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Robert Halver zur EZB-Sitzung "Wasser predigen, aber Wein saufen!"

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Insgesamt liegt der Euro gemessen am Durchschnitt aller wichtigen Exportkonkurrenzwährungen wieder in etwa auf dem Niveau, dass er vor Beginn von The Big Easy, d.h. der geldpolitischen Lockerheit der EZB, hatte. Damit hemmt die starke Gemeinschaftswährung importierte Preissteigerungen bzw. erhöht den desinflationären Trend von in US-Dollar notierenden Rohstoffen.

Die EZB muss also gar keine frühe und klare Entblähung ihrer bis zum Bersten mit Anleihen gefüllten Bilanz betreiben. Denn mit dann steigenden Anleiherenditen strömte so viel Kapital in die Eurozone wie Bier in die Kehlen von Fans nach einem Sieg ihrer heimischen Fußballmannschaft. Dies würde den Euro unnötig aufwerten.

In diesem Zusammenhang ist an Leitzinserhöhungen sowieso nicht zu denken. Denn warum sollte sich die Eurozone das eigene handelspolitische Leben schwer und das der Exportkonkurrenz leicht machen. Wenn Amerika egoistisch ist, müssen wir nicht den barmherzigen Samariter spielen. Auch wir haben es nicht vom Geben.  

Da macht es doch für die EZB viel mehr Sinn, die US-Notenbank geldpolitisch-restriktiv vorlaufen zu lassen. Fed-Frau oder -Mann, geh du voran! Grund dazu hat die Fed allerdings wenig. Die US-Konjunktur ist kein Blockbuster. Und auch die Trumpschen Wirtschaftsvisionen haben in der Realität bislang so wenig Substanz wie Nebelfelder, die er aber gerne als Bauland verkaufen würde. Und wenn die weißhaarige Frau Yellen drüben nichts macht, muss auch der dunkelhaarige Herr Draghi hüben nichts tun. Bloß nicht selbst aus der Deckung treten!

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So bleibt es wohl bei den bekannten Inhalten in den Hochämtern der EZB, die sich offiziell Sitzungen nennen. Man wird zwar offiziell von Enthaltsamkeit beim Alkohol sprechen. Doch tatsächlich wird man der Euro-Konjunktur weiter „Stoff“ verabreichen, damit sich auch ein nachhaltiger Inflationsdruck aufbauen kann. Übrigens, wie sonst, wenn nicht mit günstigen Kreditzinsen, will man Staatsschulden beherrschbar machen? Das ist dann nicht zuletzt der Stoff, der verhindert, dass sozialpolitische Winde zu politischen oder gar systemischen Orkanen in der Eurozone werden.

Mario Draghis Politik ändert sich also nur auf der verbalen Ebene: Wasser predigen, aber Wein saufen!

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