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Aktualisiert am 24.08.2023 - 12:23 Uhrin Aktiver Ansatz aus ÜberzeugungLesedauer: 5 Minuten
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Mehr Klarheit für 2022 Anleger müssen mit einer neuen Geldpolitik rechnen

Éric Zemmour vom Rechtsaußen-Lager bekommt vor der Präsidentschaftswahl im April 2022 viel Zuspruch
Éric Zemmour vom Rechtsaußen-Lager bekommt vor der Präsidentschaftswahl im April 2022 viel Zuspruch: Französische Wahlen sind bekanntermaßen schwer vorherzusagen. | Foto: Imago Images / NurPhoto

Auch in der Erholungsphase nach der Pandemie wird es in den Volkswirtschaften zu Veränderungen und neuen Schwierigkeiten kommen. Sobald die lockere Geldpolitik zurückgefahren wird, die bislang die Preise von Vermögenswerten auf breiter Front stützt, müssen die Anleger selektiv vorgehen, um qualitativ hochwertige Chancen am Markt zu finden.

Die geld- und finanzpolitischen Rahmenbedingungen ändern sich

William Davies

Die Zinssätze sind seit mehr als einem Jahrzehnt historisch niedrig, gedämpft durch die Flut geldpolitischer Anreize, die im Gefolge der globalen Finanzkrise eingeführt worden sind. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Rahmen im Jahr 2022 ändern wird. Auf dem Weg zur wirtschaftlichen Erholung von der Pandemie wird das neue Jahr von einer Umkehr in der Geldpolitik geprägt sein: An die Stelle von Krisenunterstützung, Stimulierung und Ausgaben treten Erholung, Reparatur, zurückgenommene steuerliche Anreize und eine Rückkehr zur „Normalität“. Politische Kompromisse werden dabei der Schlüssel zu diesem neuen Zeitabschnitt an den Märkten sein, nicht zuletzt auch in den USA. Da die politische Unterstützung für die Vermögenspreise zurückgeht, wird aktives Management – das Aufspüren von Unternehmen mit dauerhaften Qualitäten, die dabei helfen, die Volatilität zu bewältigen – für den Anlageerfolg im Jahr 2022 entscheidend sein.

Inflation: Kein Grund zur Panik

Die Inflation hält zwar länger an als erwartet. Wir gehen aber davon aus, dass sich die Teuerung bis Ende 2022 abschwächen wird. Hilfreich ist, dass die Zentralbanken weiterhin durch den Inflationsdruck hindurchblicken. So zeigt sich die US-Notenbank nicht übermäßig beunruhigt über die höhere und anhaltende Inflation in den USA, die in früheren Zyklen als großes Hindernis für eine gesunde konjunkturelle Entwicklung angesehen worden wäre. Auch die Marktteilnehmer sind recht zuversichtlich. Dies steht in krassem Gegensatz zu früheren geldpolitischen Umschwüngen in den Jahren 2013 und 2018, die unverzüglich negative Marktreaktionen auslösten; wir erinnern nur an das Taper Tantrum. Jetzt scheint das Sentiment am Markt ausgeglichener, nachdem so lange auf Klarheit im Hinblick auf die Geldpolitik gewartet wurde. Das stimmt uns zuversichtlicher für das Jahr 2022, obwohl wir uns in einem Umfeld sich abschwächender Wachstumsstimuli bewegen.

Besser funktionierende Lieferketten sind ein Grund, warum wir erwarten, dass die Inflation im Jahr 2022 zurückgehen wird. Es könnte allerdings sein, dass die positiven Auswirkungen erst in der zweiten Jahreshälfte zu spüren sein werden.

Qualität wird sich durchsetzen

Die Unternehmensgewinne haben sich in diesem Jahr gut erholt, was auf ein relativ starkes Bilanzmanagement der Unternehmen mit strengeren Kostenkontrollen und großer Disziplin bei Dividenden und Aktienrückkäufen zurückzuführen ist. Die Wiederbelebung des Wirtschaftslebens und die anhaltende Erholung der Nachfrage haben zu einem erhöhten Cashflow geführt, der die Kassen der Unternehmen gefüllt und ihnen die Möglichkeit gegeben hat, ihre Verschuldung zu verringern.

Doch angesichts der Engpässe in den Lieferketten und der anhaltenden Inflation wird es für die Unternehmen schwieriger sein, die Prognosen so eindrucksvoll zu übertreffen wie im Jahr 2021. Wir gehen davon aus, dass die Unternehmen wieder zum gewohnten Zyklus von eher enttäuschenden Gewinnen statt positiven Überraschungen zurückkehren werden.

