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Aktualisiert am 28.03.2023 - 14:44 Uhrin GeldpolitikLesedauer: 10 Minuten
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Finanzbranche zum EZB-Entscheid
„Schmerzhaft, aber notwendig“
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Finanzbranche zum EZB-Entscheid „Schmerzhaft, aber notwendig“

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Christof Kessler, Vorstandssprecher der Gothaer Asset Management 

„Die EZB hat heute ihre Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte erhöht – so wie sie es in den vergangenen sechs Wochen mit Verweis auf den hohen Inflationsdruck angekündigt hatte. Der Einlagensatz steigt somit auf 3,0 Prozent, der Hauptrefinanzierungssatz auf 3,5 Prozent. Flankiert wurde die Zinsentscheidung durch aktualisierte, etwas höhere EZB-Stabsprojektionen für das Wirtschaftswachstum, aber auch für die Kerninflation im Euroraum.

Wegen der jüngsten Finanzmarkt-Turbulenzen als Folge der Banken-Schieflagen in den USA und der Schweiz war vielerorts erwartet worden, dass der EZB Rat einen kleineren Zinsschritt oder sogar eine Pause im Zinserhöhungszyklus beschließen würde. Insofern sendet die heutige Entscheidung ein zweifach positives Signal – erstens, dass die EZB ihren im Juli 2022 eingeschlagenen Kurs einer möglichst schnellen Inflationseindämmung beibehält, sowie zweitens, dass sie derzeit keine akute Gefahr für die Stabilität des europäischen Finanzsystems sieht. 

Der europäische Bankensektor ist insgesamt resilient. Dennoch stellt ihn das Umfeld steigender Zinsen vor wachsende Herausforderungen. Im Jahresverlauf ist daher eine Dämpfung der Kreditvergabe und der Konjunktur zu erwarten. 

Um auf die erhöhten Risiken für Wachstum, Inflation und Finanzstabilität flexibel reagieren zu können, verzichtete die EZB heute darauf, ihren nächsten Zinsschritt anzukündigen und erklärte stattdessen, dass sie ihre nächsten Entscheidungen datenabhängig, von Sitzung zu Sitzung zu treffen wird. Von den Finanzmärkten wurde die heutige Entscheidung als Stabilitätssignal positiv aufgenommen. Allerdings erscheint die Markterwartung nur noch einer einzigen letzten, Leitzins-Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte bis August etwas optimistisch.“ 

 

 

Dieter Kaiser, Geschäftsführer bei Robus Capital

„Die Entscheidung der EZB, den Leitzins um weitere 0,5 Basispunkte zu erhöhen, war notwendig. Auch, wenn sie in dieser Woche sicherlich besonders schmerzhaft war. Die Rezession ist unvermeidbar und es vermehren sich die Zeichen, dass der Markt in die erwartete Bereinigungsphase eintritt.

Die Volatilitäts- und Inflationswellen bleiben hoch, auch wenn die Pausen dazwischen trügerisch sind. Es wird bis ins kommende Jahr 2024  dauern, bis sich die Lage grundlegend beruhigen kann, u.a. auch durch die EZB-Maßnahmen von heute. Auf der Investorenseite rücken mit steigenden Zinsen höhere Renditeaussichten bei Anleihen mit geringer Duration in den Fokus der Aufmerksamkeit.“

 

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