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Assekurata-Studie zur Zinszusatzreserve „Großer Kraftakt für deutsche Lebensversicherer“

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Ab 2025 per Saldo ein ZZR-Abbau zu erwarten

Lars Heermann, Assekurata

Der Assekurata-Experte geht außerdem davon aus, dass auf Branchenebene ab 2025 per Saldo ein ZZR-Abbau zu erkennen sein wird. Zwischen den einzelnen Lebensversicherern bestehen hier allerdings große bestandsindividuelle Unterschiede. Während einige Anbieter, insbesondere solche mit hohen Beständen der älteren Rechnungszinsgeneration 3,5 und 4,0 Prozent ihren ZZR-Bedarf bereits weitgehend ausfinanziert haben, werden andere noch über viele Jahre der ZZR zusätzliche Mittel zuführen müssen.

Dies betreffe insbesondere Lebensversicherer, die nach der Jahrtausendwende große Neugeschäftsvolumina bei Rentenversicherungen mit Garantiezins ab 3,25 Prozent abwärts vereinnahmen konnten, welche im Niedrigzinsumfeld nicht zuletzt aufgrund ihrer langen Laufzeiten einen beträchtlichen ZZR-Aufbau nach sich zögen. Dies habe entsprechend auch unterschiedliche Auswirkungen auf die Höhe des Rohüberschusses und die Überschussbeteiligung der Versicherten.

Umschlagsvolumen an Kapitalanlagen geringer

„Ein großer Vorteil der Korridormethode ist der Aspekt, dass die ZZR nunmehr größtenteils aus laufenden Erträgen finanziert werden kann und die Bewertungsreserven geschont werden“, ergänzt Heermann. „Im Gegenzug wird dadurch aber auch das Umschlagsvolumen an Kapitalanlagen geringer.

Bei kleinen und mittelgroßen Anbietern könnte dies die Flexibilität im Asset Management limitieren, falls bestimmte Investitionen aufgrund eines zu geringen Anlagevolumens nun schwerer möglich sind.“ Zudem nehmen einige Gesellschaften zur Reserveschonung Rückversicherungslösungen in Anspruch.

Laufende Durchschnittsverzinsung, Nettoverzinsung und Garantiezinsen im Zeitverlauf Grafik: ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur GmbH

  

Nettoverzinsung wird sich sukzessive annähern

Mit Blick auf die Kapitalanlagerenditen geht man bei Assekurata davon aus, dass sich die Nettoverzinsung sukzessive der laufenden Durchschnittsverzinsung annähern wird, da die außerordentlichen Erträge aus der Auflösung von Bewertungsreserven an Relevanz verlören. Zugleich werde auch die laufende Durchschnittsverzinsung durch den abschmelzenden Portfoliozins weiter sinken.

Verglichen mit 2011 hat sich die laufende Durchschnittsverzinsung aus den Kapitalanlagen marktweit um rund einen Prozentpunkt verringert und rangiert derzeit nahe der 3-Prozent-Marke. „Da das Zinsniveu voraussichtlich niedrig bleibt und die Kapitalanlagen von Lebensversichern typischerweise eine geringere Laufzeit aufweisen als die Leistungsversprechen an die Kunden, sollte die Garantiefinanzierung auch künftig im Auge behalten werden“, schlussfolgert Heermann.

Umfeld der Lebensversicherer verbessert

Neben diesen Aspekten äußert sich Assekurata im Marktausblick zu weiteren Branchenthemen wie dem Wachstumsumfeld der Lebensversicherer. Letzteres sehen die Asssekurata-Analysten zumindest kurzfristig verbessert und prognostizieren für das Neugeschäft 2019 nach Annual Premium Equivalent (APE) im Vorjahresvergleich eine 10-prozentige Erhöhung (2018: 4,1 Prozent).

Als Hauptbelastungsfaktor sieht Assekurata weiterhin das äußerst schwierige Zinsumfeld, das sich im laufenden Jahr nochmals verschärft hat, wodurch zugleich der Druck auf die Produkt- und Kostenstrukturen hoch bleibt. Mit Blick auf Solvency II weisen per Ende 2018 viele Anbieter hohe Solvenzquoten auf, auch im europäischen Vergleich.

Allerdings leiden die Solvenzquoten ebenfalls stark unter dem jüngsten Zinsverfall. Perspektivisch sollten hier auch mögliche regulatorische Änderungen durch den „Solvency-II-Review“ unter Beobachtung bleiben, insbesondere bei schwach kapitalisierten Anbietern, deren Quoten ohne Erleichterungsmaßnahmen die 100-Prozent-Hürde heute noch nicht oder nur knapp übertreffen.

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