In früheren Zyklen, in denen sich die Zinskurve abgeflacht hat, zeigte sich, dass die Anleger sich verstärkt Qualitätsunternehmen ins Portfolio legten, die einen drohenden Zinsschock überstehen können. Gegen Ende des Jahres 2021 wurde die Renditekurve zunächst steiler, dann flacher und stieg anschließend wieder an. Im Hinblick auf die Marktführerschaft bei Aktien kam es hier zu einem steten Wechsel. Wir erwarten nicht, dass sich dieses Bild kurzfristig ändern wird. Doch einige Bereiche, die in letzter Zeit überdurchschnittlich gut abgeschnitten haben, könnten es bald schwer haben. Dazu gehören beispielsweise Meme-Aktien, die bei Privatanlegern durch Social-Media-Plattformen populär werden. Die Unternehmen, auf die wir setzen – Qualitätsunternehmen mit soliden Bilanzen und Wettbewerbsvorteilen – haben eine bessere Chance, aufkommender Volatilität zu trotzen.

Regionaler Ausblick

Auf regionaler Ebene haben sich viele Anleger in diesem Jahr von China abgewandt, da das Land aufgrund seiner strengen Regulierungsvorschriften und der Schieflage des Immobilienmarkts in die Kritik geraten ist. Wie andere Marktteilnehmer auch sehen wir die Bedenken hinsichtlich der Regulierung, der Covid-19-Ausbrüche, der extremen Wetterbedingungen, die die Nahrungsmittelproduktion und den Transport beeinträchtigen, und des verlangsamten Wachstums im Land. Aber China hat sich als erstes Land von Covid-19 erholt, letztlich aufgrund seines strengen politischen Rahmens. Das Wachstum ist zwar ein großes Problem, aber das schwierige Umfeld erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die chinesische Regierung im Jahr 2022 Anreize schafft. China und viele andere Volkswirtschaften in der Gruppe der Schwellenländer bieten Chancen, aber sie erfordern gründliche Fundamentalanalyse und eine Bottom-up-Strategie anstelle eines thematischen Ansatzes.

In Japan ist der neue Premierminister Fumio Kishida nicht der positive Katalysator, den Shinzo Abe vorstellte. Ohne frische politische Impulse und die Erwartung eines entscheidenden Wandels ist Japan für Investoren weniger interessant geworden, ungeachtet der Verbesserungen in den Lieferketten, die dem weltweit wichtigen Fertigungsstandort, der Nummer 4 unter den exportstärksten Volkswirtschaften, zugutekommen werden. Aktiven Anlegern mangelt es jedoch nicht an Chancen. Der japanische Markt ist breiter gefächert, als viele Marktteilnehmer meinen, sowohl im Technologie- als auch im Dienstleistungssektor. Gerade in letzterem Bereich gibt es trotz – oder wegen – Corona eine Reihe von Innovationen, die zur Produktivitätssteigerung beitragen und Anlegern neue Chancen eröffnen.

Mit Blick auf Europa erwarten wir ein starkes Wachstum, auch wenn wir mit neuen Schocks in der Lieferkette rechnen, die sich bereits im Mangel an Lkw-Fahrern und dem reduzierten Arbeitskräfteangebot zeigen. Diese Faktoren werden wahrscheinlich zu einer unerwartet hohen Inflation und zu einer zunächst stärker anziehenden Konjunktur führen. Ein weiteres Thema in der Region ist der politische Wandel: Nach dem Ende der Amtszeit von Angela Merkel könnten in einem Deutschland, das von Olaf Scholz von der Sozialdemokratischen Partei zusammen mit den Grünen und den Freien Demokraten geführt wird, mehr Volatilität und ein Übergewicht an Stimuli dominieren. In Frankreich finden im April Präsidentschaftswahlen statt; und französische Wahlen sind bekanntermaßen schwer vorherzusagen. Noch ist schwer abzuschätzen, in welchem Ausmaß diese Ereignisse die Märkte beeinflussen.

Ein Jahr des Wandels steht bevor

2022 wird ein Jahr des Wandels sein. Wir haben nun schon seit einiger Zeit ein Umfeld der fiskalischen und monetären Stimulierung erlebt. Solange die Geldschleusen offen gehalten werden, ist es den Anlegern egal, wie viel Regierungen und Zentralbanken ausgeben oder wie hoch das Staatsdefizit ist. Doch es wird politische Eingriffe geben, so unerwünscht sie auch sein mögen, und wir stehen vor einer Welt des wirtschaftlichen Wiederaufbaus, in der Märkte und Investoren die Auswirkungen der reduzierten fiskalischen Anreize genau einkalkulieren müssen.

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Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.