Private Krankenversicherung „PKV schafft nach Schwächephase eine Trendwende“

Im vorigen Jahr sind mehr Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen zu einem privaten Versicherer gewechselt als umgekehrt. „Dieser Saldo fiel schon 2018 wieder leicht zu unseren Gunsten aus und er hat sich 2019 weiter verstärkt“, berichtet Florian Reuther. „Die PKV hat also nach einigen schwächeren Jahren ganz offenbar die Trendwende geschafft“, so der Direktor des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV-Verband).
„Weniger erfreulich ist die wachsende Neigung der Großen Koalition, die Finanzierung von Infrastruktur pauschal auf die Krankenversicherung zu verlagern. Das betrifft zum Beispiel große Teile der Pflegereform wie die Förderung von 13.000 Pflegestellen und die Ausstattung von Einrichtungen mit Digitaltechnik“, so Reuther weiter. Es sei seiner Ansicht nach sozial gerechter, wenn alle Steuerzahler diese Kosten gemeinsam trügen.
„Politische Blockade zu Lasten der Versicherten“
Ebenso kritisiert Reuther „die anhaltende Blockade der SPD gegen jegliche Erleichterungen zu ihren Gunsten. So setzen wir uns seit Jahren dafür ein, die Beitragsentwicklung zu glätten, was durch kleinere Korrekturen möglich wäre.“ Die sprunghaft steigenden PKV-Beiträge seien ärgerlich für die Privatversicherten. Der Unmut hierüber sorge oft auch für eine verzerrte Wahrnehmung der Beitragsentwicklungen auf Sicht von zehn Jahren.

So stiegen die PKV-Beiträge zwischen 2010 und 2020 geringer (durchschnittlich 2,3 Prozent pro Kopf) als in der GKV (3,8). Allerdings erfolgte der Anstieg in der GKV jeweils in mehreren kleinen Schritten pro Jahr und blieb von den Beitragszahlern daher nahezu unbemerkt. Währenddessen haben Privatversicherte oft erst nach mehreren Jahren Stabilität eine einmalige, aber umso stärkere Beitragserhöhung auf einen Schlag zu verkraften.

Wachsender Druck auf die GKV-Finanzierung
„Unsere Vorschläge im Interesse der Versicherten werden auch von Verbraucherschützern unterstützt, doch sie scheitern bisher am Veto der SPD“ bemängelt Reuther. „Dasselbe gilt für die Forderung, den PKV-Standardtarif wieder für alle Privatversicherten als Sozialtarif zu öffnen, damit wir bei finanziellen Problemlagen optimal helfen können.“ Derzeit steht er nur langjährig Versicherten offen. Für alle anderen gibt es den Basistarif.

Doch die Vorteile des kapitalgedeckten PKV-Systems, das per Alterungsrückstellungen in einer Gesamthöhe von mehr als 250 Milliarden Euro demografiefest gestaltet sei, würden schon bald deutlich, prognostiziert Reuter: „Wenn bald die Babyboomer-Jahrgänge in Rente gehen und mit zunehmendem Alter sehr viel mehr Gesundheits- und Pflegeleistungen in Anspruch nehmen werden, zugleich aber die nachrückenden Jahrgänge der erwerbstätigen Beitragszahler immer kleiner werden, dann gerät die Umlagefinanzierung der GKV unter noch massiveren Druck.“