieder empfanden sich von Anfang an als etwas Besseres, gewissermaßen als „Speerspitze“ der Integration. Sie treffen sich bei vielen Ministerratssitzungen schon am Abend vorher und verständigen sich auf strittige Punkte. Am nächsten Morgen stellen sie die anderen dann vor vollendete Tatsachen. Das schürt natürlich Unmut.

Der Brexit führt dazu, dass eine wichtige liberale Stimme in der EU wegfällt. Einige Länder fürchten, dann von den Staaten in Süd- und Mitteleuropa dominiert zu werden. Daher die Gründung der Hanseatischen Liga. Der Zustrom der Flüchtlinge in den letzten Jahren – und natürlich auch der Populismus in Polen und Ungarn – führte zur Bildung der Visegrád Gruppe.

Wird der Euro schwächer?

Effektiver Wechselkurs (1999 = 100)Quelle: Bundesbank: Grafik: Assenagon Asset Management

Was bedeutet diese Blockbildung nun für die EU? Keine Angst, Europa fällt dadurch nicht auseinander. Es wird auch nicht schwächer. Die emotionale Bindung zwischen den Mitgliedern der EU wird aber geringer. Zudem wird die Gemeinschaft anders. Die Willensbildung wird schwieriger. Entscheidungen dauern länger. Es ändert sich auch die Richtung der EU. Sie wird liberaler, pragmatischer und offen er gegenüber der Welt.

Die Vertiefung der Integration, die lange Zeit immer hohe Priorität hatte, ist kein Oberziel mehr. Wenn sie stockt, wird das von vielen nicht als Beinbruch gesehen. Die Gemeinschaft wird dezentraler. Es ist nicht auszuschließen, dass auch Mitglieder austreten. Das ist in meinen Augen aber kein Unglück. Man soll niemanden in der Gemeinschaft halten, der glaubt, alleine besser auskommen zu können.

Euro verliert Sonderstellung

Die stärkere Südorientierung der EU, die viele durch den Brexit befürchteten, wird durch die Hanseatische Liga verhindert. Deutschland und Frankreich, als die größten Mitglieder der Gemeinschaft, sitzen nicht mehr allein im „Driver's Seat“. Sie müssen mehr Rücksicht auf die anderen nehmen.

Schließlich verliert auch der Euro seine Sonderstellung. Er ist nicht mehr die höchste Form der Integration und das Zentrum der Gemeinschaft. Schweden, Dänemark sowie die mittel- und osteuropäischen Länder, die dem Euro nicht angehören, fordern eine stärkere Berücksichtigung. Das ist für das internationale Renommee der EZB kein Nachteil. Sie verliert aber innerhalb des europäischen Institutionengefüges an Bedeutung. Es wird nicht mehr jeder dem Euro beitreten wollen. Aber auch das ist kein Fehler.

Wichtig für den Anleger

Für die Kapitalmärkte wird Europa dadurch kurzfristig nicht attraktiver. Die anstehenden Reformen wie Banken- und Kapitalmarktunion werden länger dauern. Andererseits wird Europa nicht zu einer südeuropäischen „Festung“, die einige globale Investoren befürchteten. Die Hanseatische Liga wird dafür sorgen, dass Europa offen und handels- und kapitalmarktorientiert bleibt. Sie können Ihr Geld weiter in Europa anlegen.

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