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Digitalisierung Während der Pandemie boomt der Versicherungsbetrug 2.0

Tatort Internet
Tatort Internet: Im Jahr 2030 dürfte jeder fünfte Versicherungsbetrug im virtuellen Raum stattfinden, prognostiziert Deutschlands größter Versicherungskonzern Allianz. | Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

Während der Corona-Pandemie stieg die Anzahl der Betrugsfälle sowohl im privaten als auch im gewerblichen Versicherungsbereich. „In Krisenzeiten nehmen Betrugsversuche deutlich zu. Seit Beginn der Pandemie sehen wir einen Anstieg von rund zehn Prozent“, erklärt Jochen Haug, Schaden-Vorstand der Allianz Versicherungs-AG.

Während die Meldungen dubioser Raub- oder Einbruchdiebstahlschäden rückläufig sind, verzeichnete die Allianz bei gewerblichen Leitungswasserschäden eine Zunahme von rund 25 Prozent. Ein Beispiel ist durch Wasser zerstörte Saisonware, die aufgrund der Corona-Beschränkungen in den Läden nicht verkauft werden konnte. Auch in der Kfz-Versicherung wurde ein Anstieg der Betrugsversuche von rund 10 Prozent und in der Allgemeinen Haftpflicht von rund 20 Prozent festgestellt.

Digitale Daten entlasten ehrlichen Kunden

Mehr als 50 Prozent der aufgedeckten Betrugsversuche betreffen den Kfz-Bereich, gefolgt von der Sachversicherung (circa 30 Prozent) und der Haftpflichtversicherung (circa 20). Nach wie vor beliebt bei den Betrügern sind abgesprochene oder provozierte Verkehrsunfälle. Durch das weitere Fortschreiten und den Einsatz der digitalen Technik gelingt es den Betrugsabwehrspezialisten der Allianz aber immer öfter, einen provozierten Unfall nachzuweisen und so den ehrlichen Kunden zu entlasten.

„Durch das Auslesen und die Auswertung elektronischer Fahrzeugdaten wie zum Beispiel den Lenkwinkel oder die Geschwindigkeit können absichtlich herbeigeführte Unfälle erkannt werden“, erklärt Christoph Lauterwasser, Geschäftsführer des Allianz Zentrum für Technik (AZT), welches die Betrugsaufklärung mit technisch-wissenschaftlichen Methoden unterstützt. Neben den Daten aus den Fahrzeugsteuergeräten können auch Bild- und Videodateien herangezogen werden, um den Unfallhergang zu rekonstruieren und Manipulationsversuche aufzudecken.

2030 jeder 5. Versicherungsbetrug virtuell

Das Fortschreiten der digitalen Technik unterstützt nicht nur die Betrugsabwehr, sie öffnet auch Betrügern völlig neue Möglichkeiten der Schadenmanipulation. Durch den Einsatz zum Beispiel von Bildbearbeitungsprogrammen oder von digitalem Identitätsmissbrauch wird ein Schaden konstruiert, der in der Realität nie so entstanden ist.

„Das Betrugsgeschehen wird sich daher immer mehr in den virtuellen Raum verlagern. Durch vermehrte Nutzung digitaler Mittel gehen wir davon aus, dass bis 2030 jeder fünfte Versicherungsbetrug virtuell stattfinden wird“, erläutert Haug.

Betrug im dreistelligen Millionenbereich

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Versicherer müssen sich daher noch stärker mit virtuellem Betrug auseinandersetzen. Die Allianz hat deshalb schon vor zwei Jahren das Team der Betrugsabwehrspezialisten erweitert: Die Intelligence Einheit, bestehend aus digitalen Spezialisten, kann mithilfe digitaler Technik und Tools komplexe virtuelle Sachverhalte erkennen und aufklären.

„Zusammen mit den mehr als 100 Betrugsabwehrspezialisten in Deutschland, dem wissenschaftlichen Ansatz des AZT und dem Einsatz von spezieller Software und Tools sind wir gut aufgestellt“, so Haug. „In 2020 konnten wir unrechtmäßige Auszahlungen im dreistelligen Millionenbereich verhindern.“ Die Allianz Deutschland setze dazu auf regelmäßige interne und externe Fortbildungen mit kriminologisch geschulten Experten sowie einen länderübergreifenden Austausch zur Betrugserkennung.

Null Toleranz gegenüber Versicherungsbetrügern

Was sich auf den ersten Blick und im Einzelfall häufig als kleiner Schadenfall darstellt, führt bei hundertfachem Versuch zu einem hohen finanziellen Schaden. Der Gesamtverband der deutschen Versicherungen schätzt den bundesweit entstandenen Schaden durch Versicherungsbetrug pro Jahr auf rund 5 Milliarden Euro. „Unkomplizierte digitale Möglichkeiten und die Anonymität des Internets vereinfachen Versicherungsbetrug.“

Doch Versicherungsbetrug ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat, und wir gehen mit einer Null-ToleranzStrategie gegen Betrüger vor“, stellt Haug klar. Betrug schädige nicht nur das Versicherungsunternehmen, sondern jeden ehrlichen Kunden, der durch seine Versicherungsbeiträge den Betrug mitfinanziert.

„Bis auf ganz wenige Ausnahmen sind unsere Kunden ehrlich. Und die ehrlichen Kunden erwarten im Schadenfall eine schnelle und unkomplizierte Zahlung, aber auch eine funktionierende Betrugsabwehr“, so Haug weiter. Durch den Einsatz von spezieller Software, Data Analytics sowie Künstlicher Intelligenz ist inzwischen beides möglich. „Die Allianz ist gerüstet, um dem Versicherungsbetrug und seinen neuen digitalen Formen noch stärker entgegenzutreten.“

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