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Wachtendorf-Kolumne Soros, Gross & Co.: Crash-Propheten oder Mahner mit guten Argumenten?

Von Aktualisiert am in MärkteLesedauer: 4 Minuten
Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS
Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS | Foto: Axel Baumhöfner

Felix Zulauf, einer der prominentesten Vermögensverwalter der Welt, ein Teufelsanbeter ohne Mehrwert – schon starker Tobak, den DER-FONDS-Kolumnist Markus Stillger da seinen Lesern zum Inhalieren verabreicht. In zwei Punkten liegt er jedoch zweifellos richtig: Die Argumente, mit denen Zulauf die jüngsten Verluste des von ihm mitverantworteten und mittlerweile aufgelösten Vicenda Multi Asset Opportunities begründet, muten schon etwas schräg an, und eines eint den Schweizer mit anderen, durch ähnlich düstere Marktvorhersagen bekanntgewordenen Berufskollegen wie Marc Faber oder Roland Leuschel: Wer zehn Jahre lang ununterbrochen vom Crash predigt, hat in dieser Zeit zwangsläufig auch ein- oder zweimal Recht.

Die Frage ist nur: Ab wann ist jemand ein Crash-Prophet, wann geht er noch als Mahner durch? „90 Prozent aller Internet-Aktien werden 90 Prozent ihres Wertes verlieren“, polterte einst Mark Holowesko, langjähriger Manager des Templeton Growth. Für jemanden, der das Glas stets als halb voll ansieht, im Jahr 1999 sicher eine ungeheure Provokation. Holowesko hatte Glück, dass er ziemlich schnell Recht bekam – wer weiß, welche Schmähungen über die bereits erlittenen hinaus er ansonsten über sich hätte ergehen lassen müssen und wie lange sein Arbeitgeber Franklin Templeton an ihm festgehalten hätte.

Crash-Prophet oder Mahner mit guten Argumenten? Die Antwort fällt auch bei George Soros, Bill Gross und Robert Shiller nicht leicht. Alle drei haben sich jüngst extrem negativ über den von US-Präsident Donald Trump ausgelösten Boom an der New Yorker Wall Street geäußert. Letztlich reiht sich mit Klaus Kaldemorgen auch der wohl bekannteste deutsche Fondsmanager in diesen illustren Kreis ein, wenn er den aktuellen Höhenflug der US-Börse als „Strohfeuer“ brandmarkt. Kaldemorgens nicht minder prominenter Kollege Bert Flossbach sieht das übrigens genauso. Können so viele kluge Köpfe irren?

Was den Zeitpunkt und die Länge einer Marktbewegung angeht, zweifellos. Die Bedenken, die Soros, Gross & Co. vor sich hertragen, einfach zu ignorieren und auf gut Glück der großen Mehrheit der Börsen-Bullen zu folgen, wäre gleichwohl ebenso fahrlässig wie alles auf Verkauf zu stellen. Doch was spricht dagegen, die etwas abgegriffene Metapher von dem halb vollen und dem halb leeren Glas wörtlich zu nehmen und daraus eine Strategie für die nächsten Jahre zu entwickeln?

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Es gibt weltweit eine Reihe von Unternehmen, die in ihrem jeweiligen Geschäftsfeld glänzend aufgestellt sind und völlig unabhängig vom Triumphieren oder Scheitern eines Donald Trump gutes Geld verdienen. Deren Aktien gehören ohne Frage ins Portfolio – weil sie genau die Nachhaltigkeit bieten, an der es der aktuellen amerikanischen und auch der europäischen Politik mangelt. Im Gegenzug kann man auf den Verfall von Titeln wetten, die ihr momentanes Gewicht an der Börse maßlos überzogenen Hoffnungen oder lediglich der Zugehörigkeit zu einem durch Billionenzuflüsse aufgepumpten Index verdanken.

Die klassische Long-Short-Strategie, die darauf spezialisierten Fondsmanagern und ihren Anlegern im vergangenen Jahr empfindliche Verluste beschert hat, richtig. Doch das dürfte sich schon bald als Momentaufnahme erweisen. Entscheidend sind – wie fast immer im Leben – Konsequenz und Ausdauer. Wie sagte Mark Holoweskos ehemaliger Chef John Templeton so schön lakonisch, nachdem er 1999 die völlig vernachlässigten Aktien der Old Economy eingesammelt und gleichzeitig Millionen auf den Verfall der Technologiebörse Nasdaq gesetzt hatte: „It was insane, and I took advantage of the temporary insanity.“

Er hat mit beidem viel Geld verdient.

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