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Analyst von Loomis Sayles Diese Rolle spielt Russland an den Rohstoffmärkten

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Ein weiterer Punkt, der unserer Meinung nach in den Analysen, die nur den russischen Marktanteil in verschiedenen Märkten betrachten, nicht ausreichend berücksichtigt wird, ist Russlands Einfluss auf andere Rohstoffproduzenten in anderen postsowjetischen Staaten, darunter Weißrussland und Kasachstan. Beide Länder sind wichtige Mitglieder der Eurasischen Union, die oft als post-sowjetisches Gegenstück zur Europäischen Union bezeichnet wird.

Weißrussland ist nicht nur ein wichtiger Produzent von Kali und anderen Rohstoffen, sondern auch die Heimat von Belaz, einem Hersteller der größten Schwerlastwagen der Welt aus der Sowjetära. Diese Fahrzeuge werden in Bergwerken auf der ganzen Welt eingesetzt, darunter auch in denen von internationalen Berg­baukonzernen.

Klimawandel bringt Renaissance für Uran

Kasachstan wiederum verfügt über die weltweit größten Reserven an Zink, Wolfram und Schwerspat. Besonders wichtig ist das Land auf dem Uranmarkt, wo es fast ein Viertel der weltweiten Produktion abdeckt. Bei Uran sind es die zweitgrößten Vorkommen weltweit, und das staatliche Unternehmen Kazatomprom ist einer der effizientesten Uranproduzenten der Welt.

Die Verschärfung der Emissionsnormen und die steigende Stromnachfrage haben die Kernenergie wieder auf die Agenda gesetzt. Weil aber Exploration und Produktion davor für lange Zeit – geplant oder ungeplant – gekürzt wurden, sind die weltweiten Uranbestände zurückgegangen. Vor diesem Hintergrund glauben wir, dass jede anhaltende Unterbrechung der Uranlieferungen aus der ehemaligen Sowjetunion in der Tat eine Störung darstellen würde.

Die Tatsache, dass der Kreml vor kurzem Truppen entsandt hat, um den kasachischen Präsidenten Kassym-Jomart Tokajew bei der Konsolidierung seiner Macht in einem russischsprachigen Land zu unterstützen, in dem fast ein Viertel der Bevölkerung ethnisch russisch ist, unterstreicht nur den Einfluss Moskaus.

Auch wenn ein richtiger Krieg zwischen der Nato und Russland nicht das wahrscheinliche Szenario ist, sollten also die Risiken einer weiteren Eskalation auch für den Westen nicht unterschätzt werden. Das Kräfteverhältnis ist nicht symmetrisch; trotz ihrer Überlegenheit kann die westliche Wirtschaft von russischen Maßnahmen empfindlich getroffen werden.

Damit besteht die Gefahr, dass unsere Unternehmen, Arbeitnehmer und Konsumenten wesentlich stärker getroffen werden als die russischen. Es besteht für die Finanzmärkte das Risiko eines weiteren globalen Schocks für die Lieferketten – und das in einer Periode, in der sie sich gerade erst von den Störungen durch den amerikanisch-chinesischen Handelskrieg und die Pandemie erholen.


Über den Autor: Hassan Malik ist Analyst bei der US-Investmentgesellschaft Loomis Sayles.

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