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DZ-Bank-Spezialist Noch keine neue Aktienkultur in Deutschland

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Weiterwachsender Geldanlagestau

Tatsächlich gibt es also ein neues gestiegenes Interesse an der Direktanlage in Aktien sowie an Fondsparplänen, das sich in einem starken Anstieg der Geldvermögensbildung in diesen Kategorien niederschlägt, wie anfang haben die erfreulichen Zuwächse in diesem Bereich bisher bei weitem nicht ausgereicht, um dem wachsenden Geldanlagestau wirksam zu begegnen. Eher im Gegenteil: Angetrieben von Niedrigzins und Corona-Krise wuchsen die Ersparnisse, die auf dem Girokonto stehen blieben oder im Portemonnaie landeten noch kräftiger und der Anteil „zwischengeparkter“, nicht angelegter Finanzmittel erreichte Ende 2020 mit voraussichtlich 28,5 Prozent des gesamten Geldvermögens einen neuen Rekordwert. 

Zu wenig Börsengänge

Gleichzeitig ist auf der Kapitalnachfrageseite, also beispielsweise bei Börsengängen von Aktiengesellschaften kaum etwas von einer neuen Aktienkultur zu spüren. Vielmehr hatte sich der Markt nach dem Platzen der Dotcom-Blase, dem zahlreiche Neuemissionen vorausgingen, nur vorübergehend erholt. War der Markt um die Jahrtausendwende mit weit über 100 Börsengängen im Jahr noch von Übertreibungen geprägt, hat er sich nach einem kräftigen Einbruch in den Jahren vor der Finanzmarktkrise wieder erholt, ohne Anzeichen einer Überhitzung. Mit Ausbruch der Finanzmarktkrise brach das Neuemissionsgeschehen jedoch erneut ein, ohne sich bis heute zu erholen. Seitdem wurden hierzulande im Durchschnitt gerade mal sechs Börsengänge deutscher Unternehmen pro Jahr registriert.

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Fazit

Alles in allem fällt die Bilanz gemischt aus: Während auf der Anlegerseite eine hohe Neuanlage in Aktien und eine zunehmende Beliebtheit von Fondssparplänen erfreuen, bleiben diese Zuwächse bisher jedoch zu schwach, um dem wachsenden Geldanlagestau wirksam zu begegnen. Auf der Kapitalnachfrageseite ist vor allem die geringe Zahl an Börsengängen zu beklagen.

Trotzdem stimmen gerade das hohe Interesse einer jungen Anlegergeneration und die wachsende stabile Basis der Geldvermögensbildung bei Investmentfonds durch regelmäßiges Fondsparen zuversichtlich, dass sich mittel- bis langfristig eine ausgewogenere Portfoliostruktur der privaten Haushalte in Deutschland mit besseren Renditeaussichten entwickelt.


Über den Autor:
Michael Stappel ist Volkswirt bei der DZ Bank. Die DZ Bank ist das Zentralinstitut der genossenschaftlich organisierten Volks- und Raiffeisenbanken.

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